SchülerInnen der MS 1 in St. Johann schildern, wie es ihnen im vergangenen Schuljahr ergangen ist.

Vorweg: Nicht alles war schlecht, darüber sind sich Johanna, Christina, Luis, Matthias, Lisa und Patrizia bei unserem Gespräch Anfang Juni dieses Jahres einig.

Positiv war zum Beispiel, dass man sich während der Distance-Learning-Phase den Schulweg ersparte und deshalb länger schlafen konnte. Zustimmendes Lächeln und Nicken in der Runde. „Ja, das war definitiv so“, bestätigt die St. Johannerin Christina Zöschg aus der 4b, und auch ihre Klassenkameradin Johanna Perthaler aus Ellmau sieht das so: „Ich habe die Zeit des Distance-Learnings richtig genossen, auch wenn man sich alles gut einteilen hat müssen. Da hat man gleich was fürs Leben gelernt, man musste einen Plan haben, Abgabetermine einhalten und so weiter. Für mich war das nicht schwer, man konnte ja immer die Lehrer anschreiben oder anrufen.“ „Wenn die Lehrer nicht verlangten, dass man die Kamera einschaltet, konnte man die Videokonferenzen auch im Pyjama machen, das war schon cool“, erzählt Christina. Sie habe das manchmal auch so gehalten. Lisa Hochfilzer aus der 1b gesteht verschmitzt lächelnd, sie sei dem Unterricht manchmal sogar vom Bett aus gefolgt – mit dem Laptop. Sich zu motivieren, sei ihr nicht immer leicht gefallen, meint Patrizia Friesacher, die ebenfalls die 1b besucht. „Schulegehen ist leichter“, steht für sie fest.

 

„Chillige Zeit“

Die sozialen Kontakte habe sie nicht vermisst, erzählt Lisa. Sie habe sich manchmal mit ihrer Freundin verabredet, das reichte ihr. Auch Christina traf sich mit Freundinnen zum Skifahren oder Rodeln – und vermisste darüber hinaus den Kontakt zu den KlassenkameradInnen nicht.

Luis Hinterholzer aus der 3a sieht das vergangene Schuljahr insgesamt positiv, denn er hat sich seine Noten verbessert. „Weil ich nicht schwätzen hab’ können wie in der Schule“, sagt er keck. Matthias Weihs, sein Klassenkollege, hat auch das Gefühl, dass das Schuljahr etwas leichter war als ein normales.

Diese Aussagen passen so gar nicht zum Bild der „leidenden Jugend“, das man häufig vermittelt bekommt. Christina bringt es auf den Punkt: „Es war eigentlich alles ganz chillig. Hin und wieder ist uns die Decke auf den Kopf gefallen, dann sind wir halt raus ins Freie.“ Einen positiven Nebeneffekt stellt auch Johanna fest: „Normalerweise habe ich mich mit meinen beiden älteren Brüdern immer viel gestritten. Während des Lockdowns hat das lustigerweise viel besser geklappt zwischen uns. Wenn man immer gemeinsam daheim sein muss, hat man keine Lust zu streiten.“ Von einem etwaigen Lagerkoller war auch bei den anderen Kids keine Spur. „Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass ich es nicht mehr aushalte“, sagt Matthias.

 

Kleine Gruppen bevorzugt

Nach dem Lockdown kamen die Kinder in halbierten Gruppen wieder in die Klasse – jeden zweiten Tag. Auch das war für sie kein Problem, wie sie berichten. „Es war gemütlicher, ruhiger“, sagt Luis. „Es war schon fein. Denn wenn alle zusammen sind, haben manche das Gefühl, sich hervortun zu müssen“, schildert Christina. Das bringe dann Unruhe und Stress. Manchen SchülerInnen tue es schon gut, wenn wieder alle da sind, aber manche hätten die Teilung gerne beibehalten. Dass man in kleineren Gruppen öfter „drankommt“, stört nicht. „Man fühlt sich dann besser betreut“, sagt Luis.

„Für uns Schüler war es leichter, aber für die Lehrer war es in den Nebenfächern sicher komplizierter“, weiß Christina. Ihr Verständnis für „die andere Seite“ kommt nicht von ungefähr: Ihre Mutter arbeitet als Lehrerin in Kufstein.

