GEORG LINDNER ÜBER DEN GELUNGENEN UMBAU AM PENZINGHOF IN OBERNDORF.

Mein erster Gedanke, als ich den neuen Eingangsbereich zur Bar hin durchquere: Verflixt, ich hätte mir den Termin zeitlich anders legen sollen. Dann hätte ich nach dem Gespräch hierbleiben und mir einen der köstlichen Cocktails gönnen können. Wer will schon zurück ins Büro, wenn es hier eine so einladende Bar gibt? Sie wurde neugestaltet, wie auch ein Bereich des Speisesaals, einige Zimmer und Badezimmer und anderes mehr. Überall viel Holz, duftende Zirbe, kombiniert mit Stein, Loden, Baumwolle. Alles Naturmaterialien, die zum Loslassen und Entspannen einladen. Der Stil: eine zeitlose Mischung aus Innovation und Tradition, aus neuen, modernen Elementen und bereits Bekanntem. Geblieben ist zum Beispiel Omas alter Kachelofen oder der Baumstamm in der Bar – sehr originell. Von der Bar aus öffnet sich der Blick hinüber ins Dorf, ich mache den Kirchturm aus, und dahinter erhebt sich – imposant und malerisch – der Wilde Kaiser. Stundenlang könnte man hier sitzen, auf einem der schicken Barhocker oder in einem bequemen Stuhl, an einem Glas nippen und tagträumen, seufz.
Georg Lindner reißt mich aus meinen Betrachtungen. Er lacht. „Ja, die neuen Räumlichkeiten kommen gut an“, meint er. Er erklärt, was genau alles neugestaltet wurde. Der Umbau betraf das gesamte Stammhaus, und nicht nur jene Bereiche, die für die Gäste von Bedeutung sind. Nein, auch hinter den Kulissen wurde gearbeitet: „Die gesamte Haustechnik wurde saniert, wir haben die Strom- und Wasserinstallationen erneuert, alles auf den letzten Stand der Technik gebracht und uns damit fit gemacht für die Zukunft“, erklärt der Bruder der Hotelierin Christine Lindner. Er ist vor allem für die Bereiche Marketing und Technik zuständig. Unter anderem auch für den Bau der neuen Photovoltaikanlage, die nun ein Drittel des benötigten Stroms liefert.
Christine agiert eigentlich als Küchenchefin. „Aber seitdem unsere Tante Barbara in Pension gegangen ist, ist Christine mehr an der Schank als in der Küche zu finden“, meint Georg lächelnd. Man habe inzwischen langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ins Führungsteam geholt und sie mit mehr Verantwortung in ihren Abteilungen betraut, so Georg.

Aus der Freude kommt viel Gutes

Der Penzinghof wurde 1969 von Georgs Eltern Stefan und Christine Lindner erbaut, 1993 hat man saniert und erweitert. 2003 übernahmen Christine und Barbara Lindner das Hotel von ihren Eltern, 2017 wurde ein Teilbereich erneuert. Mit den heurigen Bauarbeiten im Stammhaus ist nun das gesamte Hotel wieder homogen. Dass es jetzt keine Qualitätsunterschiede mehr gibt und man überall im Haus Top-Niveau bieten könne, freue die Familie am meisten, meint Georg: „Uns taugt es jetzt selber, dass alles sauber beisammen ist hinten und vorne.“ Man habe bewusst in Qualität statt in Quantität investiert, es kamen nur drei Studios und ein paar wenige Betten dazu. Stattdessen habe man großes Augenmerk auf perfekte Arbeitsabläufe gelegt, die dem gesamten Team zugutekommen.
Was hätte wohl Hotelgründer Stefan zum Umbau gesagt? Er verstarb vor vier Jahren. „Der Papa wäre stolz. Für ihn hieß es immer vorausschauen, in die Zukunft gehen. Er wäre der erste gewesen, der mit an Bord gewesen wäre.“ Dass den Gästen das Ergebnis des Umbaus gefällt, sei wichtig. Aber: „Fast noch wichtiger ist, dass es uns selbst so freut, dass wir eine Gaudi haben mit dem Umbau. Denn aus dieser Freude heraus kommt viel Gutes, sie steckt an.“

Spannung bis zum letzten Moment

Es wurde bis zum letzten Moment gearbeitet. Am 12. Juli mittags waren noch die Tischler beim Werken, um 14 Uhr trafen die ersten Gäste ein, wenige Stunden später war das Haus komplett voll und ausgebucht. Nur vier Monate lang war Zeit für die Arbeiten gewesen – eine Herausforderung für alle, nicht nur für die ausführenden, vorwiegend regionalen, Firmen, denen ­Georg an dieser Stelle nochmal seinen Dank ausspricht. „Ich bin ja viel gewohnt, wir haben ja schon mehrmals umgebaut. Aber diesmal ging es ohne Pause: ausräumen, vier Monate lang Vollgas bauen, dann sofort mitten hinein in die Saison.“ „Das brauchst du nicht jedes Jahr“, fügt er mit einem hörbaren Seufzer hinzu. Um gleich nachzusetzen: „Das war mit Sicherheit nicht der letzte Streich. Wir haben einen Rhythmus von sieben Jahren, dann kommt das nächstgrößere Projekt.“
Die Stimmung nach dem Umbau sei sehr gut, berichtet er, Haus und Restaurant sind gut gebucht. Das komme nicht von ungefähr: „Die Leute erwarten viel von uns, und wir liefern ihnen viel.“
Trotz des Erfolgs bleibt die Familie bodenständig. Wahrscheinlich könnte der Penzinghof längst ein „Vier Sterne Superior“-Betrieb sein? „Das ist kein Ziel von uns“, meint Georg dazu. „Vier Sterne passen besser zu uns, wir wollen ja, dass auch der Bauarbeiter zu uns mittags zum Essen kommt, dass sich auch die Einheimischen wohlfühlen. Wir wollen kein Luxusschuppen sein.“ Georg und seine fünf Geschwister sind auf dem elterlichen Bauernhof aufgewachsen. Diese soziale Prägung verträgt sich nicht mit dem Errichten eines „Luxusschuppens“. Bis auf Barbara, die der Liebe wegen nach Südtirol gezogen ist, leben alle in unmittelbarer Nähe des Hotels. Wenn es gilt, helfen alle zusammen. Und bestimmt trifft man sich auch dann und wann an der neuen Hotelbar, um gemeinsam ein Gläschen zu trinken und gemütliche Stunden zu verbringen …

Doris Martinz

 

Das alles ist neu:

> Eingangsbereich und Rezeption
> Hotellobby und Hotelbar
> erweiterter Speisesaal
> drei Studios im 3. Stock
> 31 bestehende Zimmer neugestaltet
> 23 bestehende Bäder neugestaltet
> Erweiterung Büro und Besprechungsraum
> acht Mitarbeiterzimmer neugestaltet
> Personenlift
> Photovoltaikanlage (ergänzt die Hackschnitzelanlage aus dem Jahr 2017)