Ein junger Gastronom füllt ein traditionsreiches Haus im Herzen der Marktgemeinde mit neuem Leben.
Denen gebe ich kein halbes Jahr“, war dort und da hinter vorgehaltener Hand zu hören, als Benedikt „Bene“ Zeuner im Dezember letzten Jahres die Türen des traditionsreichen Gasthofs „Zum Dampfl“ im Herzen von St. Johann wieder öffnete und sich als neuer Pächter vorstellte. Das halbe Jahr ist um, und er ist noch da. „Das bleibt auch so“, meint er mit einem breiten Lächeln. Die Motivation und die Freude an der neuen Aufgabe sind ungebrochen. Rückhalt und Unterstützung kommt seitens der Familie: von Mama Sabine, den Schwestern Katharina und Viktoria und Benes jüngerem Bruder Maxi. Letzterer entwickelte sich dank seines offenherzigen Charmes übrigens recht schnell zum Liebling der Gäste.
Die Familie lebt seit vielen Jahren in der Region; Bene wuchs in St. Johann auf.
Er war aber nicht schon immer Gastronom: Er absolvierte eine Lehre als Tischler und war danach als solcher international im Einsatz. Bene arbeitete unter anderem in der Staatsoper in München an Beleuchtung und Mobiliar und in Sachen Ladenbau in Paris. Dann hat er ja wohl den Umbau und die neue Einrichtung im Dampfl selbst übernommen? „Nein, da hatte ich anderes zu tun“, sagt er lachend. Er habe aber natürlich gemeinsam mit den Eigentümern am Konzept gearbeitet – es sei ein gutes Miteinander gewesen, ein Geben und Nehmen.
Schon als Tischler half Bene nebenbei als Kellner in der Gastronomie aus. Auch im Dampfl jobbte er schon, viele Gäste kennen ihn aus dieser Zeit. Aber wie kam es, dass er nun Pächter ist? Das hängt mit einem Lieferanten des traditionsreichen Gasthofs zusammen, mit dem Team von „Augustiner“ (Bier) in München, das Bene seit vielen Jahren kennt. „Die haben gewusst, dass man einen Pächter sucht und fragten mich, ob ich nicht Lust hätte, das zu machen. Und für mich passte es.“
Treffpunkt für die Jugend
Mit seinen 32 Jahren ist Bene noch recht jung für so ein „Projekt“, an das sich viele erfahrene Gastronomen offensichtlich nicht wagten. Warum traute er sich? „Ich habe das Haus ja schon gekannt und weiß, dass es viel Potential hat. Es tat mir richtig weh zu sehen, dass es da mitten auf dem Hauptplatz leer stand.“
Nicht nur die Eigentümer freuen sich, dass der Gasthof „Zum Dampfl“ wieder bewirtschaftet ist, auch die Einheimischen genießen es, hier wieder einzukehren. Sie sind begeistert von der guten Küche und den köstlichen Gerichten, die das Team bietet, vom aufmerksamen Service und auch von der gepflegten und gut bestückten Bar. Letztere ist inzwischen zu einem Treffpunkt für die Jugend geworden. Offiziell hat Bene bis ein Uhr morgens geöffnet, aber manchmal dauert es halt einfach ein wenig länger, bis er ins Bett kommt. „Mir taugt es aber, wenn die Leute zu mir kommen, da brauche ich dann auch weniger Schlaf“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Er freut sich sehr über die
positive Resonanz, die er und sein Team jeden Tag spüren und erleben. Besonders schätzen die Gäste – Einheimische genauso wie Urlauber:innen – auch den neuen, großzügig angelegten Gastgarten, der Anfang Mai eröffnet wurde. Die großen Schirme halten die Sonne ab – aber auch etwas Regen. „Nach dem dritten Bier oder Aperol wird es dann auch immer wärmer draußen, egal, welche Temperatur das Thermometer anzeigt“, sagt Bene mit schelmischem Blick.
Unterstützung von vielen Seiten
Für Benedikt Zeuner ist auch das gute Miteinander mit den anderen Gastronominnen und Gastronomen im Ort wichtig. Es ist viel Akzeptanz da, das spürt er. Und Hilfsbereitschaft. Als ihm an einem Tag einmal das Schnitzelfleisch ausging, half der Nachbar aus. Und auch er selbst sprang schon mit Salat und anderen Dingen ein, wenn es in der Nachbarschaft zu Engpässen kam. „Wir verstehen uns alle ganz gut“, meint Bene. Klingt alles nach sehr viel Harmonie. Gibt es wirklich keine Neider im Ort? „Da Neid is a Luada“, sagt Bene auf Tirolerisch. Oder zumindest versucht er es auf Tirolerisch zu sagen, es klingt etwas angestrengt. „Den Dialekt werde ich nicht mehr lernen“, sagt er kopfschüttelnd. „Aber das mit dem Neid, das stimmt eigentlich nicht. Zumindest habe ich bis jetzt nicht das Gefühl, dass es viele Leute gibt, die mir den bisherigen Erfolg nicht gönnen.“ Er und sein Team wurden sehr wohlwollend aufgenommen, und dafür sei er sehr, sehr dankbar, so Bene. Auch die Gemeinde stehe hinter ihm und unterstütze ihn, wo es möglich ist. „Auch dafür ein großes Dankeschön!“
Einfach sei das Führen eines Gasthofs aber nicht, jeder Tag bringe eine Menge Herausforderungen mit sich, sagt Bene. Der neue Gastgarten brachte eine Erweiterung der Sitzplätze im Freien mit sich, dieser Umstand musste erst in den Betrieb integriert werden. Aber es läuft schon sehr gut.
Wie soll es weitergehen, wovon träumt Benedikt Zeuner noch? Davon, bald auch den „Bären“ zu übernehmen? Er winkt energisch ab. Zurzeit habe er mit dem „Dampfl“ alle Hände voll zu tun. „Ich bin jetzt mal mit diesem Laden verheiratet“, sagt er. Die „Beziehung“ ist noch ganz frisch, deshalb strahlt Bene bei unserem Gespräch auch über das ganze Gesicht. Er steckt seine ganze Energie in den Betrieb und hat wahrscheinlich Schmetterlinge im Bauch, wenn mittags die ersten Gäste des Tages eintrudeln. Sie sind es, denen sein Herz gehört. Und wenn so viel Herz dabei ist, wird sich auch der Erfolg weiterhin einstellen. Wetten?!
Doris Martinz