Hannes Jaklitsch erzählt von seinem St. Johanner Portwein, einzigartigem Weinkeller und warum Wein so viel mehr als nur ein Getränk ist.
Der Wembachkeller, der seinen Namen vom kleinen Bach, der von der Grander Schupf talwärts rinnt, erhalten hat, ist auf den ersten Blick ziemlich unscheinbar. Mit dezentem, weißem Sandstein verkleidet schmiegt sich der Kellereingang an das Gebäude, das auch Ferienwohnungen für Gäste beherbergt. Hannes Jaklitsch öffnet die massive Holztüre und zeigt uns seinen verwirklichten Traum und Lebenswerk.
Vor uns erstrecken sich mehrere Kellergewölbe mit schmiedeeisernen Türen. Es duftet nach gelagertem Wein in Holzfässern und es ist ziemlich kühl, auch für diese Jahreszeit. „Diesen Temperaturunterschied macht alles die Natur,“ erklärt Hannes. Zwei Jahre hat die Fertigstellung seines Wembachkellers gedauert, 2008 war es so weit. „Das war ordentlich viel Arbeit, den ersten Teil habe ich mit meinen Söhnen händisch ausgegraben. Eine Besonderheit ist auch die Schwerkraftlüftung, wodurch ein natürlicher Luftaustausch möglich ist.“
In den Kellerabteilen lagern in ordentlichen Reihen Flaschen verschiedenster Weine. „Ich biete keine großen Mengen an, nur sorgfältig ausgesuchte Weine. Manche dieser Flaschen bekommt man nirgendwo anders mehr sonst.“ Er zeigt auf ein Abteil, das einige Amarone della Valpolicella birgt. „Von diesen Weinen bin ich ein großer Fan, sie sind voller Kraft und Dichte, einige davon sind aus den 60er Jahren.“
Der Wembach Port
Der wohl größte Schatz im Weinkeller von Hannes Jaklitsch ist sein eigener Wembach Port. Dieser besteht aus einem gemischten Satz aus acht verschiedenen Rebsorten. „Ich beschäftige mich auch intensiv mit den Reben. Der Großteil wird aus der Muscaris und dem Dornfelder gewonnen.“ Er zeigt auf einen handgeschriebenen Zettel am Topf der Maische. Darauf ist genau ersichtlich, wie viel Liter von welchem Stock darin enthalten sind. Insgesamt hat Hannes um die 200 Weinstöcke auf verschiedenen ausgewählten Plätzen in St. Johann in Tirol stehen. „Ursprünglich war es schon die Idee, Wein herzustellen. Leider war das Ergebnis nicht zufriedenstellend. Dafür gehe ich nun meiner Faszination, die ich seit jeher für Portwein hege, nach.“
Jede Flasche ist ein Unikat Portwein braucht neben all der Expertise vor allem eines – Zeit. „Bei mir geht alles sehr langsam. Ich habe keinen Druck und es braucht so lange, wie es eben braucht. Die nächste Füllung, die nun bevorsteht, ist von 2016.“
Pro Füllung entstehen um die 100 Flaschen. „Jede dieser Flaschen ist ein Unikat mit eigener Nummer und von einer steirischen Künstlerin handgefertigt. Daher variiert auch die Inhaltsmenge – diese hier zum Beispiel enthält 598 ml.“ Er zeigt auf die edel verzierte Flasche mit schwarzem Etikett am Flaschenhals. Dieses gibt genauen Aufschluss über den Verschnitt und sogar der Lagerung. „Ich habe hier verschiedene Eichenfässer – aus Frankreich, Wien und Amerika. Und dieses hier,“ er zeigt auf ein reich verziertes Fass mit dem St. Johanner Wappen, „ist sogar aus Akazie – all dies trägt zur Geschmacksbildung bei.“
Wein ist Kultur, Wein ist Leben
Wenn Hannes Jaklitsch über Wein spricht, ist er spürbar in seinem Element. Er selbst sagt: „Wein ist Kultur, Wein ist Leben – ein Wunder der Natur.“ Vom Wembachkeller führt eine Wendeltreppe hoch in den hellen, voller Liebe zum Detail eingerichteten Verkostungsraum. Mittelpunkt ist ein imposanter Tisch – 400 kg
Massivholz aus seinem eigenen Walnussbaum, angefertigt von einem Freund. „Hier wird viel gefachsimpelt, verkostet, genossen,“ erklärt Hannes schmunzelnd.
