Eine Urkunde, überreicht von Bundesministerin Köstinger persönlich – sowas gibt’s nicht alle tage …
Ortswärme-Geschäftsführer Fritz Obernauer über die Auszeichnung für „Kompetenz im Klimaschutz“ und die Hintergründe.
Im Jänner dieses Jahres machten sich Fritz und der Projektleiter der Ortswärme, Franz Harlander, auf den Weg in die Steiermark. Sie besuchten dort andere Fernwärmebetriebe, um Vergleiche anzustellen und interessante Inputs zu sammeln. Die Reise, die Exkursionen, das alles gehörte zur Einladung des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit. Höhepunkt: Die Verleihung der Auszeichnung für „Kompetenz im Klimaschutz“, die die Ortswärme St. Johann als eines von insgesamt nur sechs Unternehmen erhielt – Shakehand und persönliches Gespräch mit Ministerin Elisabeth Köstinger in Graz inklusive. Über die hohe Politikerin weiß Fritz nur Gutes zu berichten: „Eine sympathische Dame. Wenn sie redet, håt ma das Gefühl, dass sie weiß, wovon sie spricht. Und sie måg offensichlich die Leit’, war offen und entgegenkommend.“ Mit einem Gläschen Sekt stießen Fritz und Franz nicht nur mit der Ministerin an, man tauschte sich auch mit den anderen Ausgezeichneten aus. Diese Fahrt in die Steiermark wird den beiden wohl definitiv unvergessen bleiben, im positivsten Sinne.
Sie war allerdings nur Meilenstein eines Zertifizierungsprozesses, der schon vor der Gründung der Ortswärme im Jahr 2007 begann, immer begleitet vom Programm „klimaaktiv QualitätsManagement Heizwerke“. Laufende Betriebsberichte, Dokumentationen, Prüfungen und Monitoring sind seither täglich Brot für das Team der Ortswärme. Gewissenhaftigkeit ist hier eine gefragte Tugend. Die österreichweit standardisierte Methodik macht Betreiber vergleich- und messbar.
Von Anfang an eine Erfolgsgeschichte
Fritz, 51 Jahre alt, kommt eigentlich aus der „Bauecke“. Er besuchte die HTL, war dann in der Branche tätig und „landete“ schließlich im Bauamt der Gemeinde, wie er selber sagt. Als das Thema Fernwärme aktuell wurde, sollte er sich darum kümmern. Es würde wohl nur ein kurzes Aufpoppen sein, nahm man an.
Aber dann wurde das Projekt konkret und Fritz damals noch gemeinsam mit Alt-Bürgermeister Josef Grander als Geschäftsführer eingesetzt. Gesellschafter des Unternehmens sind die Gemeinde St. Johann (69 %) , die Firma Egger (26 %) und die Gemeinde Oberndorf (5%).
„Es wår sehr spannend, wås Neues auf die Füße stellen“, erinnert sich Fritz. „I wår und bin immer a bissl stolz darauf, dass i dabei wår, die Ortswärme aufzubauen.“ Das Faszinierendste war für ihn, dass die Erwartungen von Anfang an bei weitem übertroffen wurden. Um das Projekt zum Laufen zu bringen und wirtschaftlich zu machen, sollten 25 Gigawattstunden pro Jahr verkauft werden. Es waren von Beginn an deutlich mehr, heute sind es ganze 60 Gigawattstunden jährlich. „Vor ein paar Jahren waren es schon 2.000 Haushalte, die angeschlossen waren, dånn håm ma aufgehört zu zählen“, berichtet er.
Dass die Ortswärme eine Erfolgsgeschichte ist, gefällt nicht nur den Gesellschaftern, sondern auch ihren KundInnen, also den HausbesitzerInnen. Die Wertschätzung in der Gemeinde ist groß.
Und das, obwohl die notwendigen Grabungsarbeiten in den Jahren 2007/2008 und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten das Verständnis der Ortsbewohner sehr strapazierten.
