Andreas Maier und Werner Dötlinger von Porsche, St. Johann, über den neuerlich abgesagten Autofrühling und neue Herausforderungen.
Der „Autofrühling“ in St. Johann im April markiert für gewöhnlich den Start der Sommer-Events in der Marktgemeinde. Letztes Jahr fiel die Veranstaltung den Corona-Beschränkungen zum Opfer, heuer wurden alle Planungen schon frühzeitig eingestellt. Sonder- und Jubiläumsmodelle, attraktive Angebote und Einblicke in die neuesten Technologien gibt es aber auch heuer – nur eben bei den Fachhändlern vor Ort. Ich spreche mit Werner Dötlinger – jenem Mann, der ein Teil des Organisationsteams des St. Johanner Autofrühlings ist – und der sich heuer viele Telefonate spart. Glücklich über die Absage ist er dennoch nicht: „Der Autofrühling bot eine tolle Bühne, wir haben immer ein breites Publikum erreicht, das hätte uns auch heuer gut getan.“ Der Vertriebsleiter bei Porsche in St. Johann bedauert die Absage, Grund zur Verzweiflung gibt es aber nicht, ganz im Gegenteil. „2020 war für uns trotz der Krise ein gutes Jahr“, berichtet Porsche Verbundsgeschäftsführer Andreas Maier. Im Grunde habe man sogar mehr Autos verkauft als im Jahr 2019. Den Grund für den anhaltenden Erfolg sieht er darin, dass die starken Marken VW, Skoda und Audi viele attraktive, neue Modelle herausgebracht hätten wie den ID3, ein vollelektrisches Modell. „Zufall ist der Erfolg jedenfalls keiner“, bekräftigt auch Dötlinger, „da steckt jahrelange Arbeit dahinter.“
Neuer Skoda-Schauraum
Von der Krise unbeeindruckt, beginnen bei Porsche in St. Johann in diesen Tagen die Bauarbeiten für den neuen Skoda-Schauraum auf dem „Frivent“-Gelände. Man reißt dort das alte Gebäude ab und schafft Platz für acht Fahrzeuge. „Es wird einer der größten Skoda-Schauräume in Tirol“, freut sich Maier. Noch heuer soll er fertig werden.
Gespürt habe man die Krise aber auch bei Porsche, so Maier, vor allem durch das Ausbleiben der Touristen im Winter. Weniger Blechschäden, Abschleppeinsätze und Reparaturaufträge schlugen sich vor allem in der Auslastung der Werkstatt nieder. Auch Porsche sah sich deshalb an den drei Standorten in St. Johann, Kufstein und Wörgl gezwungen, Kurzarbeit anzumelden. „Aber wir konnten dadurch den Mitarbeiterstand halten, und darüber sind wir sehr froh“, so Maier.
Porsche beschäftigt im Verbund in den drei Betrieben 160, in St. Johann zirka 75 Mitarbeiter. Viel Energie steckt der Betrieb in die Lehrlingsausbildung, das hielt man auch 2020 so.
Ist „Elektro“ die Lösung?
Im Gespräch mit anderen Händlern in der Region habe er erfahren, dass die Situation bei jenen ähnlich sei wie bei Porsche, berichtet Dötlinger. Die Werkstätten spüren die fehlenden Touristen, aber bei den Verkäufen gebe es keine großen Einbrüche. Einen Grund dafür sieht Dötlinger in der kommenden Änderung bei der NoVA. „Viele Unternehmer schaffen jetzt noch Firmenfahrzeuge an, bevor es teurer wird. Auch die Investitionsförderung sorgte für Neuanschaffungen.“ Bei den privaten Autokäufern herrsche noch etwas Skepsis in puncto E-Mobilität. „Die Leute wissen, dass der Trend in diese Richtung geht. Viele unserer Stammkunden unterbrechen deshalb ihren gewohnten Rhythmus und ziehen den Kauf ihres Verbrenners vor, weil sie sicher sein wollen, in den nächsten Jahren noch das Auto fahren zu können, das sie gewohnt sind“, erzählt Dötlinger aus dem Verkaufs-Alltag. Gerade bei Allrad-Autos sei dies festzustellen, „denn die werden bei allen Automarken weniger. Der Allrad ist im Prinzip nur in Mitteleuropa gefragt, da geht es um kleine Stückzahlen, die für die Werke nicht relevant sind.“ Ausgenommen davon sei die Premiumklasse. Für die Werke gebe es aktuell wichtigere Themen, so der Porsche-Vertriebsleiter: Die gesamte Branche unterziehe sich einem Wandel – weg vom Verbrennungsmotor hin zur E-Mobilität. Die Volkswagen AG forciert diesen Trend mit tollen und innovativen neuen Modellen – sie tragen einen großen Teil zur Co2-Reduktion bei. Es sei der richtige Weg, aber er bringe auch Herausforderungen mit sich, so Dötlinger. Porsche stellt sich ihnen bereits seit einigen Jahren, damit Kunden schon jetzt in puncto E-Mobilität bedient werden können.
Die Welt verändert sich
Dass ein Umdenken in Umweltfragen stattfindet und der Sprit-Verbrauch in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesenkt wurde, begrüßt Maier allemal. Dass die E-Mobilität einen Einbruch bei den Werkstattleistungen bringe, steht für ihn nicht zu befürchten. „Aber die Aufgabenbereiche in den Werkstätten werden sich weiter verändern. Schon heute begegnet man dem Mechaniker oft mit einem Laptop anstatt eines Schraubenziehers in der Hand. In Zukunft wird man Batterien öffnen und zerlegen, es werden sich andere Geschäftsfelder auftun. Wir sind in der Vergangenheit immer wieder vor großen Veränderungen gestanden, immer haben sich neue Bereiche geöffnet. Neue Technologien bringen neue Herausforderungen. Das wird auch diesmal so sein.“
Bei Porsche packt man die Veränderung bei der Wurzel an – bei der Ausbildung des Nachwuchses. Lehrlinge werden heute auf ganz andere Aufgaben vorbereitet als noch vor 20 Jahren. Und heute in 20 Jahren wird wieder alles anders sein. Die Autobranche ist im Wandel begriffen, und nicht nur sie. Die Themen Energie und Umwelt werden die Welt verändern, und uns mit ihr.
Doris Martinz