Cornelia Erber und Monika Pelz erzählen von der Kinder-Kulturarbeit und vom Programm der „KiKu“.

Was passiert, wenn der Weihnachtsmann krank wird und keine Geschenke bringen kann? Dann springt die Weihnachtsfrau ein und erledigt den Job auf ihre eigene Weise. Wie das aussieht, erleben die jungen Besucherinnen und Besucher von „Bilderbuch im Kino“ am 14. Dezember. Die Veranstaltung gehört zu einer ganzen Reihe von Events für Kinder, organisiert von zehn Damen der Sparte Kinderkultur, „KiKu“, des Vereins Musik Kultur, in St. Johann. Unter ihnen auch Cornelia Erber und Monika Pelz. Beide sind Mütter und berufstätig: Cornelia arbeitet beim Stadtarchiv in Kitzbühel, Monika in der Montessori-Schule in Wörgl. Kulturvermittlung für klitzekleine, kleine und große Menschen liegt ihnen, wie dem gesamten KiKu-Team, sehr am Herzen. Obwohl die Zeit manchmal knapp ist, engagieren sie sich gerne ehrenamtlich, um den Kindern in der Region – und damit auch ihren eigenen – den Besuch unvergesslicher Kulturerlebnisse zu ermöglichen. Der bunte Reigen reicht dabei von lustigen Theateraufführungen und Konzerten über Zaubershows und Clownspektakel bis hin zu Eigenproduktionen wie dem „Bilderbuch im Kino“ und mehr. Das Programm, das sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen jedes Jahr auf die Füße stellen, kann sich sehen lassen: „Wir lassen uns mitunter auch auf Festivals inspirieren“, erzählt Cornelia. So gelinge es immer wieder, auch international angesehene Künstlerinnen und Künstler nach St. Johann zu holen – wie zum Beispiel Anne Klinge, die mit ihrem Fußtheater für Furore sorgt und im November in der Alten Gerberei zu Gast war. „Um im ländlichen Raum ein solch buntes Kinderkulturprogramm anbieten zu können, greift das KiKu-Team auf die intensive Kulturarbeit des gesamten MuKu-Teams zurück“, unterstreicht Monika. Nicht umsonst ging letztes Jahr der Österreichische Kunstpreis nach St. Johann und damit zum ersten Mal nach Tirol. „Man muss also nicht nach Salzburg, Innsbruck oder Wien fahren, wenn man seinen Kindern tolle Kultur­erlebnisse ermöglichen will“, so Monika.

Nicht nur Bespaßung

Monika besuchte vor zehn Jahren mit ihrem Sohn in der Alten Gerberei ein „Lauschen & Plauschen“ Babykonzert, stieß so auf den Verein und ist seitdem fixes Mitglied der KiKu-Gruppe. Ihr Sohn Ale­xander, zehn Jahre alt, wachse jetzt langsam heraus aus der Zielgruppe, erzählt sie.
Cornelias Tochter Pauline, sechs Jahre alt, zählt zu den größten KiKu-Fans. „Immer wieder fragt sie mich, was als nächstes kommt, sie freut sich jedes Mal sehr auf die Veranstaltungen“, berichtet Cornelia. Beide Mütter erzählen, wie begeistert ihre Kinder beim Auf- und Abbau der Events mithelfen und so schon einen Einblick hinter die Kulissen des Kulturbetriebs erhalten. „Dabei holen sie sich auch Inspiration von den Kunstschaffenden“, verrät Monika.
Oft sprechen die Veranstaltungen kindergerecht verpackte Themen an, die zum Nachdenken anregen und daheim noch diskutiert werden können und sollen. „Kultur ist eine Form der Aufarbeitung. Sie hatte immer schon Mehrwert und ist nicht nur zur Bespaßung da“, meint Cornelia. „St. Johann wäre um so viel ärmer, wenn es die Alte Gerberei nicht gäbe“, ergänzt Monika.
Es sei einfach schön, in der Gemeinschaft mit anderen an Kulturveranstaltungen zu arbeiten und sich an der Begeisterung der Kinder zu erfreuen. „Gänsehaut“, sagt Monika und reibt sich den Unterarm.

Kultur geht unter die Haut

Für die Kinder bieten die Veranstaltungen Mehrwert in vielerlei Hinsicht: Sie spüren die Faszination, die von einer Bühne ausgeht, erleben mit allen Sinnen, sind einer Fülle von Reizen ausgesetzt, die das Gehirn stimulieren – und das in Gemeinschaft mit vielen anderen Kindern. „Wenn sich achtzig Kinder gegenseitig mit ihrem Lachen anstecken und sich austauschen, dann geht nicht nur ihren Eltern das Herz auf. Auch die Kinder selbst profitieren auf der sozialen und auf vielen weiteren Ebenen davon“, so Cornelia. Es brauche diese Erfahrungen heute mehr denn je, viel zu oft würde der Nachwuchs digitale Unterhaltung konsumieren. „Aber das Erlebte auf der Bühne, das kannst du nicht nach vorne oder zurück wischen, es ist nicht beliebig oft abrufbar. Das macht es so spannend“, ist Cornelia überzeugt.
Nach den pandemiebeding­ten Pausen seien die Besuche­r:innenzahlen höher als je zuvor, erzählen Cornelia und Monika. Mit Freude stelle man fest, dass immer mehr Väter und Großväter den Weg zu den Veranstaltungen finden. „Es dauert hoffentlich nicht mehr lange, bis wir den ersten Mann in unserem Team haben, der bei der Organisation mithilft“, zeigt sich Monika optimistisch. Neue Mitglieder sind immer herzlich willkommen.
Doris Martinz