Matthias Danzl und Albert Berktold von EGGER über die Vorteile eines Familienbetriebs und intelligente Rohstoff-Nutzung.
Holz ist viel zu schade zum Verbrennen“, das sagte einst Fritz Egger aus St. Johann. Er betrieb ein Sägewerk und beschloss, die Abfälle anderweitig zu verwenden: Er machte hochwertige Spanplatten daraus und gründete im Jahr 1961 das Werk EGGER. Das Thema Nachhaltigkeit ist bei EGGER also kein neues, seit Jahrzehnten befasst man sich intensiv damit.
„Für unsere Produkte verwenden wir längst nicht mehr nur Abfälle aus der Sägeindustrie, sondern auch recyceltes Material, zum Beispiel alte Möbel oder altes Verpackungsmaterial“, so Werksleiter Albert Berktold. Auf diese Weise bekomme Holz ein zweites oder sogar drittes Leben erklärt er bei unserem Gespräch im Konferenzraum, an dem auch der zweite Werksleiter Matthias Danzl teilnimmt. Die Fensterfront des Raums gibt den Blick frei auf das Firmengelände, ins Auge fallen das neue Hochregallager und der große Holzstapel davor – alles frische Stämme, wie es aussieht. „Das ist Schadholz, das aufgrund von Windwurf angefallen ist. Es kann im Sägewerk nicht verarbeitet werden und ist gerade aus dem Bezirk angeliefert worden“, beantwortet Matthias Danzl meinen fragenden Blick. Bei 50 % liege der Recyclinganteil in der Spanplattenproduktion derzeit, man wolle in den nächsten Jahren auf 60 % kommen, damit sei dann das Maximum erreicht. „Mehr geht im Sinne des hohen Qualitätsanspruches unserer Produkte nicht“, so Albert Berktold.
Er redet im weiteren Verlauf unseres Gesprächs von einer „kaskadischen“ Nutzung des Rohstoffs Holz – ein Credo von EGGER: Ein Rohstoff wird über mehrere Treppenstufen durch intelligente Verwendungen möglichst lange in einem Nutzungskreislauf gehalten, bevor er schlussendlich, wie im Fall von Holz, verheizt wird. Genau das passiert bei EGGER: Holz, das zuerst beispielsweise zu einem Schrank verarbeitet wurde, wird in der Recyclinganlage aufbereitet und in der Produktion wiederverwendet. Die Anlage arbeitet so effizient, dass letztendlich nur ausgeschiedenes Restholz, das stofflich nicht verwendet werden kann, thermisch genutzt,
also verbrannt, wird. „Die intensive Nutzung des Rohstoffs Holz wird immer wichtiger, weil die Ressource nicht unbegrenzt verfügbar ist“, so Matthias Danzl.
Selbstversorger
Der Rohstoff Holz spielt bei EGGER auch bei der Energieversorgung eine wichtige Rolle. Schon seit 15 Jahren liefert ein eigenes Biomassekraftwerk einen Großteil der benötigten Energie, ein zweites ist in Planung. Es soll den Standort praktisch frei von fossilen Brennstoffen machen, Gas wird in sehr geringem Umfang nur mehr als Regelenergie benötigt. „Das sich ein Unternehmen wie das unsere weitestgehend selbst mit Energie, auch mit Strom, versorgen kann, ist natürlich der Idealfall“, so Danzl. Zufall ist es keiner: „Egger betreibt Recycling und Maßnahmen für Nachhaltigkeit seit Jahrzehnten und tätigte in diesen Bereichen enorme Investitionen, von denen man hofft, dass sie sich rechnen werden.“ Den Glauben daran habe es immer gegeben, bestätigt Albert Berktold. „Das ist der Vorteil eines Familienunternehmens: Man ist nicht abhängig von Aktionärsinteressen, sondern kann selbst entscheiden, man darf an die Zukunft glauben.“
Ein weithin sichtbares Zeichen dafür ist auch das neue Hochregallager, in dem automatisierte Prozesse für weniger Fehler und mehr Sicherheit sorgen. Obwohl in den letzten Jahrzehnten auch viel in die Automatisierung investiert wurde, blieben dank ständigen Wachstums alle Arbeitsplätze erhalten, sie wurden sogar mehr: Waren in St. Johann vor fünf Jahren noch 900 Leute beschäftigt, sind es heute 1.240. (Die Firmengruppe beschäftigt weltweit insgesamt zirka 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.)
„Ein erklärtes Ziel für die Zukunft ist es natürlich, unsere Mitarbeiterzahl zu halten und sichere Arbeitsplätze anzubieten“, so Danzl.
Ein weiteres Ziel ist, durch Optimierungen und Innovationen noch mehr Energie für das Fernwärmenetz bereitzustellen. Dass es dieses Netz überhaupt gibt, ist nicht selbstverständlich: „Es gibt viele Industriebetriebe, die die Abwärme, die in ihren Produktionsprozessen entsteht, nicht nützen. In St. Johann hingegen steigt der Bedarf an Energie, die wir in die Region liefern, täglich, da sind wir gefordert“, so Berktold. Wir dürfen davon ausgehen, dass sich Lösungen finden werden. So, wie das Team von EGGER in der Vergangenheit immer Lösungen gefunden und bewiesen hat, dass es in der Lage ist, schwierigere Zeiten und Krisen zu durchschiffen und auf Erfolgskurs zu bleiben.
Einen spannenden Rundgang durch das Werk mit interessanten Info-Stationen können Besucherinnen und Besucher am Tag der offenen Tür unternehmen.
Doris Martinz