Christine und Valentin bestritten das „Racing The Planet – THE 20Years Jordan Race“ mit Bestplatzierung für ihren Verein Gsund und Lebenswert

Es ist noch nicht allzu lange her, dass ich Christine Eder und Valentin Mayr mit den Mitgliedern des Vereines „Gsund und Lebenswert“ erstmals zum Interview getroffen habe. Wie in der Aprilausgabe 2024 berichtet, leistet der Verein einen wichtigen Beitrag für Pflegebedürftige und deren Angehörige, indem er eine breit aufgestellte Plattform für sämtliche Fragen rund um das komplexe Thema Pflege und ein gesundes und lebenswertes Leben bietet. Zusätzlich dazu werden regelmäßig verschiedene Vorträge und Workshops veranstaltet, um die Bevölkerung zu informieren aber auch zu sensibilisieren.
Mit ihrer Teilnahme beim Gobi March 2023 in der Mongolei haben Christine und ihr Partner Valentin eine außergewöhnliche Spendenaktion­ ins Leben gerufen. Auch wenn die beiden bei dem strapaziösen 250-km-Etappenlauf bis an ihre Grenzen kamen, stand für sie fest: auch 2024 würden sie wieder unter dem Motto „We run because we care“ für ihr Herzensprojekt starten.

Hitzetraining und Rucksack-Pack-Challenge

Der Veranstalter „Racingtheplanet“ organisiert jedes Jahr spektakuläre Ultramarathons in verschiedenen Wüsten, die weltweit stattfinden. Rückblickend auf ihre letzte Teilnahme konnten sich Christine und Valentin bereits aus einem reichen Erfahrungsschatz bedienen und wussten, worauf es bei den Vorbereitungen für das 250 km Jordan Race 2024 ankam. Neben einem intensiven Training galt es, die vom Rennteam obligierten Packliste so gewichtreduziert wie nur irgendwie möglich, unterzubringen. Zu den Regeln des Laufs zählt zum Beispiel, dass jeder Teilnehmer seine eigene Verpflegung tragen und auch für verschiedene Unfälle gerüstet sein muss. Dementsprechend lang und detailliert sind die Packlisten, und so wundert es nicht, dass kurzerhand „überflüssige“ Verstell-Bänder vom Rucksack rigoros gekürzt, Zahnbürsten auf ein Minimum gestutzt und jedes Kleidungsstück genauestens gewogen und ausgemustert wurden. „Am Ende hat sich das akribische Gewichtsparen beim Rucksackpacken voll ausgezahlt,“ strahlt Christine­ bei unserem Gespräch im Platz’l. Die beiden konnten mit Rucksäcken mit acht bzw. neun Kilogramm Gewicht starten – und mit jeder Mahlzeit wurde das Gewicht noch verringert.
Hinsichtlich des Trainings setzten die beiden auf ihr Bauchgefühl und adaptieren ihre Pläne vom letzten Jahr. Dennoch galt es auch hier, neben der Berufstätigkeit und Kind klug zu planen – denn während eines Training Peaks komme man schon auf 16 Stunden Trainingszeit, wie mir die beiden erklären. Um ihre Körper auf die sengenden Wüstentemperaturen vorzubereiten, gehörte auch ein sogenanntes Hitzetraining dazu, was bedeutete, in den Sommermonaten zu den heißesten Tageszeiten laufen zu gehen – was Christine und Valentin einige verständnislose Blicke und Kopfschütteln einbrachte.
Leider schnappte sich Christine genau während des Training Peaks einen schlimmen viralen Infekt ein, der sie für sechs Wochen ans Bett fesselte. „Das war vor allem mental ein herber Rückschlag, weil man sich dann natürlich schon die Frage stellt, ob man überhaupt noch teilnehmen kann,“ so Christine.
Zum Glück half ihr Valentin aber über diese schwierige Zeit hinweg und sprach ihr gut zu, motivierte sie. Als sie dann wieder gesund genug war, wagten sie gemeinsam in den letzten vier Wochen vor dem Rennen einen Probelauf – von Fieberbrunn bis nach Kössen. Die Distanz entspricht 30 km, und damit ungefähr den Abstand einer Etappe, die sie dann später in Jordanien erwarten würde. „Da merkte ich, dass es sehr wohl trotz dem langen Ausfall klappen könnte,“ erinnert sich Christine. Sie vertraute auf ihren Körper und sagte sich – im schlimmsten Fall gilt: dabei sein ist alles!

