Michael Schenk, Kommandant der Feuerwehr St. Johann, über den neuen Anbau am Feuerwehrhaus und mehr.

Er muss gar nichts sagen – die Freude über den abgeschlossenen Anbau leuchtet aus seinen Augen. Kommandant Michael Schenk lächelt breit. „Damit haben wir die Basis für die nächsten zwanzig Jahre geschaffen“, sagt er.

Die Erweiterung des bestehenden Gebäudes, das 1991 errichtet wurde, war aus vielerlei Gründen notwendig geworden. So ist die Feuerwehr St. Johann eine Stützpunktfeuerwehr und wird dank ihrer umfassenden Ausstattung – zum Bespiel Drehleiter, Messgeräte, Atemschutz und Rüstfahrzeug mit Kran – auch bei überörtlichen Einsätzen herangezogen. Für die Unterbringung des Materials führte man zuletzt drei Außenlager: Im Bauernhof Unterbürg, bei der DAKA und im Bauhof. „Das war natürlich alles andere als praktisch“, so Schenk.
Auch Bezirks- und Landesschulungen finden in St. Johann statt. „Dafür haben wir jetzt endlich die passenden Räumlichkeiten.“ Engpässe gab es auch bei den Spinden, die WC-Anlagen waren in einem „grenzwertigen“ Zustand, die Garage für die Einsatzfahrzeuge im Prinzip zu klein: „Alles war eng und knapp bemessen, das Ein- und Ausparken der Einsatzfahrzeuge war nicht einfach. Und wenn dann beim Einsatz die Abläufe aufgrund der Räumlichkeiten nicht optimal sind, geht es auch um die Sicherheit der Mannschaft“, so der St. Johanner. Alles in allem sei „Sainihåns“ in den letzten­ Jahrzehnten gewachsen, man habe mehr Technik angeschafft und verfüge über einen sehr guten Ausrüstungsstand, aber die Infrastruktur sei nicht mitgewachsen. „Der neue Anbau löst nun viele unserer Probleme und bewirkt natürlich einen enormen Motivationsschub für uns alle“, so der Kommandant, der seit dem 15. Lebensjahr Mitglied der Feuerwehr ist.

Zufahrten sind entscheidend

2019 begann das beauftragte Team von Hanel Ingenieure mit den Planungen für den Anbau. Übrigens hatten schon das bestehende Gebäude die Ingenieure von Hanel mitgeplant, damals in Zusammenarbeit mit Kommandant Michael Höflinger. „Mein Onkel war von unserer Seite aus damals federführend“, erklärt der heutige Hanel-Firmenchef Carlo Chiavistrelli. „Man hat in jener Zeit mit Weitsicht geplant und den Bau hochwertig ausgeführt, sodass er sich für einen Anbau bestens eignete“, erzählt er beim Gespräch.
Den Planungen waren Diskussionen darüber vorausgegangen, ob ein Neubau an einem anderen Standort vielleicht nicht doch die bessere Lösung wäre. Dass es bei der Salzburger Straße blieb, liegt unter anderem an der guten Erreichbarkeit: „Wir können hier von vier Seiten zufahren“, erklärt Michael Schenk. Dies sei ein entscheidendes Kriterium für einen Standort. „Wenn eine Straße gesperrt ist, müssen unsere Leute zufahren können!“ Auch die Möglichkeit einer zukünftigen Vergrößerung ist mit der Gemeinde geklärt: Langfristig werden sich die Nachbarn der Feuerwehr, Polizei und Rettung, eine andere Bleibe suchen. „Aber in den nächsten 20 Jahren wird die Feuerwehr mit dem aktuellen Zubau ein Auslangen haben“, versichert der oberste Feuerwehrmann der Marktgemeinde.

Kein „Wunschkonzert“

Vor fünf Jahren erstmals geplant und kalkuliert, musste das Budget nach der enormen allgemeinen Steigerung der Baukosten vor zwei Jahren neu kalkuliert und mit Gemeinde und Land Tirol neu verhandelt werden. „Zum Glück gab es auf allen Seiten­ Entgegenkommen“, zeigt sich Michael Schenk dankbar. „Und aufgrund der sauberen Vorbereitung, Planung und Kostenschätzung durch die Hanel Ingenieure (Genehmigungsplanung, Projektleitung, Bauaufsicht, Tragwerksplanung; Entwurf und Ausführungsplanung durch Carma Projekte GmbH) kam die Freigabe für das Projekt recht zügig“, so Schenk. Im Juni ’23 erfolgte der Spatenstich, die Bauzeit betrug zehn Monate.
Die besondere Herausforderung in der Bauzeit bestand darin, dass die Feuerwehr natürlich während der Arbeiten einsatzfähig bleiben musste. Carlo Chiavistrelli: „Dadurch ergaben sich für den Neubau sehr beengte Platzverhältnisse, die eine Baugrubenumschließung mittels Ankerwand erforderlich machte. Aber das konnten wir damit gut lösen.“

