Franz Berger verabschiedet sich nach 40 Lehrjahren von der LLA Weitau.
Ein verschmitztes, jugendliches Lächeln auf den Lippen, den Motorradhelm unter dem Arm, eine Lederjacke über der Schulter: Ganz schön cool kommt der langjährige Weitau-Direktor Franz Berger zum Interview. „Ein bisschen Abenteurer bin ich schon“, verrät er, „das hält jung, genauso wie mein Beruf.“ Es scheint zu stimmen: Wohl kaum würde man vermuten, dass er knapp vor der Pension steht – nach 40 Lehrjahren an derselben Schule, davon 25 Jahren in der Schulleitung, erwarten ihn nun wohlverdiente dauerhafte Ferien, denen er folgendermaßen entgegenblickt: „Mit sehr viel Vorfreude und ein wenig Wehmut.“ So vielseitig und umtriebig wie Franz ist, wird ihm aber bestimmt nicht langweilig. Neben seiner Tätigkeit als Schuldirektor kennen ihn viele als Obmann des Sozialsprengels, begeisterten Sportler und Musiker (der sogar eigene Songs schreibt) sowie ehemaligen Politiker im Tiroler Landtag. „Bei allem, was ich bisher gemacht habe, war es für mich immer am schönsten, wenn ich anderen helfen und eine kleine Freude bereiten konnte“, fasst er zusammen.
Viele Wege führen nach St. Johann
Franz’ Werdegang, der ihn an „seine“ Schule führte, klingt beinahe schicksalshaft: „Viele Weggabelungen haben mein Leben gelenkt und zu dem gemacht, was es heute ist.“ Eigentlich wollte der gebürtige Loferer, dessen Interessen schon immer breit gefächert waren, die HTL besuchen oder den elterlichen Betrieb übernehmen. Anstatt dessen bekam er die Zusage just für eine HBLA mit landwirtschaftlichem Schwerpunkt – später sollte sich dieser Kreis bekanntermaßen schließen. Durch einen seiner Lehrer inspiriert, ging er nach der Matura an die Pädak nach Wien. „Dieser Lehrer war für mich ein Vorbild, er hat sich für seine Schüler eingesetzt, das wollte ich auch.“ 1981 begann Franz Berger Mathe, Sport sowie Landtechnik und Baukunde an der LLA Weitau zu unterrichten, 1996 übernahm er die Schulleitung und so eine Fülle an Aufgaben: „Weil wir einen Betrieb und eine Landwirtschaft dabeihaben, ist die Direktion ein Management-Job. Man ist zudem Personalchef für 80 Leute, direkter Ansprechpartner, vielleicht auch ein bisschen Psychologe. Und manchmal muss man unpopuläre Entscheidungen treffen oder streng sein.“
Pokerface
Dabei ist Franz’ Strenge manchmal nur ein „Pokerface“, wie er augenzwinkernd gesteht: „Hin und wieder muss man schon Tadel für teils abenteuerliche Streiche aussprechen, über die man – solange niemand zu Schaden kommt – selbst lachen könnte.“ So war es etwa auch, als Schüler „aus Versehen“ ein WC mit Schweizer Krachern sprengten … Franz grinst beim Gedanken an diesen Vorfall. „Ich verfolge gern, welche Wege unsere Schüler nach der Weitau gehen und da fällt auf, dass die sogenannten ,Ganggerl‘ oft sehr erfolgreich sind, eine starke Bindung zur Schule haben und gerne wiederkommen.“
Mit der Zeit gehen
In Franz’ Zeit an der Schule veränderte sich viel, zahlreiche Großbaustellen sowie ständige Neuerungen sorgten dafür, dass die Weitau mit der Zeit ging und heute zum Beispiel modernste Werkstätten zu bieten hat. „Wir versuchen, modern und zeitgemäß zu sein und uns trotzdem auf unsere Werte zu besinnen.“ Das kommt sowohl bei den Schülern als auch bei den Arbeitgebern gut an, Weitau-Absolventen sind gefragt. Überhaupt hat sich die Schule bestens etabliert, wie Franz nicht ohne Stolz erzählt. Mittlerweile ist der gesellschaftliche Background der Schüler, die von nah und fern kommen, sehr durchmischt; nur etwa die Hälfte von ihnen hat eine Landwirtschaft zu Hause. Ebenso vielfältig ist das Berufsbild nach der Weitau: Viele gehen in Pflegeberufe, absolvieren eine Lehre oder einen Aufbaulehrgang. So modern die Schule auch ist, wird dennoch stets darauf geachtet, den Schülern ein behütetes Umfeld zu bieten. „Zu den großen Erfolgsgeheimnissen zählt das Leben des persönlichen Kontaktes. Für uns ist es zudem wichtig, unseren Schülern das Rüstzeug für ein selbstbestimmtes Leben mitzugeben.“
Zwischenresümee
Für Franz war seine Tätigkeit immer eine erfüllende, sinnstiftende, auf die er voller Dankbarkeit zurückblickt: „Ich möchte die Jugend wirklich sehr loben. So viele besondere, wunderbare, lässige junge Leute durfte ich kennenlernen und ein Stück weit begleiten.“ Dabei hat er sein Ziel, anderen zu helfen, bestimmt erreicht. Man darf gespannt darauf sein, wie der vielseitige Franz Berger seine dauerhaften Ferien gestalten wird – bestimmt mit viel Musik, Sport, sozialem Engagement und auf jeden Fall voller Freude an allem, was er tut. Alles Gute bei deinen nächsten Abenteuern, lieber Franz!
Christina Feiersinger