Enrico Maggi erzählt von seiner BNI-Tour zum Mount Everest Base Camp und Momenten, die demütig machen.

Der gebürtige Kärntner ist seit 2014 Exekutivdirektor des BNI Tirol, des „Business Network International“ – eines Unternehmernetzwerkes, in dem sich Selbständige durch gegenseitiges Empfehlen unterstützen. Jeden Dienstagmorgen trifft sich beispielsweise das „Chapter Wilder Kaiser“ im Hotel Post in St. Johann – die St. Johanner Zeitung ist auch mit dabei. Enrico Maggi war früher im Bereich der Projekt- und Immobilienfinanzierung selbst Mitglied, bevor er in Tirol die leitende Funktion übernahm. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, wie man meinen könnte: „Ich war zuerst sehr skeptisch in Bezug auf das BNI und habe nach dem Haken bei der Sache gesucht.“ Der 44-Jährige fand keinen, sondern das Gegenteil: ein System, das auf der ganzen Welt funktioniert.
Bei einer „Global Convention“ in Madrid im November letzten Jahres stieß er auf den Messestand der BNI Foundation UK, die Gelder lukriert, um Kindern in der ganzen Welt Zugang zu Bildung zu ermöglichen. An besagtem Stand wurden Flyer verteilt, die in diesem Zusammenhang das „höchste BNI-Meeting der Welt“ am Fuße des Mount Everest bewarben. Enrico, leidenschaftlicher Bergfex, war sofort angetan und fragte den Berater an dem Stand, wie man auf so eine Idee komme. Jener meinte, die Organisatoren seien inspiriert von einem Mitglied aus Österreich, das jedes Jahr ein Treffen auf einem anderen Gletscher in Österreich veranstalte. Was der Brite nicht wusste: Bei diesem Mitglied handelt es sich um niemand anderen als Enrico Maggi – die Überraschung war daher groß in Madrid. Und für Enrico stand schnell fest, dass er sich der Tour zum Mount Everest Base Camp im März/April 2024 anschließen würde. „Ich habe ja immer schon davon geträumt, einmal zum höchsten Berg der Welt aufzubrechen. Es mit BNI-Mitgliedern und noch dazu für einen guten Zweck zu tun, war die perfekte Gelegenheit für mich“, erzählt er.
Er meldete sich an – und auch Markus Knaubert, einen guten Freund aus Scheffau am Wilden Kaiser, mit dem er bereits viele Skitouren und Skibergsteig-Touren unternommen hatte und den er für die Unternehmung gewinnen konnte.

In der Welt der Riesen

Gemeinsam flogen die beiden nach Kathmandu, wo man sich mit den anderen Teilnehmern zum Briefing traf. Organisiert wurde das höchste BNI-Meeting der Welt von einem britischen Reiseveranstalter, der sich auf Touren wie diese spezialisiert hat und sie samt Guides, Lastenträger, Unterkunft und Verpflegung anbietet.
Von Kathmandu flog die 22 Köpfe umfassende Gruppe nach Lukla, ein Dorf in Nepal auf 2.800 Meter Seehöhe. Von dort aus ging es zu Fuß weiter. Das Ziel: das Mount Everest Base Camp auf 5.360 Meter Seehöhe. Insgesamt legte die Gruppe in elf Tagen 120 Kilometer per pedes zurück und überwand dabei in Summe zirka 6.000 Höhenmeter. Enrico und Markus trafen dabei Menschen aus aller Welt – und Axel Naglich aus Kitzbühel, der zufällig auch gerade dort war.
Bis auf zwei Mitglieder schafften es alle bis zum Base Camp. Die Herausforderung lag nicht in der Strecke an sich, die man locker mit Sportschuhen bewältigen könne, so Enrico. Die Challenge sei die Höhe. Für die Tiroler war sie kein Problem, sie waren im Winter viel in den Alpen bis zu einer Seehöhe von 4.000 Meter unterwegs gewesen. Mit den Bergriesen des Himalayas jedoch könne man die heimische Bergwelt nicht vergleichen. „Die Dimension ist eine ganz andere, das ist einfach überwältigend.“

Moment für die Ewigkeit

Das BNI Meeting im Base Camp um neun Uhr morgens, umringt von den Achttausendern des Himalaya-Gebirges, sei dann unglaublich eindrucksvoll gewesen, erinnert sich der Wahl-Scheffauer. Aber es gab etwas, das dieses Erlebnis noch toppte: Noch vor dem Meeting, um fünf Uhr morgens desselben Tages, brachen die beiden Tiroler und ein weiterer Begleiter auf, um vom Gipfel des Kala Patthar (5.650 Meter Seehöhe) den Sonnenaufgang über dem Mount Everest zu verfolgen. Die Wetterbedingungen waren ideal und bescherten dem Trio Momente für die Ewigkeit. „Da wird dir klar, wie klein und unbedeutend du als Mensch bist, die Erde braucht uns nicht.“ Momente wie diese lehren uns die Demut, meint Enrico.
Das Ziel der Reise sei das Base Camp gewesen. Doch während des Gehens sei immer klarer geworden, dass der Weg dorthin das eigentliche Ziel war. Aufgrund ihrer körperlichen Fitness hatten er und Markus viel Zeit für sich selbst, sie saugten die Energie der Bergwelt auf, meditierten und schärften ihr Bewusstsein für die Einzigartigkeit der umgebenden Bergwelt. Was blieb, ist Dankbarkeit für alles Erlebte – und enger Zusammenhalt innerhalt der BNI-Gruppe. Mit manchen Mitgliedern aus Großbritannien stehe er heute noch in Kontakt, so Enrico. Er wird nächstes Jahr einen Guide der Tour, einen Nepalesen treffen: nicht in Nepal, sondern im Stubaital, wo er als Hüttenwirt den Sommer verbringt. „Die Welt ist klein, selbst in den Achttausendern“, sagt Enrico lachend.
Er nahm eine wichtige Erkenntnis mit aus dem Himalaya: „Du besiegst nie den Berg, sondern immer nur dich selbst.“ So verhält es sich wohl auch mit vielen Herausforderungen, denen sich Unternehmerinnen und Unternehmer stellen: Wenn die eigenen, inneren Überzeugungen stimmen, ist vieles möglich.
Über das höchste BNI-Treffen der Welt wurden übrigens 85.000,- britische Pfund gesammelt, die Kindern rund um den Erdball zugute kommen. Doris Martinz