Schenks Freude am gelungenen Anbau können auch einzelne Meinungen Außenstehender nicht trüben: „Man hat schon gehört, dass wir einen ,Luxuspalast‘ errichtet haben. Aber das ist alles nach Bedarf gebaut und kein Wunschkonzert!“ Die Optik­ des Zubaus sei außerdem eine Visitenkarte der Gemeinde. „Das muss passen, und das tut es auch, das haben wir gut hinbekommen.“
Außerdem habe man nicht alle Wünsche umsetzen können, und es gebe auch keinen Stellplatz auf Reserve in der Garage, so Schenk. Allerdings sehe man in den nächsten Jahren auch nicht den Bedarf eines weiteren Fahrzeugs.
Aufgrund des Zubaus änderten sich einige Abläufe im Feuerwehrhaus. „Wenn du, wie ich, im Altbestand aufgewachsen bist, musst du dich umstellen. Aber das ist kein Problem.“ Er freut sich sehr darüber, dass die Jugend einen tollen Raum bekommen hat. Darüber, dass es nun einen Lift gibt, mit dem auch Material vom Keller in die oberen Geschoße transportiert werden kann. Und darüber, dass allgemein mehr Übersicht herrscht – „das ist einsatzrelevant.“
Das veranschlagte, korrigierte Budget von zirka drei Millionen Euro wurde nicht überzogen, ganz im Gegenteil: Es ging sich sogar noch eine Photovoltaik-Anlage aus, die Strom liefert und in das Energiemonitoring der Gemeinde integriert wurde.

Reine Männersache

Die Feuerwehr ist in St. Johann (noch) reine Männersache. Das liege nicht daran, dass man nicht offen für das weibliche Geschlecht sei oder sich die Infrastruktur sich nicht eigne. Es verhält sich anders: „Wir sind bereit, Frauen­ aufzunehmen, aber es gab noch keine Anfragen“, erklärt der Kommandant. Er ist sich sicher, dass jene noch kommen werden.
Stark ist man bei der Jugendarbeit: Die Jungfeuerwehr umfasst aktuell ein Team aus 18 statt der bisherigen zwölf Mitglieder, man müsse sogar Anfragen abschlägig beantworten. Zufall ist die große Nachfrage keine, so Schenk: „Wir fahren ein intensives Programm mit den Jungen und haben gute Betreuer. Zweimal waren wir mit der Jugend sogar schon im ,European Firefight Camp‘ in Finnland.“ Anfragen lukrieren auch die jährlichen Besuche der Kindergärten und Schulen, die Feuerwehr ist auch in die Sommerbetreuung eingebunden. „Da wird viel Nachwuchsarbeit geleistet. Aber die Feuerwehr und ihre Einrichtungen sind öffentliches Gut, dafür sind wir da.“
Von unschätzbarem Wert sei es, dass Arbeitgeber:innen die Feuerwehrleute bei Einsätzen freistellen. Als Unternehmer weiß er selbst, dass es nicht immer leicht ist, Mitarbeiter im Einsatzfall von einer Minute auf die andere von ihren Aufgaben zu entbinden. „Die Kooperation der Firmen ist aber die Basis für ein funktionierendes System“, so Schenk.