Aber das ist längst Schnee von gestern. Und es hat sich ausgezahlt. Jedes Jahr kommen 15 bis 30 neue Kunden dazu. Sie profitieren von günstiger Energie, die zuverlässig und bequem zur Verfügung steht. Und noch dazu äußerst klimaschonend. Wobei Fritz klarstellt: „Erst muss für die Leit’ der Preis passen, dann muss es bequem sein, und wenn es für die Umwelt auch noch gut ist, dann ist es ganz was Bäriges.“ Der Umweltgedanke ist also (noch?) nicht entscheidend. Dabei überzeugt das Konzept der Ortswärme auch hier in allen Punkten:
90 % weniger Emissionen
Wer von einer fossilen Heizungsanlage auf Fernwärme umsteigt, spart damit fast 90 %(!) CO2. Und das ganz bequem und einfach, ohne große Umbauarbeiten im oder am Haus, ohne Fenstertausch, Fassaden-Isolierung oder ähnliche massive Eingriffe, die mit großem finanziellen Aufwand und „Baustelle im ganzen Haus“ verbunden sind. Es genügt, den alten Ölkessel „rauszuwerfen“ und den Heizraum mit Fernwärme zu erschließen. Danach spart man sich praktischerweise den Kaminkehrer und die jährliche Wartung des Heizkessels. Einen Brennstoff-Lagerraum braucht es nicht. Auch das macht Fernwärme so günstig. Wer sich dann vielleicht noch ein E-Car anschafft, hat seinen Teil in Sachen Klimaschutz auf jeden Fall erledigt und den ökologischen Fußabdruck massiv verkleinert.
Viel Service dank Glasfaser
Diese positive Klimabilanz war es ja auch, die der Ortswärme die Auszeichnung einbrachte, die Fritz und Franz natürlich gerne entgegennahmen. Wobei für sie das tägliche Feedback der Kunden noch wichtiger ist. Preislich sind die Kosten für die Fernwärme übrigens ungefähr mit jenen für Erdgas zu vergleichen. Manchmal liegen sie leicht darüber, manchmal darunter.
Im Preis inbegriffen ist auch viel Service. Hier hat die Ortswärme St. Johann vielen Anbietern in anderen Regionen etwas voraus: Mit den Rohren für die Fernwärme wurde nämlich auch ein Glasfaserkabel verlegt, das die Haushalte nicht nur mit Internet und Kabel-TV versorgt, sondern sie auch mit der Ortswärme-Zentrale verbindet. Die eingesetzte Leit- und Regeltechnik ermöglicht dem Team ein stetes Monitoring. Sollte es einmal Probleme mit der Heizung geben, können die Ortswärme-Mitarbeiter gleich feststellen, wo es „hakt“ – bei der Wärmeübergabestation oder im Haus? Die Ortswärme spielt bei Bedarf auch gerne „Hausmeister“: Verbringt ein Kunde zum Beispiel seinen Urlaub auf Mallorca, kann er noch vor seiner Rückkehr bei der Ortswärme anrufen und veranlassen, dass die Heizung zuhause von „Absenkung“ auf „Normalbetrieb“ umgestellt wird. Damit daheim kuschelig warme Wohnräume warten. „Unsere Kunden genießen bei der Heizung quasi ein ,Rundum-sorglos-Paket’“, sagt Fritz.
Die benötigte Wärme wird bei der Firma Egger aufbereitet. Der Hauptteil muss nicht erzeugt werden, sondern ist schon da: Bei der Spänetrocknung entsteht Wasserdampf, aus dem die Abwärme generiert wird. Über Wärmetauscher wird sie ins Fernwärmenetz übertragen. Ein kleiner Teil der Energie stammt weiters aus Biomasse, und wenn es im Winter richtig kalt ist, deckt der Energiemix mit Erdgas mögliche Spitzen ab. Dieser Anteil ist aber sehr gering.
Welche Pläne hat die Ortswärme für die Zukunft? Natürlich will man gerne weitere Kunden gewinnen. Vor allem aber wollen Fritz und sein Team das hohe Qualitätsniveau halten und ihre Kunden so bedienen, dass die Fernwärme eine bequeme und umweltschonende Heizform bleibt.
Doris Martinz