Hanspeter Foidl ist Imker aus Leidenschaft und versüßt mit fleißigen Bienen des St. Johanner Bienenzuchtvereins den St. Johanner Weihnachtsmarkt.

Die Tür im Café Rainer geht auf und Hanspeter tritt schwungvoll ein – hochgewachsen und sportlich, mit einem strahlenden Lächeln. Gut gelaunt nimmt er gegenüber von mir am Tisch Platz und bestellt sich eine Tasse Kakao, um dann sogleich von seinem Traumberuf, der Imkerei, das wundervolle Vereinsleben im St. Johanner Bienenzuchtverein und was für ihn die Weihnachtszeit ausmacht, zu erzählen.

Der Ruf der Bienen

Hanspeter kommt beruflich ursprünglich aus dem Leistungssport und feierte als Biathlet internationale Erfolge, wie beispielsweise den Sieg des Europacups 2003 in Méribel oder als er sich 2008 den Titel bei den österreichischen Meisterschaften holte. „So ganz nach oben habe ich es aber trotz allem nicht geschafft, das musste ich irgendwann akzeptieren,“ sagt Hans­peter geradeaus und erklärt, dass er aus diesem Grund die Möglichkeit für eine weitere Ausbildung, dass das Bundesheer unterstützte, annahm. Nur, wo sollte es beruflich hingehen? Er erinnerte sich an seine Kindheit zurück, wie er mit seinen Geschwistern so gern zum Naschen zu den Nachbarn, Simmal und Nani Foidl gegangen ist, wenn sie Honig geschleudert haben. In der Imkerei von Gottfried Weißkopf im Oberland wurde während seinem Praktikum seine einstige Faszination für Bienen und Honig wieder entfacht und er war sich sicher, das für ihn Richtige gefunden zu haben – aber sich so ganz darauf zu fokussieren traute er sich damals noch nicht zu.
Das Leben schien aber bereits Pläne zu schmieden, denn er lernte bald durch seine Eltern den Sepp Meierl, Imker und ehemaliger Obmann des St. Johanner Bienenzuchtvereins, kennen. Dieser war aufgrund gesundheitlicher Probleme auf der Suche nach jemandem, dem er seine Bienen anvertrauen konnte und nahm Hanspeter mit, um ihm alles einfach mal zu zeigen. „Zum Schluss fragte er mich, ob ich es mir vorstellen könnte, seine Bienen zu übernehmen und ich so – ja schon, irgendwann mal,“ so Hanspeter lachend. Laut ihm war die prompte Antwort vom Sepp Meierl: „Nix da, ich bringe sie dir gleich!“ Und so war Hans­peter, ehe er sich versah, plötzlich stolzer Besitzer von neun Bienenvölkern.

Geteiltes Leid ist halbes Leid – geteilte Freude ist doppelte Freude

Hanspeter kam durch den Meierl Sepp zum St. Johanner Bienenzuchtverein und fühlte sich von Anfang an wohl und war froh über den regen Austausch. Die wahre Qualität dieser Gemeinschaft erfuhr er aber erst, als er über seinen Schatten sprang und sich mit einem sehr unangenehmen Problem an seine Vereinskollegen wandte: „Ich hatte in einem Jahr durch mein damaliges Unwissen den Großteil meiner Bienenvölker verloren und stand an – ich hatte alles probiert aber ohne Erfolg.“ Er fasste sich beim nächsten Vereinstreffen ein Herz und sprach offen aus, dass er einen Fehler gemacht habe und nun einfach nicht mehr weiterwisse. Nach Hanspeters Worten herrschte kurzes Schweigen – er machte sich schon auf eine Demütigung gefasst – doch was von den Kollegen retour kam war eine überwältigende und sehr berührende Erfahrung. „Ich erhielt ausschließlich guten Zuspruch und viele meinten, sowas wäre ihnen auch schon passiert. Seit jeher hat es sich im Verein sehr stark etabliert, dass man auch seine Sorgen mit der Gemeinschaft teilt und so nochmal mehr voneinander lernt als nur durch die Erfolge – wenngleich es super ist, seine Freuden zu teilen und dadurch zu vervielfachen,“ betont Hanspeter.
Eine dieser besonderen Freuden war die Verleihung bei der größten österreichischen Honigprämierung, der Wieselburger Messe, wo Hanspeter im November 2024 die höchste Auszeichnung, die „Goldene Honigwabe“, für seinen Akazienhonig entgegennehmen durfte. „Das war schon was Lässiges, was gemeinsam mit vielen Imkerkollegen aus nah und fern gefeiert wurde,“ so Hanspeter strahlend. Er betreibt seine Imkerei auf seinem Biohof Foidl, wo man die Kostbarkeiten auch im Hofladen erwerben kann. Stolz ist Hanspeter auch auf die gute Zusammenarbeit mit seinem alten Sportkollegen Hans Achorner: „Wir führen zwar beide einen eigenen Betrieb aber helfen zusammen, wo es nur geht. Gemeinsam stehen wir auch besonders für den Schutz der Bienen und der Umwelt ein, eine Voraussetzung für eine ausgezeichnete Qualität unserer Produkte.“

Bee kind

Die fleißigen Bienen sind ein starkes Vorbild für eine funktionierende Gemeinschaft –­
jedes Individuum hat eine Aufgabe und ist unabdingbar. Daran nimmt sich der St. Johanner Bienenzuchtverein, der mittlerweile 80 aktive Mitglieder aus vielen umliegenden Gemeinden umfasst, gerne ein Beispiel. Hanspeter erzählt von zahlreichen Vereinsaktivitäten und Situationen, in denen man sich gegenseitig helfend zur Seite steht. Es ist dem Obmann ein Anliegen, dass jeder einen Platz in der Gemeinschaft hat und respektvoll behandelt wird – auch wenn man nicht immer dieselben Ansichten teilt. Wie gut das funktioniert, kann man unter anderem beim St. Johanner Weihnachtsmarkt beobachten: dadurch, dass sich so viele Mitglieder aktiv einbringen, fallen die jeweiligen Arbeitsschichten angenehm und relativ kurz aus und alle Produkte der Vereinsmitglieder werden beim Verkaufsstand gleichermaßen angeboten. Für die Weihnachtszeit wünscht sich Hans­peter: „Etwas, das meiner Meinung nach besonders zu Weihnachten in den Fokus rücken sollte ist das Miteinander. Wir leben heute in einer eher egoistischen Welt und es täte uns allen gut, öfter mal den Blick vom eigenen Tellerrand zu heben und uns umzusehen. Manchmal reicht schon eine Kleinigkeit, jemandem zu helfen oder etwas Gutes zu bewirken und gemeinsam sind wir immer stärker als allein.“
Viktoria Defrancq-Klabischnig

*Zitat von Erwin Ringel