FRITZ UND TRINE SCHIPFLINGER VON DER „ACHATSCHMYDE“ ÜBER EINEN METEORITEN, ÜBER KRISEN UND WAS WIR BRAUCHEN, UM SIE ZU BEWÄLTIGEN.

Liebevoll streicht Fritz mit der Hand über die unebene Oberfläche, seine
Finger zeichnen die Umrisse des Gebildes nach. Er umfasst kurz ein fast spitz zulaufendes Ende, das schräg nach oben ragt. Als Fritz mich später darauf hinweist, erkenne ich darin einen Adler und in der Gesamtform den Kopf eines Wolfs. „Dass er den Weg zu uns gefunden hat, grenzt für viele an eine Sensation. Für mich ist es ganz klar: Er will bei mir sein und hier wirken“, sagt Fritz.
Er spricht von dem Meteoriten, den er seit ein paar Monaten in seinem Geschäft, der „Achatschmyde“ in St. Johann, verwahrt. Museen in ganz Europa würden sich darum reißen, dieses wundersame Stück aus dem Weltall zu besitzen und es hinter Panzerglas auszustellen, meint Fritz. Bei ihm liegt dieser Fremdling aus einer fernen Galaxie offen da. Jeder, der ins Geschäft kommt, darf ihn berühren. Bei vielen löse der Kontakt spontane Reaktionen aus: „Manche Menschen spüren einen Schauer, der durch den ganzen Körper geht, in anderen werden Emotionen frei, manche weinen. Der Meteorit berührt uns in irgendeiner Weise tief in unserem Innersten.“

Eine Sensation mitten in St. Johann

Ein „Stein“ ist der Meteorit freilich nicht, auch wenn er sich in Fritz’ Geschäft in „mineralischer“ Gesellschaft aufhält – er besteht vorwiegend aus Eisen. 1947 ging er in einem abgelegenen Gebirge in Ostsibirien nieder. Augenzeugen berichteten von einem lauten Knall, extremer Hitze und einer „Pilzwolke“ gleich jener, die beim Einschlag einer Atombombe entsteht. Seine Ankunft versetzte die Menschen in Angst und Panik. Man schätzt, dass der Meteorit zwischen 100 und 200 Tonnen wog, als er in die Erdatmosphäre eintrat. Unter den tausenden kleinen wurden drei große abgesplitterte Stücke gefunden: eines wiegt 1,3 Tonnen, ein weiteres 400 Kilogramm. Und das dritte wiegt 38 Kilogramm und befindet sich in St. Johann. Eine Sensation! Wie kommt Fritz zu diesem 4,5 Milliarden alten Meteoriten, der ursprünglich aus dem Asteroidengürtel stammt? Für gewöhnlich befinden sich solch kostbare Funde ja nicht in Privatbesitz. „Er kam über einen Schamanen zu mir“, erzählt Fritz. „Er bot ihn mir als Arbeitsstein an, und ich erkannte ihn sofort als das, was er ist – ein Meteorit.“ Seine Echtheit wurde mittlerweile durch ein Gutachten, ausgestellt von einem Meteoritenmuseum in Deutschland, bestätigt.
So unerklärlich der Weg sein mag, den der „Außerirdische“ genommen hat, um zu Fritz zu gelangen, so klar ist für jenen, dass es einen Grund hat, warum er ausgerechnet bei ihm gelandet ist: „Er ist hier, um in den Menschen, die bei uns zur Tür hereinkommen, etwas zu bewegen und um die Kristalle in unserem Geschäft aufzuladen. Alles hat seinen Sinn.“

Der Ursprung des Lebens

Schon immer hatten Fritz und auch seine Frau Trine, die mit ihm gemeinsam die „Achatschmyde“ betreibt, einen besonderen Bezug zu Steinen, Edelsteinen und Mineralien im Allgemeinen – wie viele andere Menschen auch. Warum das so ist? „Weil Steine der Ursprung von allem sind, in Steinen wurden die ersten Aminosäuren gefunden, aus denen Leben entsteht“, erklärt Fritz. Wenn wir uns also von Steinen angezogen fühlen, dann deshalb, weil sie an unseren Ursprung rühren.

