Anna Krimbacher, Absolventin am Medicubus, erzählt von ihrer Ausbildung, von ihrem schönsten Moment und Heiratsanträgen.
Wir treffen uns an einem ihrer freien Tage in einem Café. Sie habe zuletzt eine 60-Stunden-Woche absolviert, erzählt Anna, diese Woche dafür aber fünf Tage hintereinander frei. „Das ist fast wie Kurzurlaub, wo hat man das sonst schon?“, fragt sie rhetorisch und strahlt über das ganze Gesicht. Es ist ihr anzusehen: Diese junge Frau ist glücklich in dem, was sie tut.
Die 18-jährige Westendorferin absolviert zurzeit die Diplomausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin im Medicubus in St. Johann, bald ist das zweite von drei Jahren geschafft. Sie absolvierte zuvor die dreijährige Ausbildung an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Weitau. Damals gab es die heutige Kooperation zwischen der LLA Weitau und dem Medicubus* noch nicht, ihre ersten Kontakte zu Beruf und Krankenhaus liefen dennoch bereits über die Schule. Die Ausbildung gestaltet sich wie erhofft: „Cool ist, dass sich bei uns Theorie- und Praxisblöcke immer abwechseln. Was man in der Theorie gelernt hat, kann man in der Praxis gleich umsetzen. Und was man in der Praxis gelernt hat, kann man mit der Theorie verknüpfen.“ So falle das Lernen leichter, meint Anna. Was ihr ebenfalls gefällt: Schulleiter Helmut Wallner und der medizinische Leiter Andreas Reiter seien „volle OK“ und immer für die Schüler:innen da: „Die Schulleitung steht voll und ganz hinter uns. Man kann sich mit allem, was einem auf dem Herzen liegt, an sie wenden, da fühlt man sich total aufgehoben!“
Sie habe in den letzten eineinhalb Jahren schon viel gelernt und für sich mitgenommen, auch Zwischenmenschliches. Sie könne heute zum Beispiel mit Situationen umgehen, die viele ältere Menschen vor große Herausforderungen stellen, meint sie. Zum Beispiel das Eingehen auf sterbende Menschen, die palliativ betreut werden. „Man lernt zuzuhören und ein Gespür dafür zu entwickeln, was Menschen gut tut.“ Das sei nicht nur am Sterbebett eine wichtige Kompetenz, weiß Anna. Dass sie in ihrem Beruf so vielen Menschen helfen kann, ganz unmittelbar durch ihr Tun, macht sie selbst glücklich und zufrieden. „Ich rede gerne mit den Patientinnen und Patienten, ich bringe sie gerne zum Lachen, gerade, wenn es ihnen nicht so gut geht. Die meisten wissen das Engagement des Pflegepersonals sehr zu schätzen, und wenn jemand danke sagt, dann tut das richtig gut.“
Fast so cool wie im Film
In welcher Abteilung sie einmal arbeiten wird, wenn sie die Ausbildung abgeschlossen hat, weiß sie noch nicht. Bis jetzt war noch „jedes Praktikum das tollste“. Besonders gut gefiel es ihr aber in der Unfallambulanz. Weil man da nicht wisse, was kommt und selbstständiges Arbeiten gefragt sei. Unfallambulanzen stehen ja oft bei Filmen und Serien wie zum Beispiel „New Amsterdam“ im Mittelpunkt. War es beim Praktikum so cool wie im Film? „Fast“, sagt Anna. Nur fast? Woran lag’s, waren die Ärzte nicht so gutaussehend wie auf dem Bildschirm? „Kein Kommentar“, sagt Anna und lächelt verschmitzt.
Den schönsten Moment bislang in ihrer Ausbildung erlebte sie während eines Praktikums im Altersheim: Ein Bewohner hatte Geburtstag, zum gemeinsamen Feiern kamen alle Mitbewohnerinnen und Mitbewohner aus ihren Zimmern – zu Fuß, mit dem Rollator oder Rollstuhl, manche wurden in ihren Betten herausgebracht. Zusammen sangen dann alle ein Geburtstagsständchen, man stieß mit Eierlikör auf den Jubilar an. „Für mich war das so ergreifend. In diesem Moment war alles ausgeblendet, das Alter und die ganzen Gebrechen, und alle haben sich einfach nur gefreut.“
Annas wunderschöne blaue Augen mit den langen, geschwungenen Wimpern glänzen, als sie davon berichtet. Ich kann mir vorstellen, dass alleine der Blick in diese Augen so manchem Erkrankten Trost spendet. „Ich habe schon ein paar Liebesgeständnisse und Heiratsanträge bekommen, vor allem im Altersheim“, gesteht sie lachend. Es werden wohl noch viele weitere kommen. Zu viele Chancen sollte sich die Männerwelt jedoch (noch) nicht ausrechnen: Anna ist zurzeit glücklicher Single, wie sie sich selbst bezeichnet. In ihrer Freizeit spielt sie Saxophon in der Musikkapelle Westendorf, im Winter unternimmt sie gerne Skitouren. Wer sie außerhalb des Krankenhauses kennenlernen will, sollte also musikalisch oder sportlich oder am besten beides sein …
Doris Martinz
*Seit dem Schuljahr 2022/2023
ist es durch eine Kooperation zwischen Medicubus und
LLA Weitau möglich, einen großen Teil der Pflegeassistenzausbildung im Rahmen der dreijährigen Ausbildung „Facharbeiter des ländlichen Betriebs- und Haushaltsmanagements“ zu absolvieren.
Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege
Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Ausbildungsbeginn: 2.10.2023
Voraussetzungen: 10 Schulstufen oder 9 Schulstufen und abgeschlossene Lehre.
Alter mind. 17 Jahre;
Anmeldefrist: bis 22.05.2023
Aufnahmeprüfung: 25. oder 26.05.2023
Bachelor of Science in Health Studies
Studiendauer: 6 Semester, 180 ECTS
Voraussetzungen: Allg. Universitätsreife oder einschlägige berufliche Qualifikation
Studienbeginn: 2.10.2023
Ausbildungsentgeld für alle Pflegeberufe: mindestens € 600,– monatlich