Florian Lettner über seine Auftritte als Zweijähriger im Familien- kreis, über grandiose Momente und eine peinliche Situation.
Als Moderator der „Quizjagd“ auf ServusTV kommt er ja wirklich sehr „smart“ rüber. Als ich nach meinem Treffen mit Florian meinen Schwestern davon berichte, sind sie ziemlich aus dem Häuschen. Ob ich eh ein Selfie mit ihm gemacht habe, wollen sie wissen. Ups, das habe ich doch tatsächlich vergessen. Aber ich werde hoffentlich noch Gelegenheit haben, dies nachzuholen – für meine Schwestern und für mich, weil: Florian ist „in echt“ genauso charmant wie im Fernsehstudio.
1988 in St. Johann geboren, fasziniert ihn das Thema Fernsehen schon als Kleinkind. „Die Sendung ,Wetten, dass ..?’ zum Beispiel war für mich immer ein Highlight, ich saß einige Male live im Publikum und kann mich heute noch an jede Wette erinnern“, erzählt Florian. Schon als Knirps sucht er auch selbst das Rampenlicht: „Ich habe meine Eltern immer gebeten, Leute zum Essen einzuladen, weil ich Publikum brauchte. Zwischen Haupt- und Nachspeise hatte ich dann meinen Auftritt“, erinnert er sich lachend. Der Dreijährige macht Leute nach, imitiert Stimmen, verkleidet sich als Zirkusdirektor und spannt für seine „Shows“ auch seinen Bruder und die Nachbarkinder ein.
Fazit: Florian Lettner ist wohl die geborene „Rampensau“. Das ist zwar nicht besonders charmant ausgedrückt, trifft die Sache aber haargenau. Er nickt und bestätigt: „Mir ist es auch egal, ob da fünf oder fünf Millionen Leute sind, wo immer es ein Publikum gibt, will ich auf die Bühne!“ Er sagt das ganz offen und ohne jeden Anflug von Eitelkeit. Man spürt: Das ist seine Natur, er kann gar nicht anders.
Weil dem so ist, professionalisiert er seine Auftritte im Alter von zehn Jahren, tritt bei Geburtstagsfeiern und Gartenpartys auf, unterhält die Leute mit Parodien über Hansi Hinterseer und Thomas Gottschalk und verdient sich damit ein Taschengeld. Später spielt er beim Theater in Kirchdorf mit und präsentiert schließlich mit 21 Jahren „Flomania, die Starshow“, seine eigene Comedy-Show, mit der er unter anderem den Kaisersaal in St. Johann füllt. Zuvor aber legt er am Gymnasium in St. Johann die Matura ab und meldet sich zum Zivildienst im Krankenhaus. Kurz spekuliert Florian damit, Medizin zu studieren. Doch die Tatsache, dass der Beruf des Arztes nun einmal auch belastende Momente mit sich bringt, hält ihn von seinen Plänen ab. „Ich bin zu empathisch, ich hätte den notwendigen emotionalen Abstand nicht“, so Florian. Er stellt aber klar: „Das Interesse an der Medizin ist geblieben. Ich arbeite daran, dass man mich als Bergdoktor besetzt, das wäre die Verbindung aus beidem.“ Er lacht herzlich. Auch mit 35 Jahren steckt in ihm immer noch der Lausbub, der er war.
Nach seinem Schulabschluss zieht es Florian hinaus in die Welt, er studiert in München Kommunikationswissenschaft und Journalismus und ist bei ServusTV der erste Praktikant, den der Sender einstellt. Er arbeitet beim ZDF, beim WDR und ServusTV und später bei ProSieben, wo er als Reporter und Redakteur vor und hinter der Kamera steht. Dabei erlebt er verrückte Abenteuer: Er isst für den Sender den schärfsten Hamburger der Welt, fährt mit der höchsten Achterbahn, schwimmt auf den Bahamas mit Schweinen im Meer, trifft sich heimlich mit Paris Hilton in einer Unterführung in der Schweiz und raucht mit Charlie Sheen seine erste und zugleich letzte Zigarette.
Zurück nach St. Johann
2016 kehrt Florian zu ServusTV zurück, gestaltet zuerst die Sendung „Servus am Abend“ und moderiert seit 2019 die „Quizjagd“. Sehr erfolgreich, gerade am Vortag habe ihm der Programmdirektor mitgeteilt, dass die Sendung die quotenstärkste des Tages gewesen sei, erzählt Florian und strahlt dabei über das ganze Gesicht. In den Schoß fällt ihm der Erfolg nicht, er hat das „Glück des Fleißigen“, wie er selbst sagt. Er habe immer hart gearbeitet und wichtige Förderer gehabt.