 

Nicht allen ging es so gut

Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs Anfang Juni kämpft Luis mit seiner Motivation. Die anderen auch, wie sie bestätigen. Vieles sei heuer so anders gelaufen, von einem Tag auf den anderen hätten sich Änderungen ergeben, es gab so viele Unsicherheiten … all das schlägt sich im Juni auf die Begeisterungsfähigkeit der SchülerInnen nieder. Nicht nur ihre LehrerInnen sind müde – auch sie wirken so. Das Schlimmste sind für Luis damals noch die Masken. Johanna sagt: „Man versteht Leute, die abends völlig fertig sind und davon Kopfweh bekommen, man kann ja auch nichts trinken während des Unterrichts“.“

Das Zeugnis ist besonders in den Abschlussklassen wichtig. „Man hat heuer leichter gute Noten bekommen, wenn man eine gute Mitarbeit gezeigt hat“, weiß Johanna. Sie habe ihre Chancen genützt, sagt sie.

Aber das haben nicht alle. Und nicht alle sind so gut durch die letzten Monate gekommen wie Johanna, Christina, Matthias, Luis, Lisa und Patrizia. „Wir haben schon auch Leute in der Klasse, die es nicht auf die Reihe bekommen haben, die total demotiviert sind und wirklich schlechte Noten haben“, räumt Christina ein. Ohne Pandemie wäre es jenen besser ergangen, da ist sie sich sicher. Auch Lisa und Patrizia wissen von solchen Fällen in ihrer Klasse, genauso wie Luis und Matthias.

Das heißt: Viele SchülerInnen haben das Corona-Jahr gut gemeistert und sich sogar den einen oder anderen Vorteil verschafft. Aber für Einzelne war es wirklich sehr schwierig.

 

Impfen? Ja, bitte! Und zwar gleich.

Worauf freuen sich die Kids am meisten in den Ferien? „Darauf, keine Schule zu haben“, meint Luis lakonisch. Christina freut sich am meisten darauf, dass der Stress mit dem Testen wegfällt, die Maskenpflicht und das alles. „Dass man selber entscheiden kann, was man tut.“ Johanna, Christina, Matthias und Luis sind 14 beziehungsweise 13 Jahre alt. Sobald es möglich ist, wollen sie sich impfen lassen. Lisa und Patrizia sind elf und müssen noch warten, bis der Impfstoff auch für ihre Altersgruppe freigegeben ist. Bedenken, dass er nicht sicher sein könnte, haben die SchülerInnen nicht. Sorgen macht sich Johanna eher darüber, ob sie ihre Schwester, die ein Baby bekommt, ohne Impfung im Krankenhaus besuchen dürfen wird. Einiges Kopfzerbrechen bereitet ihr und Christina auch das nächste Schuljahr. Sie sind dann an einer neuen Schule (Johanna wird die Weitau besuchen, Christina die HBLW in Saalfelden) und kennen die Gepflogenheiten dort und auch ihre KlassenkameradInnen noch nicht. Digitaler Unterricht ist unter diesen Voraussetzungen eine schreckliche Vorstellung für die beiden.

Luis wünscht sich, dass es im Herbst wieder „normal“ weitergeht. Für Matthias wäre es nach eigenen Angaben besser, wenn das ganze Jahr über Distance-Learning oder eine andere Unterrichtsform gelte – Hauptsache, immer dieselbe. „Immer dieses Hin und Her, das ist anstrengend.“ Dem stimmen alle zu.

 

Die Ausflüge fehlen

Johanna hofft, dass es an ihrer neuen Schule wieder Klassenfahrten geben wird, solche, wie es in normalen Jahren auch an der MS gab. Sie, Christina und die ganze Klasse fielen um die Sport- und um die Wienwoche um. Dabei hatte sich Johanna schon in der Volksschule auf diese besonderen Ausflüge gefreut. In den Prater gehen, ein Musical besuchen und dafür ein schönes Kleid anziehen, mit der U-Bahn fahren … alles abgesagt. „Klar kann man das auch mit den Eltern, aber mit der Klasse ist das etwas ganz anderes“, sagt Christina. „In einer Jugendherberge wohnen, sich Streiche spielen und all das, …“, sie lacht. Das gehöre einfach dazu, davon hätten schon so viele ältere Mädchen erzählt.

„Die schönsten Erinnerungen mit der Klasse sind doch immer bei den Ausflügen entstanden“, sagt Johanna und erntet dafür Zustimmung von allen. „Die Pandemie hat uns viele davon geklaut“, so Christina betrübt.

Die Unbekümmertheit, mit der man im Alter zwischen zehn und 14 Jahren seine Erfahrungen auf Klassenfahrten macht, kommt nicht wieder. Aber viele andere schöne Erinnerungen kommen bestimmt noch dazu, und bestimmt auch noch viele schöne Ausflüge mit SchulkollegInnen. Soviel ist sicher. In diesem Sinne wünschen wir allen: schöne Ferien!

Doris Martinz