Bürgermeister Stefan Seiwald zieht Bilanz über das Jahr 2024 und schaut mit Zuversicht auf die kommenden Monate.
Was bleibt aus dem Jahr 2024 hängen? „Dass es ein schwieriges Jahr war, so, wie es sich abgezeichnet hatte“, antwortet St. Johanns Gemeindechef auf meine Frage. Was die Gemeindekasse besonders belaste, sei der Rückgang bei den Bauprojekten. Hatte man in den letzten Jahren durchschnittlich zirka drei Millionen Euro für Erschließungen eingenommen, waren es 2024 nur zirka 800.000,- Euro. „Da rumpelt es“, drückt es Seiwald aus. Das Geld fehle natürlich.
Dennoch: 2024 hinterlässt auch positive Erinnerungen. Die abgeschlossene Krankenhaus-Aufstockung zählt der Bürgermeister genauso dazu wie die Fertigstellung des ersten Abschnitts des „grünen Bandes“ im Bereich des ehemaligen „Binder-Gassl“ zwischen Bahnhof und Speckbacherstraße. „Im Sommer wird das richtig schön aussehen, darauf freue ich mich schon“, sagt er. Auch die Einweihung der neuen Räumlichkeiten der Freiwilligen Feuerwehr St. Johann bleibt positiv in Erinnerung. „Für das Projekt haben wir 3,9 Millionen Euro gestemmt“, so Seiwald mit einem Anflug von Stolz in der Stimme. Und fügt hinzu: „Jetzt kommt das Haus der Generationen, wieder ein super schönes Projekt.“
Jeder Tag zählt
Im Sommer oder spätestens Herbst dieses Jahres soll der Spatenstich erfolgen, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Man rechnet mit einer Bauzeit zwischen 18 und 24 Monaten. Jeder Tag zähle, denn die in der Bauphase umquartierten Einrichtungen wollen natürlich so bald wie möglich in das neue Zuhause einziehen. Das Seniorenheim bekommt einen Stock im Pflegeheim, der adaptiert wird und damit perfekt geeignet ist. „Da hilft der eigentlich prekäre Umstand, dass man aufgrund Personalmangels Kapazitäten frei hat“, weiß Seiwald. Im neuen Haus der Generationen gibt es dreimal mehr Anfragen als Einheiten, die gebaut werden. „Wir überlegen, ob wir nicht recht schnell ein zweites Projekt an einem weiteren Standort andenken sollen. Auch das geplante Personalhaus für das Krankenhaus soll heuer noch in Angriff genommen werden – ein sehr wichtiges Projekt zur Absicherung der Gesundheitsversorgung von St. Johann und des ganzen Bezirks.“
193 Mitarbeiter beschäftige die Gemeinde im sozialen Bereich – ohne Pflegepersonal. „Die Kosten werden in diesem Bereich noch erheblich wachsen, da kommt einiges auf uns zu“, so Seiwald stirnrunzelnd. In diesem Zusammenhang spiele natürlich das umstrittene Projekt Unterbürg eine wichtige Rolle.
Man arrangiert sich
Als Bürgermeister kommt Stefan Seiwald täglich mit den Menschen in der Gemeinde in Berührung. Wie geht es den Sainihånserinnen und Sainihånsern, wie ist sein Eindruck? „Interessanterweise kommt mir vor, dass die Stimmung seit zwei, drei Monaten wieder besser ist“, sagt er. Seitens der älteren Leute habe es ohnehin kaum Klagen gegeben. „Die haben ganz andere Zeiten erlebt.“ Und die Jungen? „Die Jüngeren scheinen sich mit der aktuellen Lage und den multiplen Krisen zu arrangieren, letztes Jahr um die Zeit war die Stimmung viel schlechter.“ Das habe vielleicht damit zu tun, dass man lerne, mit härteren Zeiten umzugehen, meint der Bürgermeister. Auf jeden Fall werde uns die schwächelnde Wirtschaft mit all den Folgeerscheinungen wohl noch zwei Jahre lang beschäftigen, so seine Einschätzung.
Kommt 2025 vielleicht etwas, was der Jugend schon lange fehlt – nämlich ein Nachtlokal? Stefan Seiwald schüttelt bedauernd den Kopf: „Da besteht leider keine Aussicht, ich wäre der erste, der das unterstützen würde.“ Im Ortskern sei es schwierig, eine Genehmigung zu bekommen: Die Behörde müsse auf Einwände der Anrainer eingehen, Projekte seien dann für die Interessenten meist nicht mehr interessant. Die Ansiedlung eines Nachtlokals scheint generell schwierig: „Es hätte einen sehr guten Standort ein wenig außerhalb des Ortskerns gegeben, wo Jugendliche sich auch am Abend aufhalten und austauschen hätten können. Das Konzept war meiner Ansicht nach echt gut, aber auch dort gab es sofort Gegenwind wegen Lärm und anderer Bedenken. Die Toleranz ist aktuell bei Null.“
Es habe seitens eines Hotelgasts letztes Jahr sogar Beschwerden über Jaggassn gegeben – der Gast habe das Ergebnis einer Dezibelmessung um zwei Uhr morgens vorgelegt. Wer packt ein Dezibelmessgerät in seinen Koffer? Ist das symptomatisch für unsere Gesellschaft? Stefan Seiwald zuckt ratlos mit den Schultern.
„Ich hätte aber gerne ein Kino in St. Johann, das wäre möglich“, meint er gleich darauf mit frischem Elan in der Stimme. Und dass er sich auf 2025 freue, weil beim Haus der Generationen viel weitergehen wird. Und außerdem werde wohl das Baugewerbe wieder anziehen, es gebe bereits zwei fix beschlossene Bauprojekte. Krisen hin oder her: Es läuft in St. Johann!
Doris Martinz