Alexandra Juliana Hausberger über ihren Weg zum Traumberuf Tätowiererin
Wer die Tür zu „The Blackening“ öffnet betritt Alexandras Reich, ein richtig lässig eingerichtetes Tattoo-Studio, das die Herzen von Fans dieser Art der Körperkunst höherschlagen lässt. Gut gelaunt und fröhlich begrüßt mich Alexandra und wir setzen uns für unser Gespräch auf die bequeme schwarze Ledercouch. Auch wenn ich an jenem Tag keinen Termin für ein neues Tattoo hatte, muss ich rückblickend sagen, die Begegnung mit ihr ging mir auch so unter die Haut.
Die faszinierende Welt des Tätowierens hat Alexandra schon immer begeistert. Die junge Frau war schon in der Schule bekannt für ihre schönen Zeichnungen. „Doch da Tätowiererin kein Lehrberuf war, schmiss ich den Gedanken vorerst über Bord,“ erzählt Alexandra. Sie entschied sich für eine sichere Lehrstelle und fing als Autolackiererin zu arbeiten an. Eines Abends beim Ausgehen traf sie einen ehemaligen Schulkollegen aus der Kunstschule wieder, die sie nach dem Poly besuchte. „Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, in seinem Tattoo-Studio anzufangen, das hielt ich natürlich für einen Scherz,“ Alexandra lacht bei der Erinnerung. Dennoch verabredeten sie sich für den nächsten Montag nach Alexandras Arbeit in der Werkstatt, und als sie im Studio stand und das Surren der Nadel hörte, die frische Tinte unter der Haut der Klienten sah, war das Feuer in ihr entfacht.
Wer seinen eigenen Weg geht, kann nicht überholt werden
Die Verantwortung, die sie als Tätowiererin trägt, ist Alexandra immer schon bewusst gewesen. Um ihren Kunden einwandfreie Motive auf die Haut zaubern zu können hieß es erstmal: üben, üben, üben! „Ich tätowierte mich anfangs selbst – das war eine große Challenge, trotz Schmerzen die Hand ruhig führen zu können!“ Als sie so weit war, fragte sie eine Freundin – an ihre Nervosität kann sie sich heute noch erinnern. Den Spagat zwischen ihrem Beruf als Lackiererin und ihren Traumberuf Tätowiererin hielt sie einige Monate lang durch – doch dann war es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen. „Den Schritt, Tätowiererin zu werden, habe ich nie bereut,“ sagt Alexandra überzeugt. „Ich fühle mich wohl und es tut mir gut, es fühlt sich gar nicht wie Arbeit an.“ Fünf Jahre lang blieb sie als Angestellte bei ihrem befreundeten Tätowierer, danach wurde der Ruf nach der Selbständigkeit lauter. Sie absolvierte den Unternehmerkurs und fand in St. Johann in Tirol, wo sie damals schon mit ihrem Freund wohnte, den perfekten Platz für ihr Studio in der Salzburger Straße.
Alles stand bereit und sie war voller Vorfreude – doch dann machte ihr die Pandemie einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. „Das war eine schwierige Zeit, vor allem finanziell – ich musste schauen, dass ich mich über Wasser halten konnte,“ erinnert sich Alexandra. „Ich war hier im leeren Studio, machte sauber oder saß an der Buchhaltung und fragte mich – was mach ich hier eigentlich? Ich wollte so gerne arbeiten und durfte nicht.“
Als Person, die ihre Probleme nur ungern nach außen trägt, hat sie sich selbst durch die ungewisse Zeit während Corona motiviert und letztendlich die schwierige Situation mit sich selbst ausgemacht. Woher kommt diese Stärke? „Das hab ich schon als Kind so gemacht – bei acht Geschwistern kann nicht immer wegen jeder Kleinigkeit zur Mama laufen, das ist doch logisch. Außerdem trägt jeder sein Päckchen, da möchte ich nicht auch noch eines draufsetzen.“ Sollte es dennoch mal hart auf hart kommen, weiß sie aber, dass sie sich auf ihren Freund und ihre Familie verlassen kann.
The Blackening
Ihr erstes Tattoo ließ sich Alexandra rund um ihren 18. Geburtstag von einer Freundin, die professionelle Tätowiererin ist, machen. „Das Motiv liebe ich noch heute,“ sagt Alexandra. Sie selbst hat sich bewusst auf „black and grey“ (schwarz und grau) Tattoos spezialisiert, damit fühlt sie sich am wohlsten. Ihren Style beschreibt sie als realistisch, sie macht viele Tattoos nach Fotos und Porträts. Ihre Lieblingsmotive sind Tiere –
das erkennt man auch klar auf ihrem Instagram-Account. Alexandra liebt die Herausforderung, die Wünsche ihrer Kunden auf deren Haut Wirklichkeit werden zu lassen – wenngleich die Haut eine sehr empfindliche Leinwand ist. „Jede Haut ist anders, jeder reagiert unterschiedlich auf die Nadel und natürlich ist der Körper eines Menschen nicht glatt und gerade, sondern man muss auf die Rundung eines Armes etc. eingehen. Auch muss man beim tätowieren bedenken, dass jemand mal husten kann oder sich zwischendurch bewegen möchte.“
Alexandra hat ihren Traumberuf gefunden und dafür auch einiges in Kauf genommen. Hut ab vor ihrem Mut und Durchhaltevermögen!
Viktoria Defrancq-Klabischnig