Stefan Brandtner und Alexander Hronek über den Einsatz von KI (Künstliche Intelligenz) in der St. Johanner Verkehrsoptimierung

KI“ ist derzeit in aller Munde. Für einen Laien wie mich klingt das ganz schön nach Science Fiction. Doch wie nützlich es – richtig eingesetzt – in verschiedenen Alltagssituationen sein kann, erfahre ich im Gespräch mit Stefan und Alexander vom St. Johanner Gemeindeamt.
Vor drei Jahren wurden die beiden bei einer Veranstaltung des Kommunalforums auf ein Start-up-Unternehmen aufmerksam, das einen KI-Chipsatz für den Nutzungsbereich im Straßennetz vorstellte. Stefan und Alexander waren vom Potenzial dieser Technik für die St. Johanner Verkehrsoptimierung von Anfang an überzeugt.
Sie erhielten den erforderlichen Rückhalt des Bürgermeisters und der zuständigen Gremien um das Projekt starten zu können.
„Die Bernard Gruppe (ein Tiroler Unternehmen für Verkehrstechnik) hat ein Produkt entwickelt, welches den KI-Chipsatz mit einer Kamera in Verbindung bringt“, erklärt Stefan. Die Erwartung war von Anfang an groß, mit dieser neuartigen Technologie die allgemein bekannten Verkehrsprobleme besser in den Griff zu bekommen. „Wir sind ein Verkehrsknotenpunkt, an dem drei Landesstraßen zusammentreffen und es speziell zu Spitzenzeiten an neuralgischen Punkten zu Verkehrsüberlastungen kommt“, so Alexander.

Alles im Blick

Rund 20 dieser Schuhschachtel großen High-Tech-Geräte wurden im Gemeindegebiet von St. Johann in Tirol installiert und beobachten nun den Verkehrsfluss sowie die aktuellen Parkplatzauslastungen. All dies geschieht unter Einhaltung des Datenschutzes. „Der KI-Chipsatz speichert keine Bildinformationen, sondern übergibt dem Verkehrsrechner die notwendigen Informationen (zum Beispiel die Anzahl der Fahrzeuge) in Zahlenform“ erklären Stefan und Alexander.
Durch die Erfahrungswerte der letzten Jahre konnte die Technologie Schritt für Schritt verbessert werden.
Es gibt verschiedene Messungen, die die Kameras ausführen können. Anstatt sämtliche Autos die eine Straße entlang fahren von Personen zählen zu lassen, beobachten die Kameras den Verkehr rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche. Die daraus generierten Daten erleichtern die Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Optimierung des Verkehrs. Zum Beispiel können mittels Simulationen aus den gewonnenen Daten verschiedene Lösungsvarianten durchgespielt werden. Stefan und Alexander zeigen mir anhand eines Beispiels, wie das ganze aussieht: auf dem Bildschirm sehe ich 2D-Fahrzeuge, die auf Basis der Zähldaten, entlang einer bestimmten Straße fahren. In einem Diagramm wird die Anzahl von PKWs, LKWs, Motorrädern und Fahrrädern in einem 15-Minuten-Rhythmus dargestellt.
Stefan erklärt: „Wir erhalten genaue Zahlen, wann und wo der Verkehr in welchem Ausmaß auftritt. Dadurch können Entscheidungen aufgrund einer Datenbasis nachvollziehbar und plausibel erklärbar getroffen werden.“ Weiters können verschiedene Maßnahmen wie beispielsweise Ampelregelungen und Parkplatzbelegungen etc. mit Echtzeitdaten optimiert werden.

Wichtige Erkenntnisse

Ein Beispiel daraus ist die Kreuzung von der B164 in die Dechant-Wieshofer-Straße zum Schulareal entlang des Neubauwegs – an Spitzentagen biegen dort bis zu 1.200 Autos zwischen sieben und acht Uhr morgens ab. „Jeder dachte, die Schulbusse wären schuld am Stau, der sich manchmal bis zum Eichenhof gezogen hat – doch dank der Kameras wissen wir jetzt, dass der Stau hauptsächlich durch den Linksabbieger in die Dechant-Wieshofer-Straße verursacht wird.“ so Alexander. In der Abbiegespur haben maximal drei Autos Platz – werden diese nicht durchgelassen, staut es sich.
Ein weiterer Bereich, wo diese Technologie eingesetzt wird, ist die Parkplatzbelegung. Bei einigen Parkplätzen werden die ein- und ausfahrenden Fahrzeuge gezählt, bei anderen erfolgt die Erfassung mittels Flächendetektierung und daraus ergibt sich die aktuelle Parkplatzbelegung. „Wir installieren als eine der ersten Gemeinden Österreichs digitale Voll-LED-Displays, welche an vier Ortseinfahrten aufgestellt werden. Diese Displays können beispielsweise die freien Parkplätze, Straßensperren und weitere Verkehrsinformationen darstellen.“ so Alexander.
Dieses Projekt wird finanziell unterstützt vom Land Tirol und begleitet vom Regionalmanagement „Regio-Tech“.
Künstliche Intelligenz wird uns nicht nur im Verkehrsbereich zukünftig beschäftigen.

Auch wir sind gespannt, was sich in diesem Bereich noch alles tun wird.

Viktoria Defrancq-Klabischnig