Verkostet wird ca. 1 bis 2-mal im Monat. Beliebte Themen sind hierbei sogenannte Länderkämpfe, wo Hannes die seiner Meinung nach besten Weine aus verschiedenen Ländern auswählt oder Verkostungen einer bestimmten Weinsorte aus verschiedenen Jahrgängen von Weingütern.
Seine Liebe zum Wein hat Hannes bereits in der Berufsschule entdeckt. Es wundert also nicht, dass der gebürtige Steirer von 1976 bis zur Rente im Weinverkauf tätig war. Als Vertreter und Verkäufer war er mit zahlreichen Winzergruppen auf Exkursionen international unterwegs. Seine Augen strahlen, wenn er von verschiedenen Weingärten rund um die Welt spricht und er hat so einige Geschichten auf Lager. So erzählt er von Weingärten in Portugal, die in gelockertes Schiefergestein gesetzt werden und Weinreben im Herzen Spaniens, die Temperaturunterschieden von bis zu 60 Grad –20 Grad minus im Winter und 40 Grad plus im Sommer – standhalten müssen. Und dass Weine sterben können. „Jeder Wein reagiert unterschiedlich auf Sauerstoff. Manche Weine, die weniger standhaft sind, brechen sichtbar zusammen und werden schwarz.“ In solchen Fällen wird der Wein dem Weingarten zurückgegeben.
Wein verbindet
Hinter dem Verkostungsraum hat man einen schönen Blick auf den Weingarten von Hannes Jaklitsch. Er wird bei den verschiedenen Arbeiten, die die anspruchsvollen Reben voraussetzen, gerne von seinen Kindern und Weinfreunden unterstützt. „Ich habe einige natürliche Feinde, die ich beachten muss. Diese sind der Spätfrost, der Hagel, die Amseln sowie Bienen und Wespen.“ Hannes zeigt auf eiserne Gestelle, die die Weinreihen flankieren. „Darüber wird ab Mitte Mai ein Dach aus einem Netz gespannt, so sind die Reben vor dem Hagel geschützt. Sobald die Trauben sich verfärben, wird der Vorhang drumherum zugemacht – so kommen auch keine Wespen und Bienen mehr an die Früchte.“
Die Weinlese ist jedes Jahr ein Highlight, wo schon mal um die 17 Leute für die ca. 41 Liter zusammenkommen. „Es ist wie ein großes Familienfest, wo man nach getaner Arbeit bei einer Jause und natürlich einem guten Wein zusammensitzt.“
Es wird gut, wenn man seinem Herzen folgt
Ertragreiche Weinstöcke in einer Region, die wahrscheinlich nicht prädestiniert für den Weinbau ist, ein großartiger Weinkeller und ein außergewöhnlicher Portwein – Hannes hat sichtbar seinen Lebenstraum verwirklicht. „Ganz gleich was man macht, man muss es mit Herz machen. Ehrlich sein und zu dem stehen, was man ist – auch wenn dieser Weg wahrscheinlich der langsamere ist.“ Eine Portion Ehrgeiz und Glück braucht es wohl auch – dabei zeigt er auf zwei Bilder in seinem Verkostungsraum, die ihn inmitten einer großen Familie, seiner Bande, wie er liebevoll sagt, zeigen. „Ohne meine Frau wäre das alles nicht möglich gewesen. Wir haben bereits goldene Hochzeit gefeiert und ich bin froh, sie an meiner Seite zu haben. Meine Kinder unterstützen mich auch, wo sie können – in ihnen lebt meine Leidenschaft für den Wein vielleicht ein Stück weiter.“
Viktoria Defrancq-Klabischnig