Racing the Planet – it’s more than a race

Am 21. September war es dann so weit, und Valentin und Christine reisten in das vier Flugstunden entfernte Jordanien. Nach einem Tag zum Akklimatisieren stießen sie zu den Teilnehmern des Rennens, und freuten sich auf einige bekannte Gesichter vom Gobi March 2023. Wie damals starteten auch beim Jordan Race alle Teilnehmer gemeinsam und liefen dann in ihrem jeweiligen, individuellen Tempo vorbei an mehreren Checkpoints zum nächsten Camp. War eine Etappe geschafft, konnte man sich im Camp ausruhen, sein Essen zubereiten, Blasen etc. versorgen und im Zelt (in der Regel waren es 6-Mann-Zelte) schlafen. Am nächsten Tag wurde wieder mit allen gemeinsam um 8 Uhr gestartet. Hier ein Überblick von den Distanzen der jeweiligen Etappen, die Christine und Valentin gemeistert haben:
Stage 1: Lawrence’s Play­ground (Wadi Rum): 41 km
Stage 2: Wadi Rum Rock
Formations: 36 km
Stage 3: Camel Racing in Twaissah: 40 km
Stage 4: The Rock Bridge (Kharaza Desert): 38 km
Stage 5: The Long March on the Turkish Road: 90 km
Stage 6: The Final Footsteps to Ancient Petra: 5 km

Trotz der Hitze und extremen Bedingungen hatten weder Christine noch Valentin gröbere Probleme während des gesamten Laufs, sie konnten sich ihre Kräfte gut einteilen, liefen von Anfang an vorne mit und waren auch mental die ganze Zeit über fit. Die Etappen des Ultramarathons führten die beiden durch die traumhafte Kulisse der Wüste Jordaniens, durch knochentrockene Canyons und über karge Bergrücken, mit fantastischen Sonnenuntergängen. Während des Tages lief jeder sein eigenes Tempo, mal mit Musik (wie Christine) oder einen eigenen Soundtrack summend (wie Valentin) aber im Camp waren die Teilnehmer wie eine große Familie: Es wurde gemeinsam gegessen, geredet und gelacht, ein schöner Austausch unter den verschiedensten Nationen und Kulturen der Welt.
Der größte Respekt galt durch die Reihen verständlicherweise dem „Long March“, der längsten Etappe, die noch kurzfristig von 88 km auf 90 km erhöht wurde. Die letzte Etappe führte zum krönenden Abschluss in die Felsenstadt Petra, ein spektakuläres Ziel, wo sich Christine und Valentin nicht nur über ein „Geschafft“ der unglaublichen 250 km durch die Wüste Jordaniens, sondern sogar auch über Bestplatzierungen freuen konnten: Christine erreichte den 1. Platz in ihrer Altersklasse und wurde 5. in der Frauenwertung, Valentin machte den sensationellen 2. Platz in der Gesamtwertung.

Ich frage die beiden, was heute noch von ihrem Abenteuer bleibt. Sie sind sich einig: Dankbarkeit. „Für die Patienten­ in der Pflege und deren Angehörigen, die uns ein Vorbild sind, auch in schwierigen Situationen durchzuhalten, für die großzügigen Spenden, die wir erhielten und die nun dem Verein zugutekommen und für unserer Familie und Freunde, die uns stets unterstützt haben,“ so Christine und Valentin glücklich.

Viktoria Defrancq-Klabischnig