Bei ihm selbst veränderte ein schwerer Unfall die Beziehung zu Steinen, sie machte sie um noch vieles tiefer. Fritz erzählt vom schicksalhaften 8. März 2014. Jahrelang hatte er als begeisterter Rennradfahrer auf ein ganz bestimmtes Bike gespart und es endlich gekauft; an diesem warmen Frühlingstag wagte er die erste Ausfahrt. Bei der Rückfahrt übersah ihn in Kirchberg beim Abbiegen ein Pick-up und katapultierte ihn in die Luft. Fritz war selber immer der Meinung, er sei stets bei Bewusstsein gewesen, er erlebte es so. Helfer sind sich jedoch einig, dass er zumindest ein paar Minuten lang „weg“ war. Fritz machte wahrscheinlich in dieser Zeit eine Nahtoderfahrung: „In meiner Wahrnehmung wurde ich von hellen Wesen liebevoll in Empfang genommen. Ich konnte meinen ramponierten Körper sehen und wollte nicht mehr zurück – ich wollte keine Belastung für meine Frau und mein Umfeld sein. Die Wesen jedoch forderten mich zur Rückkehr ins irdische Leben auf; sie meinten, ich solle vertrauen, das Körperliche würde sich schon richten. So war es auch. Ich vertraute auf meine Heilung und kann mich heute fast ohne Einschränkungen bewegen, obwohl ich mit all den Platten und Schrauben, die ich nach den Operationen in mir trage, nur zwanzig Prozent Beweglichkeit haben dürfte. Die Wesen haben mich als Kristallschamanen bezeichnet, und so sehe ich mich heute auch selbst.“
Die Begegnung mit den hellen Wesen mag für Außenstehende schräg klingen, für Fritz ist sie real. Sie hat sein Leben sehr zum Positiven verändert: Er trägt jetzt viel Ruhe in sich und erlebt Beziehungen intensiver, auch jene zu seiner Frau. Das Leben ist ein Durchgehen in die nächste Stufe, diese Gewissheit trägt ihn. Und bringt ihn zu der Erkenntnis: „Wir brauchen viel mehr Liebe auf dieser Welt!“

Die Erde im Umbruch

Fritz sieht auf unserem Planeten derzeit einen großen Umbruch: „Wir gehen wie durch einen Geburtskanal, das kann brachial weh tun, ist aber ein wichtiger Prozess für unsere Entwicklung. Irgendwann wird diese Erde ein besserer Ort sein.“ Das sagt Fritz gerade jetzt, mit all den aktuellen Krisen und drängenden Problemen wie Covid, Krieg und Klimawandel? Er legt die Hand auf den Meteoriten und lächelt. „Wir veranstalten so ein Theater in den zehntausend Jahren, in denen wir auf der Erde sind, da hat er (sein Blick fällt auf den außerirdischen „Brocken Eisen“) nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Wir erschaffen Dramen, jeden Tag, und hätten es um so viel leichter und besser, wenn wir einfach unser Leben lebten, das wir geschenkt bekommen haben. Das sagt mir der Meteorit. Wenn man unser Leben in einem größeren Zusammenhang betrachtet, relativiert das vieles.“ Wir sollten nicht immer in Kummer und Angst verfallen, sondern uns in Vertrauen üben, so Fritz. Er selbst hat nach seinem Unfall genau das getan.

Viele Jahre haben er und seine Frau in der Gastronomie „gearbeitet wie die Viecher“, erzählt der Kitzbüheler. Nur, um sich irgendwann den Traum vom eigenen Geschäft zu erfüllen. Ende November 2020 – mitten in der Pandemie – war es soweit, Fritz und Trine eröffneten die „Achatschmyde“ und bieten in ihrem Laden seitdem Edelsteine, Halbedelsteine, Mineralien, Schmuck, Heilsteine und mehr an. Eine schwierige Zeit für einen Neuanfang, möchte man meinen. „Genau die richtige“, sagt Trine. „Alles kommt zur richtigen Zeit, darauf dürfen wir vertrauen. Auch wenn wir nicht immer alles verstehen.“ „Wir müssen wieder mehr aufeinander schauen, das ist das Gebot der Stunde“, meint Fritz. Gerade in schwierigen Zeiten bräuchten wir einander. Genauso, wie wir alle Gelassenheit und Vertrauen benötigen.
Ganz abgesehen davon, ob man Fritz nun als Kristallschamanen sehen will und kann: Mit dem, was er mir mit auf den Weg gibt, liegt er bestimmt goldrichtig.

Doris Martinz