Marije Moors vom Ortsmarketing berichtet über die letzten Wochen, über Hoffnung und die Kraft, die aus dem Zusammenhalt entsteht.
Eigentlich dachte ich mir vor unserem Telefonat, Marije würde ziemlich geschlaucht sein – müde vom vielen Organisieren, Beschwichtigen, Zureden. Aber nein – sie ist gut drauf wie immer und versprüht Optimismus. In den letzten Wochen mussten sie und das gesamte Team des Ortsmarketings viel improvisieren. Es galt in erster Linie, Kontakt zu halten, viel zu telefonieren, Aktionen wie das Gutscheinprojekt zu koordinieren und das Ortsmarketing als Plattform für die lokale Wirtschaft am Leben zu erhalten. Es funktionierte: Die Homepage „Treffpunkt St. Johann“ verzeichnete von Mitte März bis Mitte April 2020 dreimal so viele Zugriffe wie gewöhnlich. Weil die St. Johannerinnen und St. Johanner alle Infos fanden und finden, die im lokalen Bereich von Bedeutung sind. Zum Beispiel, wer was anbietet, Öffnungszeiten, spezielle Angebote, … Das Ortsmarketing erwies sich als ideale Drehscheibe zwischen der Wirtschaft und ihren AbnehmerInnen.
Jetzt, nachdem auch die größeren Geschäfte wieder öffnen durften, hat die Gemeinde den Ort wieder herausgeputzt, „möbliert“, wie Marije sagt. Es wurden Bänke aufgestellt, Blumenkistl arrangiert, Radständer montiert. „Der öffentliche Raum wird in diesem Sommer für uns alle noch mehr Bedeutung haben als in den letzten Jahren, denn hier sind die Auflagen leichter einzuhalten“, weiß die Ortsmarketing-Chefin. Deshalb wird man schauen, ob man noch etwas ergänzen oder verbessern kann. „Damit sich die Leute wohlfühlen und den Raum nutzen, auch wenn die Abstandsbestimmungen noch gelten.“
Außergewöhnliche Telefonate
Das Team des Ortsmarketings führte bis Anfang Mai zirka 160 Telefonate mit den Mitgliedern des Wirtschaftsforums, viele davon tätigte Marije selbst. Das Erfreuliche daran: Die meisten Gespräche verliefen überaus positiv. Klar, alle hatten und haben mit der Situation zu kämpfen, aber fast alle FirmeninhaberInnen sehen auch eine Chance dafür, dass es weitergehen, und dass sich auch der wirtschaftliche Erfolg wieder einstellen wird. „Man muss die Situation nicht schöner reden, als sie ist. Und die Auswirkungen der Krise werden viele Betriebe auch noch lange beschäftigen. Aber von Niedergeschlagenheit ist trotzdem keine Spur“, bestätigt Marije, „ganz im Gegenteil – viele erweckten ihre unternehmerische Kreativität zu neuem Leben.“ Besonders schön fand sie es, dass sich auch ihre GesprächspartnerInnen Zeit nahmen für das Telefonat. „Kaum jemals zuvor ergaben sich so intensive, konstruktive und persönliche Gespräche, das war wirklich außergewöhnlich und wahnsinnig nett. Wann hat man denn sonst schon Zeit, sich ausführlich zu unterhalten?“ Das stimmt die geborene Holländerin schon ein wenig nachdenklich.
Positive „Vibes“
Auch wenn das Ortsmarketing Betriebe nicht retten oder Förderungen auszahlen kann, so war und ist seine Aufgabe doch eine wichtige: Marije, Dunja, Heidi, Carmen und Tassos übernahmen auch in der Krise die gemeinsame Kommunikation der Betriebe nach außen – und sie lieferten positive „Vibes“. Schlechte Nachrichten gab und gibt es ja genug. Da braucht es Leute, die optimistisch sind und voller Tatendrang. Und die einen spüren lassen: Man ist nicht alleine. „Die prinzipiell gute Struktur, die wir in St. Johann aufgebaut haben, ist nun in der Krise voll zum Tragen gekommen“, sagt Marije. „Sie wird helfen, die Zeit gut zu überstehen.“
Die Maßnahmen der Unternehmen und des Ortsmarketings funktionierten auch, weil die St. Johannerinnen und St. Johanner auf „ihre“ Betriebe schauten und die Angebote annahmen. Jetzt, da Geschäfte wieder geöffnet sind, berichten viele FirmeninhaberInnen von Stammkunden, die sehr bald kamen und einkauften. Die Solidarität der Einheimischen ist groß – und sie wird es hoffentlich bleiben. Denn St. Johann braucht jetzt die Unterstützung aller seiner BewohnerInnen.
Vor wenigen Tagen haben die ersten Gastronomiebetriebe wieder geöffnet. Jetzt gilt es, auch ihnen ein Überleben möglich zu machen. Gemeinsam ist vieles zu schaffen.
Doris Martinz