In einer Kooperation zwischen Bergbahn und der MS 1 St. Johann wurde das Klassenzimmer auf den Berg verlegt.
Der geplante, mehrtägige Ausflug der Mittelschule 1 in den Nationalpark Hohe Tauern war heuer im Frühjahr der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Pech gehabt, kann man sagen, dann sind diese Tage eben gestrichen. Oder aber man lässt sich etwas einfallen und setzt auf die Kooperation mit der Bergbahn vor Ort wie der Direktor der MS 1, Martin Kofler und sein Lehrer-Team. Berge, Natur und interessante Themen gibt es nämlich auch „vor der Haustür“ zur Genüge. Die drei zweiten Klassen teilten sich deshalb auf und verbrachten je einen Tag mit den Themen „Natur und Wirtschaft im Einklang“ sowie „Wald und Flur“ am Berg, und an einem weiteren Tag besuchten die Klassen das Nationalparkzentrum in Mittersill.
Mensch, Technik und Natur
Der Montag, 28. September, war der erste Tag des Projekts und zugleich der unwirtlichste. Regen, Schneefall und ein eiskalter Wind waren nicht gerade angenehm für die Klasse 2 C, die an diesem Tag dran war mit dem Thema „Natur und Wirtschaft im Einklang“. Zum Glück machte das spannende Programm selbst das immer wieder vergessen: Besonders die Buben waren begeistert vom „Leitwolf“, dem neuen, hochmodernen Pistengerät, das Bergbahn-Geschäftsführer Peter Grander selbst vorstellte. Wer wollte, durfte sich sogar in das Gerät hineinsetzen und sich vorstellen, wie es ist, mitten im Winter bei Sturm und Schneefall mit dem „Leitwolf“ über die Pisten zu ziehen. Das fiel an jenem Tag nicht einmal schwer. Es folgte die Besichtigung der Speicherteichsanierung bei der Angerer Alm, bevor die Gruppe zum Schlossberg Speicherteich wanderte und sich dort von Peter Grander die Pumpstation erklären ließ. Die SchülerInnen erfuhren von ihm auch, wie eine Schneekanone funktioniert und was man braucht, um Schnee zu machen. Wie viel Schnee erzeugt die Bergbahn St. Johann durchschnittlich in einem Winter? Die Antwort erstaunte nicht nur die jungen Besucher: Die Menge entspricht einem Schneeband in der Höhe von einem Meter und der Breite von sechs Metern, das von St. Johann bis nach Innsbruck reicht. Imposant!
Im Mittelpunkt dieses Tages stand die Beziehung zwischen Mensch, Technik und Natur. Das Biotop sowie die Bereiche Rekultivierung und Naturschutz wurden eingehend erläutert. Wertvolle Inputs lieferte dabei Mag. Irmgard Silberberger, die für die Bergbahn die ökologische Bauaufsicht übernimmt. Sie erklärte „Ökologie“ am Beispiel der Umsiedlung der Frösche und Lurche ins extra dafür angelegte „Ausweich-Biotop“ während der Erneuerung des Speichersees.
So spannend das alles war, so gut die Kinder auch ausgerüstet waren: Manchen war dann doch zu kalt, weshalb Peter Grander gegen Mittag die ganze Klasse kurzerhand in sein Sitzungszimmer im Tal einlud und mit einem heißen Tee „aufwärmte“.
Yoga, Pilates und „Miasl“
Der nächste Tag, Dienstag, 29. September, war dann nicht mehr ganz so kalt und nass, die gemütliche Waldwanderung der 2 C durch die zehn Stationen des Yolatespfads war sogar sehr entspannend, wie Pädagogin Barbara Fischer berichtete. Yoga- und Pilates-Übungen, Mantrasingen auf der Lichtung, dazwischen die schönen, großen Fliegenpilze bewundern und ganz bewusst atmen … so sammelten die Kids Energie für mehr. Schüler Jakob meinte: „Des is schon a spannendes Gefühl, ma fühlt richtig die Luft im Körper.“ Mit der Gondel ging es dann durch den dichten Nebel und bei leichtem Regen hinauf auf den Harschbichl und von dort zu Fuß weiter auf die Stanglalm, wo Wirtin Therese Thaler die Kinder in Empfang nahm und mit ihnen ein köstliches „Miasl“ zubereitete. Die Begeisterung war groß, der Appetit auch, die Teller waren in Nullkommanichts leergegessen.
Am Mittwoch stand für die 2 C dann die Busfahrt zum Nationalparkzentrum am Plan, der Besuch war interessant und lehrreich. Die anderen beiden Klassen absolvierten dasselbe Programm, aber an anderen Tagen – um Abstand zu halten.
Fazit einiger SchülerInnen: Eva fand es beispielsweise gut, dass die Klasse an diesen Tagen viel an der frischen Luft war. Dass das Wetter nicht unbedingt mitspielte, störte sie nicht. Man musste halt aufpassen, dass man nicht an einen Baum lief … Anna meinte, es sei „cool, dass ma wås måch’n statt Osttirol, weil des wegen Corona ja nit geht.“ Theresa ist der Ansicht, die Ausflüge auf den Berg wären auf jeden Fall besser gewesen als in der Klasse zu sitzen.
Auch das Resümee der Lehrerschaft fällt überaus positiv aus. Die Kinder bekamen an den drei Tagen nicht nur viel Lehrstoff vermittelt, sie hatten auch viel Spaß. Und das ist bekanntlich die beste Motivation zum Lernen …
Die Klassen wurden begleitet von: Evi Pravda, Barbara Fischer, Thomas Stanni, Christine Böhler, Anna Höckner und Irene Jagoditsch.
Ein herzliches DANKESCHÖN richtet an dieser Stelle die MS dem gesamten „Berg-Team“ mit Peter Grander von den St. Johanner Bergbahnen und der Familie Thaler von der Stanglalm aus, mit deren Unterstützung dieses Projekt so gut gelingen konnte.
Doris Martinz