Was vor 19 Jahren als eine für zwei Tage konzipierte Werkschau der jahrelangen Arbeit des Vereins Musik Kultur St. Johann begann, darf im Jahr 2020 getrost als eines der bedeutendsten Festivals für zeitgenössische improvisierte Musik in ganz Mitteleuropa bezeichnet werden. Das Festival für zeitgenössische improvisierte Musik – artacts – wird mittlerweile seit 2015 vom gleichnamigen Verein konzipiert und organisiert: an drei Tagen stehen Musikerinnen und Musiker aus verschiedensten Nationen, zu Hause in unterschiedlichsten stilistischen Ausprägungen, von Neuer Musik zu elektro-akustischen Experimenten, von Rock-affinen Sounds bis hin zur Jazzmusik – immer jedoch im Kontext zur Freien Impro – auf verschiedensten Bühnen der Marktgemeinde St. Johann in Tirol. Zwar bildet der akustisch wie atmosphärisch einmalige Saal des Kulturzentrums Alte Gerberei den Mittelpunkt der Auftritte, jedoch werden alljährlich immer wieder besonders reizvolle Räumlichkeiten für nachmittägliche Auftritte gesucht, gefunden und genützt, von Kirchen und Kapellen über Fabriken bis hin zum örtlichen Jugendzentrum und zu den prächtigen Festsälen lokaler Schulen.
Die 20. Auflage des Festivals artacts mag durchaus als ein kleines Wunschkonzert gelten – findet man doch Musikerinnen und Musiker im Line-up, die die Geschichte des Festivals einerseits maßgeblich mitgeprägt haben, die andererseits die Bühne des Festivals auch nützten, um international für Aufsehen zu sorgen. Da wäre etwa beispielgebend Elisabeth Harnik zu erwähnen, die steirische Pianistin und Komponistin zählt uneingeschränkt zu den Lichtpunkten zeitgenössischer Jazzmusik der freien Prägung, sie zählt aber auch zu den Lieblingen des Veranstalterteams und des entsprechenden Publikums. Oder der aus Chicago stammende Drummer Hamid Drake, ohne Zweifel einer der allergrößten seines Fachs, hier gleich zweimal zu hören: im Duo mit der Pianistin Ingrid Schmoliner und im hymnischen Quartett Uruk. Einer gänzlich anderen Zugangsweise zur frei improvisierten Musik hat sich das Ensemble free music st johann verschrieben, unter Federführung des Gitarristen Gunter Schneider pflegt man das freie Spiel abseits der Grooves der Jazzmusik, intensiv und bewegend aber allemal. Ungemein schrill und mitreißend präsentiert sich wiederum mit Mopcut ein international besetztes Trio, schlichtweg eine der besten Bands momentan.
Für artacts ’20 schreibt die Komponistin und Geigerin Irene Kepl eine eigene Kurzoper. Das Werk bezieht nicht nur Musikerinnen und Musiker des Festivals mit ein, auch ein regionaler Chor wird dabei zum Einsatz kommen. Die Uraufführung als kleines Geburtstagsgeschenk für das 20. Festival!
Den Abschluss des Festivals gestaltet mit 4 Blokes ein Quartett, das zwei der wichtigsten Komponenten unserer Vision von Musik als demokratisches Modell verkörpert: Freie Improvisation unter Berufung auf die Errungenschaften der Great Black Music. Das Credo dieser Band mag durchaus auch für das Programm dieses Festivals gelten: die Verschmelzung traditioneller Rhythmen und Melodien mit Kollektivimprovisationen, mit expressiver Tonerzeugung und – last not least – den Praktiken des Jazz.
DAS PROGRAMM:
Do., 5. März, 19 Uhr
Eröffnung Austellung artPhotoActs – Captured Memories
Fr., 6. März, 19 Uhr
Schmoliner/Drake: Ingrid Schmoliner, Hamid Drake // Högberg/Conca/Bergman/Sartorius: Anna Högberg, Paed Conca, Elsa Bergman, Julian Sartorius // TWIXT: Billy Roisz, dieb13 // Rempis/Harnik/Zerang: Dave Rempis, Elisabeth Harnik,
Michael Zerang
Sa., 7. März, 16 Uhr
Sound Cabs: Minimal Concerts // Lauschen & Plauschen: Paed Conca // Kühne/Ullmann: Almut Kühne, Gebhard Ullmann // free music st johann & Markus Köhle: Elisabeth Aufschnaiter, Wolfgang Brunner, Cäsar Cechmann, Bernard Embacher, Lukas Massinger, Markus Massinger, Barbara Romen, Gunter Schneider, Ingrid Wegmayr, Markus Köhle // Webster/Edward/Kepl: Colin Webster, John Edwards, Irene Kepl // URUK: Franz Hautzinger, Isabelle Duthoit, Hamid Drake, Michael Zerang // Mopcut: Audrey Chen, Julien Desprez, Lukas König
So., 8. März, 16 Uhr
Sound Cabs: Minimal Concerts // The Kids Improvisers Orchestra, cond. by Franz Hautzinger // Franz Hautzinger solo // Irene Kepl – Laut Schweigen: Irene Kepl, Annette Giesriegl, Uli Winter, Matija Schellander, Colin Webster, Jakob Gnigler, Elisabeth Harnik, dieb13, ChorArt St. Johann // Evans/Gropper/Kosack/Sand/Steidle: Peter Evans, Philipp Gropper, Liz Kosack, Jordan Sand, Oliver Steidle // Die Husband: Aurora Hackl Timón, Billy Roisz, Elise Mory, Karolina Preuschl, Leo Riegler, Marie Vermont // 4 Blokes: Jason Yarde, Alexander Hawkins, John Edwards, Mark Sanders
Info, Tickets: artacts – Festival for Jazz and Improvised Music
www.artacts.at / info@artacts.at, Tel. +5352/61284