Michaela Kasper-Furtner über die Soroptimistinnen, Freiwilligenarbeit und Frauensolidarität.
Es gibt viele Menschen, die noch nie irgendeine Form von „Freiwilligenarbeit“ geleistet haben – und damit ganz gut leben. Und es gibt Menschen wie Michaela. Sie ist Leiterin des Freiwilligenzentrums Kitzbüheler Alpen sowie des Social Impact Hubs des Regionalmanagements Kitzbüheler Alpen, Programmdirektorin und Vorstandsmitglied des Soroptimistclubs Kitzbühel, Vorstandsmitglied beim Verein „Wir für Tirol“ sowie Mitglied der Homebase in Sankt Johann.
2024 wurde sie für ihr soziales Engagement mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol ausgezeichnet.
Michaela liebt diese sozialen Agenden, mit denen sie sich beschäftigt, weil für sie Fürsorge für andere in großem Maße auch eine Form der Selbstfürsorge sei. „Wenn du dich um andere kümmerst, kümmerst du dich gleichzeitig auch um dich selbst. Du beschäftigst dich sinnvoll und bedeutest etwas im Leben eines anderen – das schenkt dir Zufriedenheit und Erfüllung.“ Die Wissenschaft bestätige diese Aussagen, so Michaela.
Wunschniveau: Augenhöhe
Die 37jährige gebürtige Oberösterreicherin zog vor zehn Jahren mit ihrem Partner in unsere Region. „Der Berge wegen“, gesteht sie. Aus Interesse für die Vereinigung und auch, um sich sozial zu engagieren, meldete sich die Mutter zweier Kinder im Alter von vier und acht Jahren bald beim Soroptimist Club International Kitzbühel und wurde als „Clubschwester“ aufgenommen. Da sich diese verstärkt für die Rechte der Frauen einsetzen, wird ihnen oft nachgesagt, sie seien „Männerhasserinnen“. Aber das sind wir nicht, versichert Michaela: „Es geht nicht darum, welches Geschlecht das bessere ist. Vielmehr braucht es beides – Männer und Frauen, auf gleicher Ebene, mit gleicher Wertschätzung, zu denselben Bedingungen und auf Augenhöhe. Aber leider sind wir an diesem Punkt noch nicht angekommen.“
Viele gleichaltrige Frauen sagen, sie fühlen sich nicht benachteiligt, und verstehen nicht, warum es noch immer so viele Initiativen für Frauen gebe, erzählt Michaela. Das sei wunderbar und beweise, dass viele tolle Frauen und Männer mit einem guten Sinn für Gleichberechtigung bereits tolle Vorarbeit geleistet haben. „Ein Blick über den Tellerrand zeigt jedoch, dass es auch in Österreich nach wie vor ein Ungleichgewicht gibt und fest verankerte, stereotype Rollenbilder – ob wir uns das nun eingestehen wollen oder nicht.“ Besonders, wenn man das Privileg genießt, dass es einem gut geht, sollten wir für andere da sein.
Die Sache mit der Frauensolidarität
Michaela ist mit ihrer Einstellung ein Vorbild in Sachen Frauensolidarität. Es ist immer leichter, die Schuld und gesellschaftliche Verantwortung auf andere abzuwälzen, besonders auf Menschen, die schwächer erscheinen als wir selbst. Menschen, die mächtiger wirken, trauen wir uns oft weniger zu kritisieren oder anzugreifen.“ Es bräuchte außerdem viel innere Stärke, um sich mit vermeindlich Schwächeren zu solidarisieren, meint Michaela. Diese Eigenschaft schätzt sie an ihren Clubschwestern besonders. Im Club sei man nicht nur für andere, sondern auch füreinander da, erzählt sie – beruflich und privat. Unglaublich schön finde sie es, dass sich ältere, alleinstehende Clubschwestern täglich in einer Kette gegenseitig anrufen, um zu hören, ob alles in Ordnung ist. „Das bedeutet für mich Soroptimismus.“
Obwohl sie sich nun schon seit vielen Jahren in Vereinen und Serviceclubs engagiert, finde sie es immer noch wundschön zu sehen, was Gleichgesinnte im Kollektiv für eine Sache bewirken können, und mit wie viel Freude sie es tun. „Meine Freiwilligenarbeit, die Menschen, denen ich dabei begegne und der positive Impact, den wir gemeinsam für andere schaffen können: Das alles ist für mich von unschätzbarem Wert, es bereichert mein Leben. Dafür bin ich unglaublich dankbar“, sagt Michaela sichtbar bewegt.
Doris Martinz