Klaus Ebermayer erzählt von heute und damals, von Zylinderkopfdichtungen und Hochvolt-Technologie.

Zu unserem Gespräch kommt er in seiner roten Mechaniker-Montur; er wischt sich noch schnell die Hände an der Hose ab, bevor er mich begrüßt. So kennt man Klaus Ebermayer – als Mechaniker und Meister seines Fachs. Seit 45 Jahren sind Autos, Motoren und Technik seine Welt. Er hat noch den Opel Kadett D servisiert, den VW Jetta und die Mercedes S-Klasse. Heute ist er Hochvolt-Spezialist und „verarztet“ Elektroautos.
Er hat miterlebt, wie sich die Technik in der Autobranche immer schneller veränderte und weiß, dass wir noch lange nicht „am Ende der Fahnenstange“ angekommen sind. Das ist mit ein Grund dafür, warum er heute, mit 62 Jahren, noch lange nicht ans Aufhören denkt. „Es bleibt spannend“, meint er mit einem verschmitzten Lächeln.
Spannend war Technik für ihn immer schon, deshalb legte er sich in sehr jungen Jahren bereits nach und nach eine Fachbuchbibliothek zu. Er besuchte das Gymnasium in St. Johann und begann in der siebten Klasse eine außerordentliche Lehre als Mechaniker. Das ging natürlich nicht einfach so, er brauchte und bekam dafür aber die Genehmigung der verschiedensten Stellen wie der Wirtschaftskammer. Jeder einzelne Ferientag wurde zum Praktikumstag, den er bei VW Schwaiger in St. Johann in der Werkstatt verbrachte. Zwei Jahre nach der Matura absolvierte er die Lehrabschlussprüfung. Zuerst aber begann er ein Maschinenbaustudium, das er nach einem Jahr abbrach – zu theoretisch. „Ich bin ein Praktiker durch und durch“, stellt Klaus klar. Das Kolleg für Maschinenbau in Linz war da schon mehr nach seinem Geschmack. Es folgte der Aufbaulehrgang für die HAK-Matura für das Kaufmännische, im Alter von 26 Jahren die Meisterprüfung. Später absolvierte er Zusatzausbildungen wie jene zum Gerichts-Sachverständigen. Er wollte immer alles wissen, was es in seinem Bereich zu wissen gibt, daran hat sich bis heute nichts geändert. Und auch die Faszination für Autos und für Technik ist geblieben. „Ich habe zum Glück immer Leute getroffen, die mir geholfen haben, meinen Weg zu gehen“, meint er heute.
Von VW Schwaiger wechselte er zu Porsche in St. Johann und wurde dort Betriebsleiter, bevor er sich 1995 gemeinsam mit Christian Egger selbständig machte und später mit seinem Unternehmen in die Kaiserstraße übersiedelte. „Mein eigener Herr zu sein, das war immer mein Ziel.“ Christian Egger war einst sein Lehrling, dann Geselle und Meister und seit 1995 sein Geschäftspartner.

