Sylvia Heim ist die neue Leiterin der Mediathek in St. Johann. Über geplante Projekte, viel Frauenpower und mehr.
Sie selbst lese am liebsten Krimis, und unter den Krimis am liebsten nordische, wie jene von Arnaldur Indriðason, erzählt Sylvia Heim. Sie liebe den Nervenkitzel, die Spannung – „aber nur in Büchern“, schränkt sie lachend ein. Obwohl ihre neue Aufgabe wohl auch einiges an Spannung mit sich bringt: Seit September letzten Jahres ist sie die neue Leiterin der Mediathek und damit die Nachfolgerin von Hannes bzw. Michaela Hofinger. Hannes hat St. Johanns Bücherei in den letzten 15 Jahren ehrenamtlich gegründet, aufgebaut und zu dem gemacht, was sie heute ist: eine Einrichtung, die sich andere Gemeinden ob ihres umfangreichen Angebots von zirka 18.000 Medien und der großen Zahl von Nutzer:innen – es sind ihrer zirka 5.000 – zum Beispiel nehmen.
Das Jobangebot sei seitens der Gemeinde überraschend und gänzlich unverhofft gekommen, so die ehemalige St. Johanner Volks- und Sonderschullehrerin, die zuletzt in der Bildungsdirektion Kitzbühel tätig war. „Ich habe früher die Schulbibliothek in der Mediathek betreut und aufgebaut, Hannes und ich haben gemeinsam tausende Bücher katalogisiert“, erinnert sie sich. „Das ist vertrautes Terrain.“
Die Entscheidung, bereits einen Monat nach Antritt des Ruhestands die neue Stelle anzunehmen, sei ihr deshalb nicht schwergefallen. Derzeit absolviert sie die Ausbildung zur Bibliothekarin beim Bibliotheksverband. Mit ihr wurden weitere drei Teilzeitkräfte engagiert, acht ehrenamtliche Helferinnen unterstützen das Team. „Das funktioniert super!“ Alle Mitarbeiterinnen seien sehr engagiert und motiviert, alles seien bereit anzupacken. Die Umstellung und Eingewöhnung an ein neues Team sei für alle eine Herausforderung gewesen, doch sie habe viel Akzeptanz erfahren, erzählt Sylvia Heim. Nach einem Mann im Team sucht man übrigens vergeblich: In St. Johann ist die Mediathek derzeit eine Frauendomäne. „Es ist nicht so, dass wir uns das gewünscht haben; es hat sich halt so ergeben.“ Bis auf Weiteres sei eben „Frauenpower“ angesagt, so Sylvia Heim.
Ich frage bei unserem Gespräch, mit welchen Herausforderungen sie gerade anfangs, als alles noch ganz neu für sie war, zu kämpfen hatte. Ihre Antwort ist entwaffnend: „Was schwierig war? Ich war so durchflutet von Begeisterung, dass ich gar nicht wahrgenommen habe, dass etwas sehr schwierig gewesen wäre.“ Auch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde laufe ausgesprochen gut, dafür sei sie sehr dankbar.
Neue Kinderbuchabteilung
Zu Sylvias Aufgaben gehören nun Verwaltungsaufgaben, Organisation, Personalführung, der Einkauf von Büchern, natürlich die Finanzen und einiges mehr. „Ich habe die Endverantwortung, das ist klar“, erklärt sie dazu. „Mir ist es aber wichtig, dass alle angestellten Mitarbeiterinnen über möglichst viel Know-how verfügen und wir breit aufgestellt sind. Es soll nicht alles an meiner Person hängen.“
Gemeinsam mit ihrem Team hat Sylvia bereits konkrete Pläne für das heurige Jahr geschmiedet: Die Kinderbuchabteilung soll vom Eingangsbereich in den hinteren Teil der Mediathek, der noch provisorisch eingerichtet ist, übersiedeln und hier mehr Raum bekommen – mit Vorleseecke, Kindermöbeln, einer Tonie -Hörstation und mehr. „Das ist alles drin im Budget“, freut sich die 65-Jährige. „Wir sind gut unterwegs, ich habe eine Mordsfreude. Bis zum Sommer sollte alles fertig sein.“
Auch an den Öffnungszeiten wurde bereits „geschraubt“, Sylvia denkt an eine Ausweitung: „Ich könnte mir vorstellen, dass wir auch am Mittwochnachmittag offenhalten, vom Personalstand her ginge sich das aus.“ Die Details müsse man aber noch klären, so Sylvia.
Mehr Raum für Veranstaltungen
Schon bald sollen in der Mediathek noch mehr Veranstaltungen stattfinden. Bereits jetzt hält der Literaturverein wieder seinen „Lesekreis“ hier ab, das Eltern-Kind-Zentrum St. Johann kommt wöchentlich mit Veranstaltungen wie dem Alleinerziehertreff und anderen Workshops. „Es gibt weltweit die Tendenz, Bibliotheken zu einem offenen Raum, zum Treffpunkt für alle Menschen zu machen. Dabei soll es nicht nur um Bücher gehen. Das wollen wir nach Möglichkeit auch so halten. Die Hemmschwelle, da herauf zu uns zu fahren, soll fallen.“
Für Veranstaltungen mit 30, 40 Personen bräuchte es allerdings mehr Platz. Und den gibt es im Prinzip: Ein großer Teil des Dachbodens – anschließend an die Mediathek – ist noch nicht ausgebaut. Seitens der Volksschule denkt man daran, hier neue Lernräume für die Schüler:innen zu schaffen. „Vielleicht ergibt sich hier die Möglichkeit, den Raum irgendwann gemeinsam zu nutzen“, so die Mediatheksleiterin.
Natürlich aber soll die Mediathek ein Ort bleiben, an dem man in Ruhe stöbert, in Lieblingsbüchern und neuen Entdeckungen blättert. Sylvia, so verrät sie, habe nicht nur ein Faible für Krimis, sondern auch eines für schöne Kinderbücher. „Es gibt so viele traumhaft schöne Kinderbücher, die fallen für mich schon fast unter den Begriff Kunst.“ Favoriten in diesem Bereich sind für sie Autor:innen wie Mira Lobe oder auch Winfried Opgenoorth. „Wir haben Familien, die kommen jede Woche mit einer Riesentasche, um sich neue Kinderbücher zu holen und daheim vorzulesen.“ Mit ihrem Angebot erfüllt die Mediathek also auch einen wichtigen Bildungsauftrag.
„Ich freue mich über jede und jeden, der die Mediathek nützt“, meint Sylvia Heim abschließend. „Wir sind da, wir sind bereit.“
Dienstag:
9 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr
Donnerstag: 14 bis 19 Uhr
Samstag: 9 bis 13 Uhr