Giulia Franzl, Florian Pletzenauer und Eveline Brandstätter unterrichten an der MS 1 in St. Johann. Sie schildern, wie sie das letzte Schuljahr erlebten.
Hurra, Ferien! Zeit, ein ungewöhnliches Schuljahr hinter sich zu lassen. Zuvor aber noch ein kurzer Blick zurück: Anfang Juni unterhielt ich mich mit Lehrpersonen der Mittelschule 1 in St. Johann – mit Giulia Franzl aus Erpfendorf, Florian Pletzenauer aus Fieberbrunn und Eveline Brandstätter aus St. Johann:? Damals liegen bereits einige Wochen regulären Schulbetriebs hinter ihnen – nach Lockdown mit Distance-Learning und „Schichtbetrieb“ bis Mai 2021. Aber es herrscht noch Maskenpflicht, auch am Sitzplatz. Freuen sich die SchülerInnen dennoch, dass alle wieder zusammen in der Schule am Unterricht teilnehmen können? „Ja, die Stimmung ist eigentlich schon sehr gut“, sagt Franzl damals. Mit Maske sei es natürlich anstrengender als sonst, aber die Kinder hätten sich recht schnell daran gewöhnt. „Jein“, schränkt Pletzenauer ein. Manchen Kindern gehe die Maske schon total auf die Nerven. Aber die Einsicht, dass es sie braucht, überwiege. Anstrengender sei der Schultag mit Maske auch für die Lehrkräfte, schildert Franzl: „Weil man ja viel lauter reden muss. Speziell im Sprachunterricht ist sie hinderlich.“ Zudem mache es die partielle Gesichtsbedeckung schwieriger, die Emotionen der SchülerInnen zu erkennen. „Wenn man als Lehrer in die Klasse schaut und nur Augen sieht, ist das nicht so einfach“, nickt Pletzenauer. „Wir sind die Maske zwar gewohnt, aber sie bedeutet schon eine riesen Veränderung.“
Die einen taten sich leicht, die anderen schwerer
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass manche Kinder gar nicht so unzufrieden waren mit dem Distance-Learning. Es bedeutete ja auch länger schlafen können, kein Stress mit dem Schulbus, … „Bei uns hielt sich das in etwa die Waage“, erklärt Franzl. „Je älter die SchülerInnen sind, desto mehr genossen sie die Vorteile wie das Ausschlafen-Können. Sie organisieren sich ja auch schon ganz gut selbst. Für die kleineren war die Situation nicht so einfach. Sie brauchen mehr Hilfe, sind im Umgang mit dem Computer natürlich noch nicht ganz so versiert und sozial nicht so gut vernetzt“. Pletzenauer teilt seiner Erfahrung nach die Kinder in drei Gruppen ein: Jene, die sich super organisierten und alles im Griff hatten, die, die sich alleine gelassen fühlten und nur „am Rudern“ waren und eine große Gruppe, die alles einfach so nahm, wie es kam – ohne sich groß Gedanken zu machen.
Und das Zeugnis?
Das Corona-Schuljahr war für die SchülerInnen in manchen Belangen anstrengender als ein „gewöhnliches“, aber es brachte auch Vorteile. Franzl: „Aufgrund fehlender Lernzielkontrollen hatten wir weniger Noten, die für die Zeugnisnote herangezogen werden konnten. Ein Vorteil für so manche SchülerInnen – sie konnten sich damit nicht verschlechtern.“ Rücksichtnahme war in jedem Fall angesagt, wenn es daheim bei der Technik oder sonst an Unterstützung fehlte. Die Möglichkeit der Betreuung in der Schule während des Lockdowns nahmen viele SchülerInnen wahr – auch in den Semesterferien. „Was uns positiv auffällt, ist, dass unsere SchülerInnen heuer vom Lehrstoff her auf in etwa demselben Stand sind wie in anderen Jahren“, so die stellvertretende Schulleiterin Eveline Brandstätter. Man habe die Inhalte gut vermitteln können. Schulintern habe man sich auch im „Schichtbetrieb“ gut organisiert. Natürlich brachte das Jahr so manche Herausforderung, gerade auch in technischer Hinsicht. „Beim ersten Lockdown im März 2020 war die Umstellung auf Distance Learing noch schwierig, aber inzwischen haben wir viel dazugelernt – wir LehrerInnen, aber auch die SchülerInnen und ihre Eltern“, so Brandstätter. Wie selbstverständlich und sicher heute viele Kinder mit der digitalen Kommunikation umgehen, mit PC, Notebook oder Tablet, wie viel sie an Kompetenz in diesem Bereich gewonnen haben, sei wirklich beeindruckend. Die letzten Monate haben also auch Positives gebracht.
Erholung ist gefragt
Für Pletzenauer bestand die größte Herausforderung im vergangenen Schuljahr darin, auf digitalem Weg einen abwechslungsreichen, motivierenden Unterricht zu halten. „Alles, was man sonst an Methodik anwendet, war ja nicht möglich“, erinnert er sich. Er habe dann einige Inhalte über Spiele am Computer vermittelt, „das haben die Kinder geliebt.“ Präsenzunterricht sei nicht zu ersetzen, das habe sich gezeigt.
Schon im Juni freuen sich Franzl und Pletzenauer auf die Ferien, Urlaub und Meer – mehr noch als in anderen Jahren. „Diesmal ist mein Bedarf an Erholung höher als sonst. Ich bin müder, brauche auch die Wochenenden dringender als sonst“, gesteht Pletzenauer. Für das kommende Schuljahr wünscht er sich Normalität und einen vernünftigen Umgang mit der Pandemie. Und Franzl hofft, dass die Maskenpflicht zumindest am Sitzplatz endgültig der Vergangenheit angehört. „Und dass die Kinder alle gesund bleiben“, sagt sie lächelnd. Ja, Gesundheit ist das, was wir uns alle wünschen, mehr noch als alles andere. In den kommenden Wochen heißt es also den Sommer genießen und Energie und Kraft tanken …
Doris Martinz
Anmerkung der Redaktion: Am 15. Juni 2021 wurde die Maskenpflicht aufgehoben – zumindest am Sitzplatz