Technik bringt Verbesserungen

Als Klaus Ebermayer Mechaniker wurde, waren Automotoren Service-intensiv und noch rein mechanisch aufgebaut. Jeder, der über 50 Jahre alt ist, kennt beispielsweise das Wort Zylinderkopfdichtung und weiß, dass der Wagen nicht mehr läuft, wenn sie kaputt ist. Es gab viele Getriebereparaturen, man zerlegte Motoren und baute sie wieder zusammen. Der Auspuff war noch nicht aus Edelstahl, sondern aus Metall gefertigt, und hielt nicht ewig. Man reparierte Löcher im Benzintank und erneuerte Keilriemen. Nach guten 7.000 gefahrenen Kilometern musste das Öl getauscht werden, heute steht der Wechsel erst nach 30.000 Kilometern an. „Bald werden es 100.000 Kilometer sein“, ist sich Klaus sicher. Größere, PS-starke Autos brauchten damals bis zu 20 Liter Treibstoff, heute fahren sie zum Teil mit weniger als sechs Litern. „Weil die Verbrennung im Motor besser ist, die Aufbereitung des Gemischs dank elektronischer Steuerung effizienter und korrekter“, erklärt Klaus. Moderne Fertigungstechniken und elektronische Steuerungen brachten Einsparungen beim Verbrauch. „Ein Segen für die Umwelt“, so nennt es der Mechaniker-Meister.
Als einen Riesenschritt in die richtige Richtung bezeichnet er die Sicherheitssysteme, mit denen moderne Autos ausgestattet sind. Ob Notbrems-, Toter-Winkel- oder Spurhalteassistent: „Es gibt viele Leute, die heute noch leben würden, hätte es diese Technik früher gegeben.“
Die Arbeit in der Werkstatt hat sich verlagert: Es fallen heute mehr und mehr Mess- und Diagnosearbeiten an. Natürlich ist Klaus auch hier qualifiziert. „Diese ganze Entwicklung, das gesamte Wissen, ist in mir drin“, sagt er. Wobei ihm die Erfahrung von früher auch heute noch zugute komme, selbst bei hoch technisierten Modellen. „Alleine schon bei der Fehlersuche, vom allgemeinen Verständnis her.
Die grundsätzliche Mechanik ist ja in jedem Auto noch vorhanden.“ Aber auch Verkauf und Vertrieb haben sich wesentlich verändert, weiß Klaus. „Der Verkauf war immer mein Steckenpferd, das mache ich mein ganzes Leben lang schon.“

Klaus liebt die Unabhängigkeit

Klaus bezeichnet sich selbst als Minimalist, als praktisch denkenden Menschen: „Ich sage immer, es gibt Dinge, die braucht man und Dinge, die braucht man nicht. Ich bin draufgekommen, dass ich viele Dinge nicht brauche.“ Dazu zählen für ihn zum Beispiel ein großes Firmengebäude, ein schicker Verkaufsraum oder auch nur ein schönes Büro. Der Minimalismus steht bei Klaus für Freiheit und Unabhängigkeit: „Niemand gibt mir vor, welche Farbe die Bodenfliesen haben müssen oder wie ich mein Geschäft zu führen habe. Ich habe wenige Ausgaben, mache mich nicht abhängig von Konzernen, gehe einfach in meinen Betrieb und freue mich an meiner Arbeit. Das ist alles.“
Zur Elektro-Mobilität hat er eine klare Einstellung: „Sie gefällt mir von der Technik her gut, der Wirkungsgrad beim Elektroauto ist ja sehr hoch, viel höher als beim Verbrenner.“
Bei der Batterieentwicklung und der Reichweite werde sich in Zukunft auch noch viel tun, meint der St. Johanner. Was ihn persönlich an der „Performance“ stört, ist die Lademöglichkeit, die noch nicht niederschwellig ist: „Man kann noch nicht überall mit Kreditkarte zahlen, nicht bar, man braucht Ladekarten oder Apps, muss das im Vorhinein machen, bei Wohnanlagen ist es auch noch schwierig … all das muss noch geregelt werden.“ Dass die Zukunft in der E-Mobilität liegt, davon ist er nicht überzeugt: „Es wird wohl ein Zusammenspiel mehrerer Antriebsarten sein. Auch neue Benzinmotoren werden eine Rolle spielen, dazu Hybride, grüner Wasserstoff und wahrscheinlich auch neue Technologien, die wir heute noch gar nicht auf dem Schirm haben.“
Dass Mobilität „grüner“ und umwelt­schonender werden muss, steht für ihn fest. Denn eine intakte Umwelt ist ihm viel wert, ist er in seiner Freizeit doch nicht nur bei den Sportschützen am Schießstand anzutreffen, sondern auch viel am Berg und in der Natur unterwegs.
Klaus Ebermayer hat sein Hobby vor Jahrzehnten zum Beruf gemacht. Er hat keine großen Wünsche, außer „vielen Leuten durch Reparaturen die Mobilität zu erhalten.“ Er möchte authentisch bleiben. Deshalb steht er auch in Montur in der Werkstatt und wischt sich noch schnell die Hände an der Hose ab, bevor es ins Gespräch geht. Die Technik mag sich verändert haben – Klaus Ebermayer bleibt, wie er ist. Und das ist gut so.

Doris Martinz