Warum sich Irene Zanett bei „Zeitpolster“ engagiert, über lohnendes Engagement und das gute Gefühl, nicht alleine zu sein.
Irene Zanett hat in ihrem Leben viel gemacht und unternommen, sie war unter anderem Skilehrerin, Geschäftsführerin einer Firma in St. Johann und hat hier selbständig ein Handarbeitsgeschäft betrieben; sie hat viele Jahre in Amerika gelebt und war sich lange Zeit nicht sicher, ob sie für immer „drüben“ bleiben oder doch in die Heimat zurückkehren würde. Heute ist die 76-Jährige froh, daheim in „Sainihåns“ zu sein. Seit sechs Jahren ist sie „Wunschoma“ der Familie Papadimitriou-Willeit (wir berichteten letztes Jahr in unserer Sommerausgabe). Seit zwei Jahren ist sie auch Mitglied des Projekts „Zeitpolster“. „Das eine hat mit dem anderen aber nichts zu tun“, sagt sie. Da hat sie natürlich recht. Beide Projekte zeigen aber, wie glücklich es uns machen kann, wenn wir anderen etwas schenken – nämlich unsere Zeit.
„Eine super Sache“
Es fing damit an, dass sich Irene vor zwei Jahren die rechte Hand brach, monatelang einen Gips trug und gelegentlich Hilfe im Alltag, zum Beispiel beim Putzen, brauchte. „Da gibt es so eine Organisation, Zeitpolster heißt die, frag da doch einmal nach!“, riet ihr eine Freundin. Na gut, dachte sich Irene, fragen kostet nichts. Sie nahm Kontakt mit Gründungsmitglied Christl Schneider vom Team in St. Johann auf. Schließlich kam Helga Martin bei Irene vorbei, sie half im Haushalt einige Male aus. Das funktioniert gut, und Helga erklärte Irene bei einem „Ratscher“ das Konzept von „Zeitpolster“: Man stellt seine Zeit zur Verfügung und hilft anderen. Die Stunden, die man dafür aufwendet, werden zu einem Zeitpolster angesammelt. Sollte man selbst irgendwann Hilfe benötigen, kann man die Stunden im zuvor geleisteten Umfang in Anspruch nehmen. „Eine super Sache“, meint Irene. Sobald sie wieder fit war, wurde sie Mitglied des Vereins und betreut seitdem selbst Menschen, die Hilfe brauchen.
Der Gedanke, dass sie selbst dann wieder auf Unterstützung zurückgreifen kann, steht für sie aber nicht im Vordergrund. „Es ist einfach sinnvoll und sehr lohnend, wenn man Leuten, meist sind es ja ältere, helfen kann. Sie sind so dankbar für die Zeit, die man ihnen widmet, das gibt einem ein gutes Gefühl.“ Irene macht für ihre Klientinnen und Klienten kleine Erledigungen oder begleitet sie zum Arzt, sie geht mit ihnen Kaffeetrinken oder einfach spazieren. „Das ist so nett, man erfährt viel von den alten Zeiten und anderen Lebenswegen. Mir tun die Ausflüge auch gut, so komme ich regelmäßig raus und unter die Leute“, sagt Irene lachend. Sie übernimmt keine Pflegeleistungen, Helfende von Zeitpolster sind dafür nicht ausgebildet, Pflegedienste werden nicht angeboten.
Geleistete Stunden werden von der Vereinsverwaltung in Vorarlberg den Betreuten mit neun Euro berechnet und dienen als Rücklage für angesparte Stunden, Versicherung, Verwaltungskosten usw. Die einzelnen Teams (derzeit 26 in Österreich) bekommen davon nichts.
„Ich hoffe, dass ich nie auf Hilfe angewiesen sein werde“, sagt Irene. „Aber wenn es so sein sollte, ist es gut zu wissen, dass ich nicht alleine bin und jemand für mich da sein wird.“
Doris Martinz
Das Zeitpolster-Team in St. Johann in Tirol besteht seit Jänner 2020 und ist trotz 28 Helfenden nun an die Grenze gestoßen.
Es werden dringend weitere Helfende und auch Teammitglieder gesucht.
Bei Interesse bitte anrufen Tel. 0664 88720764 oder
Mail: team.st.johann.tirol@zeitpolster.com
Derzeit betreut das Team 43 Personen in St. Johann, Oberndorf, Kirchdorf, Gasteig und Erpfendorf. Von Begleitung zu Arztterminen, über Botengänge, Hilfe in Haushalt und Garten, dem Gestalten gemeinsamer Freizeitaktivitäten, Freiräume für pflegende Angehörige schaffen, bis hin zur Kinderbetreuung, leisten die Zeitpolster-Betreuer:innen Hilfe, die den Alltag für die Betreuten erleichtert. Dabei entscheiden sie selbst, in welcher Form und zeitlichem Ausmaß sie ihre Hilfe anbieten möchten – je nach ihrem eigenen Können und Wollen. Einmal wöchentlich wird kostenlos ein betreuter Spiele-/Kartler-Nachmittag für alle angeboten.
Die Helfenden treffen sich monatlich zum Austausch und für Besprechungen. Auch gemeinsame Unternehmungen werden geplant und ausgeführt. Es ist ein schönes und spannendes Miteinander für die Helfenden und die Betreuten, wo auch schon bemerkenswerte Freundschaften entstanden sind.
In diesem Sinne freut sich das Team St. Johann in Tirol auf weitere Interessierte.
Einfach anrufen und wir reden miteinander.