Jeden Montag und Dienstag erlernen Interessierte in der „Computeria“ den Umgang mit Laptop, PC und Maus.
So, jetzt machen wir einmal alle den Google auf“, sagt Christl Bernhofer mit lauter Stimme und deutet mit einem langen Stab auf das entsprechende Symbol auf die große Leinwand neben ihr. Sie hat den Screen ihres Laptops auf diese Leinwand projiziert, damit die Teilnehmenden mitschauen können. „Haben das alle?“, fragt die 77-Jährige. „Nein“, kommt es aus den Reihen vor ihr. „Lasst euch Zeit, wir sind nicht auf der Flucht“, meint Christl darauf. Gemurmel und leises Lachen in den Reihen, da und dort wird noch geklickt. „So, und jetzt gebt ihr bei Google bitte ,Winterlandschaft‘ ein“, lautet Christls nächste Anweisung. In dieser Tonart geht es weiter: „Linke Maustaste die Winterlandschaft auf, alle da? Dann mit der rechten Maustaste klicken, also mit dem Mittelfinger, Bild speichern,…“. Immer wieder klopft sie mit dem Stab auf die Leinwand, so sollte der Bildschirm bei allen Teilnehmenden aussehen. „Herr Brandtner, du musst mit der Maus so umgehen, wie mit deiner Frau“, erklärt sie mit Blick auf einen der Teilnehmer. Auf dessen fragenden Blick meint sie schalkhaft: „Giadei!“ Leises Lachen um den Angesprochenen herum.
„Bei mir steht der neue Ordner nicht da“, klagt eine der Teilnehmerinnen. Sofort begibt sich Christl zur ihr und hilft ihr mit ein, zwei Klicks weiter. „Das geht nicht“, tönt es vom anderen Eck. Und dazwischen hört man: „Die blöde Maus geht nicht!“. „Es gibt immer eine blöde Maus“, antwortet eine andere Stimme, und alle lachen. Ja, es wird viel gescherzt bei der Computeria. Aber es geht auch viel weiter. Mit den Begriffen Doppelklick, Enter, Desktopleiste und Co sind inzwischen alle vertraut. Immer geht der Blick vom eigenen Laptop zu den anderen links und rechts, man lernt auch voneinander. Manche von den Teilnehmer:innen hatten, bevor sie in den Kurs kamen, noch nie eine Computermaus in der Hand, andere haben bereits Vorkenntnisse. Alles ist OK.
Alles, was man so braucht am Computer
An jenem Dezembertag, an dem ich die Dienstagsgruppe besuche, erstellen die Teilnehmenden mit Christls Unterstützung eine schöne Weihnachtskarte: In eine romantische, tief verschneite Winterlandschaft platzieren sie wenig später ein Reh und ihre Weihnachtsgrüße. Dabei üben sie sich beispielsweise darin, ein Wasserzeichen zu verwenden, Dinge freizustellen und den Umgang mit „Snipping Tool“, einem Programm zum Bearbeiten von Screenshots. Ganz ehrlich gesagt: Ich arbeite seit Jahrzehnten am Computer, aber von einem Teil dessen, was Christl an jenem Tag in der Computeria lehrt und zeigt, habe ich nicht die blasseste Ahnung. Weil man eben immer nur jene Programme und Funktionen verwendet, die man täglich braucht.
Wenn nicht gerade Weihnachten vor der Tür steht, lernen die Teilnehmer:innen auch, wie man im Computer Zugfahrpläne liest und Tickets bucht, wie man online einkauft, Hotels und Flüge bucht und viele nützliche Dinge mehr. Wer kann, nimmt seinen eigenen Computer oder Laptop mit, für alle anderen sind Geräte vorhanden. Und das alles auch noch kostenlos!
Mitmachen kann jede und jeder ab dem 55. Lebensjahr, ganz unabhängig von der politischen Orientierung. Rot oder Schwarz, Grün oder Blau: Hier, in den Räumen der Firma Huber, Bahnhofstraße 28, spielt das keine Rolle. „Man muss auch nicht einem Verein oder einer sonstigen Vereinigung beitreten“, erklärt Christl. Sie gibt ihr Wissen ehrenamtlich weiter. Sie tut es, weil es ihr Spaß macht. Und ihren Schüler:innen offensichtlich auch. Zehn sind an jenem Dienstag dabei, am Montag sind es ein paar mehr, Christl wird dann von Marianne unterstützt.
Gut für die „grauen Zellen“
Barbara Rabl, 64 Jahre alt, hat sich im Herbst 2024 „eingelinkt“. Sie ist im Ruhestand und war davor Verkäuferin im Lebensmittelhandel. Am Computer musste sie dabei nie arbeiten. Sie brachte trotzdem ein paar Vorkenntnisse mit.„Ich finde es super, dass es das Angebot gibt und man dafür keinem Verein oder keiner Vereinigung beitreten muss“, sagt sie. Die Erpfendorferin bewundert Christls Wissen und ihre unendliche Geduld. „So dumm kann man sich gar nicht anstellen, dass sie einmal ungehalten wird“, sagt sie lachend. Sie besucht die Computeria auch deshalb gerne, weil man dabei Leute trifft und die „grauen Zellen“ in Schwung hält.
Das gilt auch für Karin Mühlbacher, 61. Die Pensionistin kam ohne Vorkenntnisse, weil sie Internet und E-Mail bislang immer über das Handy nützte. Dass sie jetzt auch einiges über Programme wie „Word“ oder „Excel“ lernt, macht ihr Spaß. „Neues zu lernen ist gutes Gehirntraining“, meint die ehemalige Lebensmittel-Verkäuferin dazu.
Aller Anfang ist schwer
„Jetzt gehen wir auf einfügen“, Christl klopft wieder mit dem Stab auf die Leinwand. Als ein lautes „Nein, das geht nicht“ ertönt, eilt sie in die Richtung der Stimme. Doch als sie ankommt, ist das Problem schon gelöst. Zumindest an diesem Platz. „Ich kann das nicht“, ertönt andernorts ein klägliches Stimmchen. „Das lernst du schon“, meint Christl tröstend und eilt zur Schülerin. „Wenn ihr alles schon können würdet, könntet ihr daheimbleiben.“ Ihre Geduld erscheint unerschöpflich. Und weil alle so brav sind an diesem Tag, gibt’s danach für alle eine Schaumrolle. Ob die wohl aus dem 3-D-Drucker stammen? Heute noch nicht, aber vielleicht macht Christl irgendwann auch vor, wie so etwas geht …
Doris Martinz
Computeria-Zeiten:
Montag und Dienstag: 14.00 – 16.00 Uhr
Logistikpark Huber, Bahnhofstraße 28
Einsteigen jederzeit möglich,
Sommerferien geschlossen
ab dem 55. Lebensjahr zugänglich
Info und Anmeldung:
Christl Bernhofer, Tel. 0650/6673100