Bürgermeister Stefan Seiwald über ein Schockerlebnis, das Ringen um Projekte und Umstände, die ihn froh stimmen.
Herausfordernd“ sei das Jahr 2023 gewesen meint Stefan Seiwald bei unserem schon traditionellen „Neujahrsgespräch“ im Jänner. „Ich mag den Ausdruck nicht, aber wir erleben tatsächlich harte Zeiten. Nehmen wir nur ein Beispiel: Früher beliefen sich die jährlichen Energiekosten für die Gemeinde auf zirka 500.000,- Euro, mittlerweile sind es über zwei Millionen“, erklärt er. Auch in den privaten Haushalten seien die Kosten enorm gestiegen, den Leuten bleibe unterm Strich weniger. „Es liegt wohl auch am wirtschaftlichen Druck, dass der Ton immer schärfer wird“, sagt er. Seiwald erzählt davon, dass Mitarbeiterinnen der Gemeinde von einem Gemeindebürger unlängst massiv bedroht worden seien, weil ein Ansuchen nicht genehmigt wurde. Der Vorfall steckt dem Gemeindechef sichtlich noch in den Knochen. Er schüttelt den Kopf. „Dass so etwas bei uns passiert, erschüttert mich.“
Immer schwieriger werde es auch, so erlebe er es bei Generalversammlungen, in den Vereinen Leute zu gewinnen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. „Und doch geht dann auch wieder so viel weiter“, meint er darauf, und seine Miene erhellt sich. Er berichtet von neuem Schwung im Obst- und Gartenbauverein, davon, dass beim Fußballclub gerade „die Post abgeht“ und von den „Karatemandern“, die ordentlich Gas geben. Das seien nur einige Beispiele dafür, dass das Vereinswesen im Ort ungeachtet aller schwierigen Einflüsse floriere. Die Arbeit der Vereine, das Ehrenamt, sei für die Gesellschaft unverzichtbar, weiß er. Es gebe deshalb – trotz der angespannten finanziellen Situation der Gemeinde – keine Kürzungen bei den Subventionen. Die Nummer eins in der Gemeinde freut sich auch darüber, dass Gaststätten wie der Dampflwirt oder das „Le Bastian“ (die ehemalige „Kochbar“, Anmerkung der Redaktion) neu belebt werden. „Wir brauchen Leute mit Zuversicht, die anpacken!“
Projekte in der Dauerschleife
Andere Projekte hingegen würden sich wie ein Kaugummi ziehen, so Seiwald. Für ihn ist das nicht leicht, denn: „Ich mag gern, wenn was weitergeht!“ Die Planungen für das Projekt der Egger-Kreuzung laufen bereits seit dem Jahr 2016 und stocken immer wieder aufgrund unzähliger Auflagen, die zu erfüllen sind. „Wir sind und bleiben aber dran, da geht es um Menschenleben!“, so Seiwald mit Nachdruck. Wenig Neues gibt es über das Projekt Unterbürg zu berichten, das geplante Gewerbegebiet. Auch bei der „Löwengrube“ im Ortszentrum und beim „Klausner Areal“ wollte man eigentlich schon weiter sein. „Es dauert alles viel länger als erwartet. Als Gemeinde haben wir auch keinen Einfluss darauf, wann die Eigentümer welche Maßnahmen setzen.“ Für ein Projekt brauche es heutzutage gefühlte hundert Gutachter, es gebe weit mehr Einsprüche als früher und entsprechende Verzögerungen. Beim Bau der Wohnungen im Ortsteil Oberhofen hätten jene zu massiver Erhöhung der Baukosten geführt, so der Ortschef. Besser sieht es beim Projekt „Haus der Generationen“ aus: Die Planungen sollten heuer abgeschlossen werden, der Baubeginn ist für 2025 vorgesehen. 2026 sollten dann Einrichtungen wie der Sozialsprengel, eine weitere Kinderbetreuungseinrichtung, Einheiten für betreutes Wohnen und mehr einziehen. „Darauf freuen wir uns schon!“ Es gibt also auch Positives zu berichten. „Unbedingt!“, so Stefan Seiwald. „Das Schönste ist, dass die Leute in St. Johann immer noch zusammenhalten.
Das ist bei uns einfach so, das sage ich immer wieder.“ Viele Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürger würden im Hintergrund ihren Beitrag für ein gutes Miteinander leisten und dafür gar nicht „in die erste Reihe“ wollen. „Die Lage ist nicht aussichtslos, es passiert auch viel Gutes“, sagt der Ortschef und lacht endlich einmal. „Gemeinsam werden wir die Herausforderungen schon meistern, daran habe ich keinen Zweifel!“, meint er noch, bevor er zum nächsten Termin muss …
Doris Martinz