Der St. Johanner Florian Lettner erzählt von seinen Erlebnissen als „rasender Reporter“ für den Sender Pro7.

Nach Abschluss des Studiums absolvierte der St. Johanner Florian Lettner ein Volontariat als TV-Redakteur und -reporter bei Pro7. In dieser Zeit erlebte er viel Lustiges und Skurriles und berichtete in den vergangenen Ausgaben dar­über. Vor zehn Jahren bekam er zum Beispiel den Auftrag, die höchsten, schnellsten und wildesten Achterbahnen der Welt zu testen. Die schnellste war (und ist wahrscheinlich immer noch) die Ferrari Achterbahn in der „Ferrari World“ auf der Yas-Insel in Abu Dhabi. Also reisten Florian und sein Team in den Wüstenstaat, um sie zu testen und darüber zu berichten. Man setzte sich in die erste Reihe, „da spürt man die Beschleunigung am besten“, platzierte das technische Equipment wie Mikrofon und Kamera – und los ging’s. „Eine Art Raketenstartsystem schießt dich dort innerhalb weniger Sekunden auf eine Geschwindigkeit von 240 km/h“, erinnert sich Florian und schüttelt heute noch ungläubig den Kopf. Um die Augen zu schützen, bekomme man vor dem Start sogar eine Brille aufgesetzt – für den Fall, dass man während des „teuflischen Ritts“ zum Beispiel mit einem Vogel kollidiert. Die Fahrt fühle sich an, als würde man bei einem Auto, das 240 „Sachen“ fährt, das Dachfenster öffnen und den Kopf rausstrecken. „Da fliegt dir das Gesicht weg.“ Physikalisch ausgedrückt: Die Fliehkräfte, die auf den Körper wirken, machen das Gesicht „röhrenförmig“, sie drücken die Wangen nach hinten und lassen das gesamte Antlitz „flattern“. Das fühlt sich seltsam an und schaut auf den Bildern, die eine automatische Kamera von allen Fahrgästen macht, nicht gerade sexy aus. Aber sehr lustig – zumindest für die anderen. „Wenn man Humor hat, lacht man selbst mit“, meint Florian. Ihm fehlt es daran nicht. Nach gefühlt unzähligen Fahrten und Videoaufnahmen von allen Blickwinkeln aus hatte man die Story „im Kasten“, alles super, fertig.

Florians Beitrag für die Wissenschaft

Ein halbes Jahr später jedoch meldet sich die Rechtsabteilung von Pro7 bei Florian. Man habe eine Anfrage betreffend der schnellsten Achterbahn der Welt, heißt es. ,Auweh‘, denkt Florian:­ ,Wir haben hoffentlich nichts kaputtgemacht?‘ Nein, alles­ gut.
Es geht um etwas ganz anderes: Mitarbeiter des Deutschen Physik-Schulbuchverbands haben das Ferrari-Video auf Pro7 gesehen und sind begeistert. Warum? Es gibt offensichtlich nur ganz wenige gute Aufnahmen davon, wie die Fliehkräfte auf den Menschen wirken – dieses Video liefert sie. Eine Dame vom Schulbuchverband fragt deshalb an, ob man das Bildmaterial verwenden dürfe. Also ob man Florians flatternde Lefzen als „Röhrengesicht“ in 20 Millionen deutschen Physikbüchern unter dem Titel „So wirkt Geschwindigkeit“ ablichten dürfe. Zu verdienen ist für Florian dabei nichts, die Rechte der Bilder liegen ja bei Pro7. Um seine Persönlichkeitsrechte zu wahren, braucht es jedoch seine Zustimmung. Er muss damals nicht lange überlegen und sagt: „Druckt mich, das ist für die Ewigkeit!“
Seine große Schwäche seien in der Schule immer die Naturwissenschaften gewesen, verrät Florian. Nie habe er damit gerechnet, als Moderator und Entertainer jemals der Wissenschaft dienen zu können. Oft genug habe er sich in die peinlichsten Situationen begeben, dieses eine Mal wenigsten nicht nur zur Belustigung des Publikums. „Jetzt kann ich meinem Sohn sagen, dass sein Papa sich unter anderem nicht nur als Spiderman verkleidet und zum Affen gemacht, sondern auch einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag geleistet hat.“
Übrigens: Florians Gesicht flattert noch immer in ganz Deutschland im Schulbuch „Physik 1“. Hättet ihr ihn erkannt?

Doris Martinz