Seit 35 Jahren fertigt Werner Mitterer kunstvoll gestaltete Urkunden, Wappen und mehr.

Tuast du nu wås?“, diese Frage bekommt Werner Mitterer des Öfteren zu hören. Seine Antwortet lautet dann meistens: „Ja, mindestens nu fünfzig Jåhr’!“ So lange wird er die Kalligrafie-Feder sehr wahrscheinlich nicht mehr übers Papier führen, aber zu stoppen ist er derzeit nicht. Er tut etwas, das sonst kaum jemand mehr tut: Der Reither malt Urkunden. Jeder einzelne Buchstabe, jedes Ornament wird unter seiner Hand zu einem Kunstwerk, das die Zeit überdauert. Die Kunst der Initialen und das dekorative Blatt- und Beiwerk auf Schriftstücken haben es ihm besonders angetan, hier lebt er seine Leidenschaft und sein ganzes Können aus. Bis zu 15 Stunden und mehr arbeitet er mitunter an einer Urkunde oder an einer kalligrafischen Tafel.
Die Liebe zur Schrift kam während der Lehre als Schriftsetzer. Als 15-Jähriger hatte ihm ein Berufsberater geraten, aufgrund seines damals schmächtigen Körperbaus lieber nicht auf Muskelkraft zu setzen, sondern auf Krea­tivität. Er schickte ihn zum örtlichen Drucker, wo er den Bleisatz erlernte, später den Maschinen- und Fotosatz und schließlich die Grafik am Computer.

Insider-Wissen

Mit 17 Jahren versuchte sich Werner Mitterer bereits an der Zeichnung einzelner Seiten der Bibel von Johannes Gutenberg. Apropos: „Der weltberühmte Erfinder des Buchdrucks hieß ursprünglich gar nicht Gutenberg, sondern trug den Familiennamen Gensfleisch“, weiß Werner Mitterer zu berichten. „Da sich dieser Name für einen großen Erfinder nicht sonderlich eignete, war ihm gestattet, sich Gutenberg zu nennen.“ Wer weiß solche Dinge? Menschen, die für Schrift brennen und sich ein Leben lang damit beschäftigen.
Werner Mitterer fertigt seine Werke auf hochwertigem Papier in gefälligen Formaten. Ein besonderer „Eye-Catcher“ sind rote Siegel, mit denen er eine Mitterer-Urkunde toppt. Für die fachgerechte Umrahmung sorgt das Team der Firma Schneider in Hopfgarten. „Es ist kein Geheimnis, dass eine passende Umrahmung die Krönung einer Urkunde sein kann.“
Auf Mitterers Fertigkeiten greifen Vereine und Gemeinden in der Region und darüber hinaus zurück. Aufträge für Urkunden, die im Zuge von Ehrenbürgerschaften, Ehrenringen und Ehrenzeichen überreicht werden, kommen unter anderem auch aus dem Zillertal, aus dem Pinzgau und Pongau. Seine Kunst ist eine aussterbende – umso wertvoller sind die Werke aus seiner Hand.

Wappenkunst

Nicht nur als Kalligraf, sondern auch als Heraldiker hat sich Werner Mitterer einen Namen gemacht. „Bei der Heraldik geht es um Wappen, die Familie oder Unternehmen tragen“, erklärt Mitterer, die Thematik nimmt in seinem Atelier viel Raum ein. Mitterers Aufgabe sei es oft, bestehende Wappen zu überarbeiten und in große Formate zu übertragen, so der Kalligraf. Aber er erschafft auch neue Zeichen und Symbole, die für eine Familie oder ein Unternehmen stehen. Nach Prüfung einer eventuell vorhandenen Chronik und in ausführlichen Gesprächen findet man passende Motive. Zu guter Letzt entsteht eine dekorative Wappentafel, die Wohnräume oder Büros verschönert. Auch bestehende Wappendrucke, zumeist nur in Schwarz-Weiß auf kleinem Format vorhanden, bringt Mitterer auf „Hochglanz“.

Kunstvolle Reproduktionen

Ein weiteres Faible des Kalligrafen sind historische Urkunden und Schriftstücke. Einige davon erstellte er großformatig und färbig in Mittelhochdeutsch und Latein, in „Unzialschrift“ und „Minuskeln“, in „Fraktur“ oder „Schwabacher“ – Fachbegriffe aus der Welt des Buchdrucks, mit denen nur Eingeweihte wie Werner Mitterer zu arbeiten wissen. Breitfeder und Pinsel haben bei ihm Hochbetrieb, wenn er wertvolle Originale reproduziert. Um den Inhalt der Schriftstücke geht es ihm dabei weniger als um deren kunstvolle Gestaltung.

Werner Mitterer ist einer der wenigen, die sich im digitalen Zeitalter noch für den Schwung eines Buchstabens und die akkurate Linienführung begeistern. Für ihn ist Kalligrafie Magie und Zauber, sie ist Musik, Rhythmus und Meditation. Wer sich die Zeit nimmt hinzuschauen, wird feststellen, warum das so ist: Schon allein das Ansehen und Verfolgen der Linien versetzt den Betrachter in Ruhe und Gelassenheit …

Infos auf www.urkunden-mitterer.at
Tel. 05356 65225