In München lernt der St. Johanner seine spätere Frau kennen, sie kommt aus Süditalien. Sie ist genau die Richtige für ihn, denn „mit ihrem südländischen Temperament kann sie mir dagegenhalten“, so Florian schmunzelnd. Vor zwei Jahren kam ihr gemeinsamer Sohn zur Welt, er ist in St. Johann geboren. Denn als die Entscheidung anstand, wo die Familie ihren Lebensmittelpunkt haben solle, war ganz klar, dass es die Marktgemeinde sein wird. „Mein Heimatort ist lebenswert und schön, wir genießen hier Sicherheit und eine gute Infrastruktur und freuen uns über die Herzlichkeit der Leute.“ Da die Produktionsfirma der Sendung ihren Sitz in Wien hat, pendelt Florian in die Bundeshauptstadt, während seine Ehefrau immer wieder in München zu tun hat. Beruflich sind die beiden also Nomaden, sie müssen sich gut organisieren, „doch es fühlt sich gut und richtig an, hier zu leben. Schöner kann ein Kind nicht aufwachsen.“
Der „kleine Lettner“ tritt offensichtlich in die Fußstapfen seines Vaters: Er findet es mit seinen zwei Jahren schon großartig, mit ausgebreiteten Armen aus dem Zimmer zu kommen und hallo zu sagen, Präsenz zu zeigen, erzählt Florian. „Ich finde das verstörend und lieb zugleich, sich selbst in seinem Kind zu sehen. Meine Mama sagt, er ist mein Klon.“
Viele kennen Florian – aber nicht alle
Florian hat den Sprung vom „Pausenfüller“ zwischen Haupt- und Nachspeise zum bekannten TV-Moderator geschafft. Wie ist es, auf der Straße erkannt zu werden, ein „Star“ zu sein? Es fühle sich eigenartig an, wenn Menschen ihn zum Beispiel im Restaurant ansprechen und ihn nach persönlichen Dingen fragten, etwa wie es beim Urlaub in Italien war, sagt Florian. „Ich habe das in einer Sendung einmal erzählt, und dann werde ich darauf angeredet. Die Leute kennen einen, sie empfinden eine gewisse Vertrautheit, die ich nicht im gleichen Maß zurückgeben kann. Daran muss man sich erst gewöhnen.“ Dass er auf der Straße immer wieder angesprochen und um ein „Selfie“ gebeten wird, stört ihn nicht. Daheim in St. Johann ist er ganz entspannt, „weil mich hier sowieso sehr viele kennen.“ Viele, aber nicht alle (er-)kennen ihn offenbar auch an jener Autobahntankstelle zwischen Wien und Salzburg, die Florian regelmäßig ansteuert: Vor einigen Monaten bat ihn dort ein Mann um ein Selfie. In der Woche darauf kam eine Frau auf ihn zu mit derselben Bitte, die Florian natürlich gerne erfüllte. In der darauffolgenden Woche beobachtete Florian im Tankstellenshop einen Mann, dessen Blick immer wieder zu ihm wanderte. Er schien unentschlossen und zu überlegen, wie er ihn ansprechen könne. Florian, etwas in Eile, aber nett, wie er eben ist, sagt zu ihm: „Kommen Sie her, dann machen wir schnell das Foto!“ Der Angesprochene tritt einen Schritt zurück und meint ganz erschrocken: „Bitte, was meinen Sie? Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie mit dem Auto wegfahren könnten, weil ich auch noch tanken will.“ „Wie peinlich, der wollte einfach nur tanken! Ich bin hinausgerannt, rein ins Auto und abgezischt“, erzählt Florian lachend. Selten sei er so schnell im Auto und weg gewesen. Er sei seit diesem Vorfall jetzt zurückhaltender und warte ab, bis die Leute auf ihn zukommen, meint er.
Ein Menschenfreund
Viele Menschen sind im gut gesonnen und mögen Florians Show. Es gibt natürlich aber auch solche, denen sie nicht gefällt oder die ihn als Person ablehnen. Letztere finden auf den Social-Media-Kanälen viel Gelegenheit, ihre Ansichten kundzutun – in manchmal auch beleidigender und verletzender Weise. Wie geht Florian damit um? „Wenn du nicht mit einem grundsätzlichen Vertrauen in dich selbst und viel Selbstbewusstsein ausgestattet bist, dann kann das richtig schwer sein. Aber ich verfüge über beides, Hass-Postings und ähnliche Nachrichten perlen an mir ab“, so Florian. Er würde jeden Tag den Verfasser der „schlimmsten“ Nachricht in die Sendung einladen, berichtet er. „Es ist aber noch nie jemand gekommen.“ Dass er ein Menschenfreund ist und prinzipiell davon ausgeht, dass die Leute nett sind, hängt für ihn auch damit zusammen, dass er in St. Johann in einem Umfeld aufgewachsen ist, dass ihm Sicherheit und ein gewisses Grundvertrauen mitgegeben hat. „Klar bin ich damit auch schon auf die Schnauze gefallen, aber das ändert nichts an meiner Einstellung.“ Schon als Kind wollte er am Tisch sitzen und mit den Erwachsenen mitreden, das Bedürfnis nach Kommunikation ist nicht weniger geworden: „Es fällt mir extrem schwer, auf Leute zu stoßen und nichts zu sagen, nicht in Kommunikation zu treten. Jeder Taxifahrer wird bequatscht, ich kann nicht anders, das ist Teil meiner DNA.“
Es würde Florian reizen, seine einstige „Flomania-Show“ in irgendeiner Form wieder aufleben zu lassen und damit in der Region zu touren. Vielleicht tut sich nächstes Jahr etwas in dieser Hinsicht; sollte dem so sein, werden wir berichten.
Im Laufe seines beruflichen Lebens hat Florian, wie schon erwähnt, viele verrückte und spannende Momente erlebt. In den nächsten Ausgaben wird er einige davon mit uns teilen. Also: „Stay tuned!“
Doris Martinz
P.S.: An Freitagen trifft man Florian Lettner für gewöhnlich beim Recyclinghof in St. Johann. Die Buntglascontainer waren schon mehrmals Hintergrund für Selfies …