Verbindet Generationen

Dank gebühre darüber hinaus auch den Angehörigen. „Wenn es daheim nicht passt, passt auch die Feuerwehr nicht“, so Schenk. Es sei wichtig, dass die Frauen und Partnerinnen die Begeisterung für den freiwilligen Dienst mittragen. Denn er ist mit großem Zeitaufwand für Übungen, Schulungen und Einsätze verbunden. „Da braucht es schon Verständnis und Entgegenkommen.“
Zirka 125 Mann stark ist der Kader der Feuerwehr St. Johann derzeit, 2024 wurden im ersten Halbjahr 87 Einsätze abgearbeitet. Am öftesten rückte die Feuerwehr zu technischen Einsätzen (Verkehrsunfälle, etc.) aus, gefolgt von 17 Bränden.
Das jüngste Mitglied ist zwölf Jahre alt, das älteste 95. Das zeigt die Bedeutung der Feuerwehr innerhalb der Gesellschaft auf: Kaum ein anderer Verein arbeitet so generationsübergreifend. Kaum in einem anderen spielt das freiwillige Helfen, das Sich für andere Einsetzen, eine so große Rolle. Für Feuerwehrleute gibt es nichts Schöneres. „Einen Vogel haben wir alle ein wenig, sonst würden wir das alles nicht tun“, sagt die Nummer Eins mit einem Augenzwinkern, er lacht.
Die Feuerwehr mit ihrem Einsatz für die Mitmenschen bildet das Rückgrat der Gesellschaft. „Retten, Löschen, Bergen, Schützen“, so lauten ihre Aufgaben. Doch sie leistet weit mehr: Feuerwehrleute sind uns Beispiel. Sie leben vor und zeigen uns, wie wichtig es ist, dass wir einander beistehen. Wir brauchen solch gute Beispiele derzeit mehr denn je. Denn die Gesellschaft driftet auseinander, die Menschen verhalten sich zunehmend rücksichtslos und egoistisch. Diese Beobachtung macht auch der Kommandant. Seine Leute müssen sich immer wieder beschimpfen lassen, wenn sie Straßen sperren; Schaulustige behindern immer wieder die Einsatzkräfte. „Corona wäre die Chance für uns gewesen, dass die Gesellschaft zusammenrückt – das Gegenteil war der Fall“, sagt er dazu.
Ein gutes Zeugnis stellt er jedoch der Jugend aus. Die Leistungsbereitschaft sei hier nach wie vor hoch, auch wenn die Ausbildung heute mehr Zeit in Anspruch nehme. Weil oft zuerst die „Basics“ vermittelt werden müssten, Umgangsformen und Grundfertigkeiten wie der Umgang mit einem Besen. Aber das sei nicht die Schuld der Jungen, sondern Versäumnisse der Gesellschaft, so der 54-Jährige. „Am Willen und Interesse der Jugend fehlt es nicht.“
Michael Schenk wurde 2019 zum Kommandanten gewählt, er will es noch ein paar Jahre lang bleiben. Aber nicht für „ewig“: Es brauche immer wieder frischen Wind und die Gelegenheit, die Energie der jungen Leute einzubringen, meint er. Dass man im Alter von 65 Jahren das Kommando abgeben muss, findet er gut und richtig. Bis es bei ihm soweit ist, vergehen aber noch viele Jahre. Viel näher liegt das große 150-Jahr-Jubiläum, das 2026 ansteht. Die Planungen dazu laufen bereits. Neben dem „Tagesgeschäft“, dem Retten, Löschen, Bergen, Schützen, versteht sich. Der Feuerwehr ist nichts zu schwer.

Doris Martinz

Der Zubau:

• Gesamtnutzfläche: rund 850 m2
• Der Umbaubereich umfasste nahezu das gesamte Bestandsgebäude mit einem Ausmaß von rund 1.400 m2
• Die Sichtbetonfassade erweist sich als dauerhafte, wartungsarme und kostengünstige Fassadenlösung.
• In das Bestandsgebäude wurde ein Materialtransportlift integriert, der nun eine Nutzung aller Gebäudeebenen ermöglicht und die Lagermöglichkeiten nicht mehr einschränkt.
• Im Neubau befinden sich die Waschbox und vier Fahrzeugeinstellboxen.
• Eine erweiterte Lagermöglichkeit und neu errichtete Prüf-, und Übungsschächte wurden ebenfalls im Erdgeschoß untergebracht. Im Untergeschoß wurden zahlreiche Lagermöglichkeiten (Bekeidungskammer, Schlauchpflegeanlage, …) geschaffen.
• Im Obergeschoß wurde ein neuer, modern ausgestatteter Schulungsraum mit Platz für bis zu 120 Personen errichtet. Weiters wurden Räumlichkeiten für die Ausbildung der Jugend geschaffen.
• Sämtliche Kommunikation- und Besprechungsräume wurden umfassend, dem Stand der Technik entsprechend saniert.

 

Das neue Rüst-Lösch-Fahrzeug RLFA 2000

Ausgestattet für: Brandeinsätze, Verkehrsunfälle, Menschenrettung, Hochwasser, Sturmschaden, Maschinenunfälle, Tierrettung, Waldbrände.
Gesamtgewicht 18 Tonnen, Leistung 320 PS, Allradantrieb

Aufbau: Wassertank 2.000 Liter, Schaumtank 200 Liter, Einbaupumpe NH35
Schaumzumischsystem Variomatic 48
Wasser/Schaum-Schnellangriffseinrichtung
Wasserwerfer elektrisch vom Führerhaus steuerbar
Seilwinde mit 5 Tonnen Zugkraft, Beleuchtung in LED-Ausführung
Lichtmast dreh- und schwenkbar, Verkehrsleiteinrichtung im Heck
Hygieneboard

Ausrüstung: Atemschutzgeräte, wasserführende Geräte, hydraulischer Rettungssatz in Akku, Patientensichtschutz, Druckbelüfter in Akku,
Stromgenerator, pneumatische Hebekissen, Maschinenunfallkoffer, Tierrettungsset, Waldbrandbekämpfungsausrüstung, Hochwasserpumpen