Unser Leben wird anders werden – aber nicht unbedingt schlechter.

 

Seit mehr als einem Jahr gibt es für uns alle nur EIN Thema. Allein die Fragestellung ob es eine Ära „nach Corona“ überhaupt gibt, ist schon diskussionswürdig. Denn es wird wohl länger (für immer?) ein Leben MIT Corona bleiben.

Aber dennoch kann und MUSS es wieder eine Zeit der Normalität geben. Vor allem Tourismusunternehmen, aber auch der Handel, Freizeit- und Sportanbieter, Kunst und Kultur liegen gefühlt seit Ewigkeiten brach. Der Rückblick auf Veranstaltungen wie das Knödelfest oder Spartan Race 2019, mit damals noch -zigtausenden BesucherInnen und TeilnehmerInnen, erscheint fast wie eine Fata Morgana. Kann und wird es das in absehbarer Zeit wieder geben (können/dürfen)? Viele Fragen tun sich auf, deren Beantwortung vielfach nicht in unseren Händen liegt, sondern in denen der europäischen Regierungen, Epidemiologen, Virologen und der Pharmaindustrie.
Trotzdem – oder gerade deswegen – müssen wir uns auf ein „Danach“ vorbereiten.

Neue Fitness ist gefragt

Manches ist simples Handwerk. Wir müssen unsere Betriebe, unsere Mitarbeiter, unsere Freizeiteinrichtungen „auf Knopfdruck“ hochfahren können und uns dementsprechend vorbereiten. Wir müssen uns selbst wieder auf „Normalbetrieb“ einstellen. Hygienekonzepte werden uns noch eine Weile begleiten, testen und impfen noch länger zum Alltag gehören, tja, und wohl auch die Masken werden uns noch länger erhalten bleiben. Der Preis für ein „freies“ Leben erscheint relativ hoch und ich frage mich immer wieder: Will ich mich daran überhaupt gewöhnen?
Um damit umgehen zu können, braucht es eine neue Fitness, im Kopf, mental wie auch emotional. Wir müssen uns selbst vermehrt Yapadu-Gefühle, also Glücksmomente, schaffen. Jeden Zentimeter an Normalität, den wir zurückerobern können, wie einen kleinen Sieg feiern – auch wenn Feiern momentan doch deutlich anders ausschaut als gewohnt. Wir dürfen nicht darauf hoffen, dass die Normalität zurückkehrt wie vorher, denn wir alle haben uns verändert, ob wir es wollen oder nicht.

Anders, nicht schlechter

Allein durch diese Veränderung in unserer Gesellschaft, in Gewohnheiten, im Umgang miteinander, im Abstandhalten, wird sich vieles vielleicht sogar dauerhaft ändern. Auch unsere Gäste werden anders sein als vorher. Anders bedeutet jedoch nicht schlechter – wir müssen nur die entsprechenden Rückschlüsse ziehen, unsere Angebote anpassen und auch die Art und Weise, wie wir Gastfreundschaft leben, muss sich dem anpassen.
Kleiner, feiner, individueller. Klasse statt Masse. Das sind Schlagworte, welche vor allem den Tourismus begleiten werden. Weniger ist das neue Mehr – weniger (große) Veranstaltungen, weniger Menschen am selben Fleck, weniger Fernreisen, dafür umso mehr Kurz- und Nahurlaube werden nur einige Ausprägungen sein, die unsere Anpassung erfordern.

Eine große Chance

Gewinnen werden dabei all jene, die sich diesen neuen Herausforderungen stellen, diese gut und „situationselastisch“ meistern und gleichzeitig authentisch präsentieren. Darin liegt auch eine große Chance, nämlich unsere Welt, die Wirtschaft und unser Leben nachhaltig zu verändern. Die Grundvoraussetzungen dafür bietet unsere Region. Noch können wir zumindest in Teilbereichen selbst gestalten, wo unsere künftige Reise hingehen soll. Gerade die
Kleinstrukturiertheit und regionale Verankerung vieler Unternehmen bietet dafür eine gute Basis.
Nicht „schneller-höher-weiter“, sondern „individueller-persönlicher-verträglicher“ könnte daher die Devise lau­-
ten. Wachstum nicht um jeden Preis, sondern im notwendigen Ausmaß. Innovative Weiterentwicklung und Werterhaltung von Bestehendem – denn eines ist stärker ausgeprägt denn je: das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit, Normalität und Geborgenheit. Auf einmal „reicht“ eine möglichst intakte Natur als Kulisse zur Erholung von Geist, Körper und Seele. Ent- statt Anspannung könnte verstärkt in den Mittelpunkt eines Urlaubs rücken. Wandern, Radfahren, Genuss möglichst regionaler Kulinarik kann weiter an Bedeutung gewinnen. Regio­naler Lebensraum, der Einklang von Einwohnern und Touristen, ein verstärktes in Wert setzen und Wertschätzen unserer Kulturlandschaft werden ebenfalls positive Beschleuniger für die Zukunft sein (müssen).

Der Sommer könnte …

Der bevorstehende Sommer 2021 (der hoffentlich stattfinden wird), wird sich wohl deutlich vom letztjährigen unterscheiden, da auch weiterhin Abstand, Hygiene und Einschränkungen gegeben sein werden. Mit entsprechender Reisefreiheit KÖNNTE es wirtschaftlich/touristisch für unsere Region durchaus ein guter Sommer werden – dies wird sich in den nächsten 2 bis 3 Monaten anhand der politischen Reisevoraussetzungen entscheiden.
Wie es darüber hinaus weitergeht? Keine Ahnung, denn „nichts genaues weiß man nicht“. Aber ich wünsche uns allen, dass wir uns schon bald wieder ins Gesicht schauen, die Hände schütteln oder uns vielleicht sogar wieder umarmen und unbeschwert unterhalten können. Nutzen wir diesen Einschnitt als CHANCE für ein „Hin zu Neuem, nicht zurück zu Altem“. Dann bin ich davon überzeugt, dass wir schon bald fitter denn je sein könnten…..

Ihr Gernot Riedel
GF TVB Kitzbüheler Alpen St.Johann i. T.