Fides Laiminger vom Regionsmarketing PillerseeTal über raue Natur, ihren Vornamen und mehr.
Beim ersten Mal treffen wir uns im Dorfcafé in Fieberbrunn, beim zweiten Mal bei „Laurens & Lena“. Da wie dort geht kaum jemand an unserem Tisch vorbei, ohne ein freundliches „Servus Fides“ und kurzen Smalltalk. Man kennt sie in der Region – obwohl sie keine „Dåige“ ist, wie unschwer an ihrem Hochdeutsch, das sie spricht, zu erkennen ist. „Weshalb wird man so auf die Sprache reduziert? Ich bin hier zuhause!“, sagt sie mit Nachdruck. Ihr Vater habe daheim immer hochdeutsch gesprochen, sie habe – ganz ohne Absicht – nie einen Dialekt angenommen. „Ich kann’s nicht, und ich will mich auch nicht verbiegen.“
Dass die Sprache letzten Endes keine Rolle spielt, beweist ihr Engagement beim Regionsmarketing PillerseeTal, sie ist Geschäftsstellenleiterin in Fieberbrunn und kennt mittlerweile so gut wie alle Unternehmer:innen der Region. Und alle kennen sie. Man schätzt Fides für ihren persönlichen Einsatz, für ihre Zuverlässigkeit und auch dafür, dass sie immer gut gelaunt ist. „Mir geht’s ja auch gut“, sagt sie und strahlt mich an. Fides hat in unserer Region ihr Glück gefunden, das ist ganz offensichtlich. Der Vorname Fides bedeutet übrigens so viel wie Treue, Vertrauen oder auch Glaube.
Geboren und aufgewachsen ist Fides in Gräfelfing bei München. Ihre Großmutter war zu ihrer Zeit eine der ersten Frauen, die studierten; ihr Großvater war Skiführer. Auch ihr Vater war begeisterter Skisportler, die Mutter stammt aus der Steiermark; die Berge sind also drin in ihrer DNA. „Ich brauche die Natur und habe mich in München, wo ich zur Schule ging, nie richtig wohlgefühlt“, erzählt die 42-Jährige. Schon als Kleinkind fuhr sie mit ihrer Mutter und den Geschwistern jedes Jahr in den Ferien – im Sommer wie im Winter – nach Kitzbühel, die Familie wohnte auf einem Bauernhof. Dicke Federbetten, rot-weiß-karierte Bettwäsche, Kuhglocken und der Walsenbach gehören zu ihren Kindheitserinnerungen. Sie lernte das ursprüngliche Kitzbühel kennen, nicht das mondäne. „Als ich im Alter von 17 Jahren einmal mit Freunden aus der Schule nach Kitzbühel fuhr, erlebte ich zum ersten Mal Kitzbühels andere Seite, das war sehr schräg und hat sich sehr fremd angefühlt“, erzählt sie.
Bergmensch
Nachdem Fides in München das Abitur abgelegt hat, geht sie nach Innsbruck, um dort Geographie zu studieren – das Fach hat sie in der Schule immer fasziniert. Zwei Sommer verbringt sie auf einer Hütte im Stubaital auf 2.300 Meter Seehöhe – ohne Handyempfang. „Eine sehr prägende Erfahrung“ nennt Fides diese Zeit, sie habe ihre Liebe zu den Bergen noch verstärkt. Ihre Diplomarbeit befasst sich mit Anpassungsstrategien für den Tourismus in Hinblick auf den Klimawandel. „Damals dachte sich kaum jemand, dass das einmal so aktuell werden würde.“ 2008 schließt sie das Studium ab und steigt am Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung ins Berufsleben ein, wo sie einzelne Projekte betreut.
Bei der Ausbildung zur Berg-Wanderführerin lernt sie Daniel, ihren späteren Mann, kennen und lieben. „Es hat sofort gefunkt!“
Sie kommt also der Liebe wegen in die Region und findet einen Job beim Regionalmanagement in Hochfilzen, bevor sie vor zwei Jahren zum Regionsmarketing wechselt. „Die Arbeit ist spannend und macht mega Spaß, und ich sehe auch den Bedarf“, so Fides. Sie unterstützt Betriebe in der Region darin, sich zu präsentieren und ein Netzwerk aufzubauen. Dafür wurde unter anderem auch der „Markt Hoangascht“ neu aufgelegt.
Seit fünf Jahren sind Fides und Daniel Eltern der Zwillinge Karli und Rudi, die Familie ist in Fieberbrunn daheim. Über die Kinder hat Fides im Ort noch mehr Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen. Sie kann sich nicht mehr vorstellen, woanders zu leben. „Die Sportmöglichkeiten direkt vor der Haustür, und die Kinder können jederzeit raus ins Freie, das ist für mich Lebensqualität“, formuliert sie es. Wenn sie von ihrem Haus auf dem Bärfeld aus zum Kitzbüheler Horn blickt, tauchen Bilder aus ihrer Kindheit und Jugend auf. Damals hat sie auf der anderen Seite des Horns unbeschwerte Ferientage verbracht. „Interessant, wie sich die Wege winden.“
Ihre Hochzeitsreise verbrachten Fides und Daniel bei einer Wanderung rund um die Annapurna in Nepal, auf einer Seehöhe zwischen 800 und 5.400 Meter. „Das war unser Lebenstraum.“ Einfach nur gehen, gehen, gehen, durch Rhododendren-Urwälder, über Pässe und durch Täler – das sei unvergesslich schön gewesen, so Fides. Sie sagt, sie sei ein Bergmensch. Keine Höhenbergsteigerin, keine Kletterin, aber beeindruckt von der rauen Natur, vom Ursprünglichen.
Die raue Natur bekam sie ein wenig zu spüren, als sie sich in der Region niederließ. Doch mittlerweile ist sie angekommen, auch bei den Einheimischen. Und ihre Buben sprechen das breiteste Fieberbrunnerisch, das man sich nur wünschen kann.
Doris Martinz