Der neue MG4 Elektro und sein größerer Bruder, der MG EHS Plug-in-Hybrid, im Test.
Von Überraschungen und „Wows“ …

Man sieht noch nicht viele Autos mit dem MG-Logo auf der Straße, Unterberger in St. Johann hat die Marke neu im Sortiment. Das Team ist sich der Verantwortung bewusst, die damit einhergeht: Der Premium-Autoauslieferer steht ja für ein gewisses Qualitätsniveau. Wir sind deshalb sehr neugierig, was uns erwartet.
Autofans verbinden die Marke MG übrigens mit offenen, zweisitzigen Sportwagen im England der 20er Jahre. Die „Morris Garages“ waren mit begriffs- und stilprägend für diese Art von Fahrzeugen, MG machte sie massentauglich und war mit richtungsweisenden Entwicklungen den Mitbewerbern stets eine Nasenlänge voraus. Heute gehört MG zum größten Automobilhersteller Chinas: SAIC Motor, der in Asien unter anderem für einen großen deutschen Konzern Autos baut. Erfahrung hat man also. MG ist preislich sehr attraktiv und soll mit seinen Modellen der breiteren Masse den Einstieg in die ­E-Mobilität ermöglichen.
Nach Einstiegspreislage schaut der MG EHS Plug-in-Hybrid aber – zumindest von außen – nicht aus. Das Rot des Testwagens steht dem Modell gut, die Optik des SUVs ist sportlich-elegant. Und innen? Auch da gibt es nichts zu meckern. Wir testen den MG EHS in der Ausführung „Luxury“-Linie“ mit Ledersitzen, Pano­ramadach und vielen Extras; die gesamte Innenausstattung ist hochwertig und optisch ansprechend. Ins Auge fallen die roten Ziernähte an den Sitzen, an den Türen und am Cockpit, schaut cool aus. Das Rot findet sich übrigens auch im Schlüssel wieder, das Ambientelicht ist ebenfalls in Rot eingestellt – sehr lässig. Alles sehr stimmig.
Bevor ich losfahre, mein typischer Handgriff: Sitz ganz nach oben stellen, ich bin nicht sehr groß gewachsen. Im MG EHS geht das elek­trisch und bis gaaanz hinauf. Selten sitze ich so hoch, ich fühle mich beim Fahren wie die „Queen of the Road“. Aber zuerst noch zur Innenausstattung: Über den Infotainment Touchscreen regelt man Navi, Medien und Klimaanlage.Die Klaviertasten unter dem Screen sind Schnellwahltasten für Heckheizung, Belüftung, Lautstärke und mehr. Ich brauche keine Erklärung, finde alles schnell selbst. Und stoße auf die Kamera, die man über den Touchscreen aktivieren kann. Ein paar Minuten lang beschäftige ich mich mit diesem Wunderding, man kann nämlich von 2D- auf 3D-Ansicht wechseln, bei der Vogelperspektive verschiedene Kameras rund ums Auto einschalten, und beim Rückwährtsfahren werden sogar die Zentimeter bis zum Hindernis oder zur Wand angezeigt. Sehr nützlich, wenn es eng hergeht. Und das tut es, vor allem beim Parken in (Tief-)Garagen. Der MG EHS ist 1.876 mm breit und damit so breit wie andere Modelle seines Typs – das ist natürlich völlig in Ordnung. Als ich später am Tag damit zum ersten Mal daheim in die Garage fahre, gibt es aber ein lautes Piepskonzert. Es hört sich an, als bekäme der Wagen gleich einen Herzinfarkt. Trotz der Aufregung bleibt er unversehrt. Als ich an den Testtagen weitere Male in die Garage fahre, kommt kein Warnsignal mehr. Lernt das Auto oder lerne ich dazu? Diese Frage bleibt ungeklärt.

Tolle Technik

Zum Fahrgefühl: Was soll ich sagen? Es fühlt sich einfach gut an, den MG EHS zu fahren. Er läuft ruhig und komfortabel. Selbst, als ich das Gaspedal komplett durchdrücke, wird er nicht unangenehm laut und beschleunigt sehr flüssig und ohne jedes „Ruckeln“ – das liegt wohl am 10-Gang-Automatikgetriebe, toll! Mit seinen 258 PS Systemleistung beschleunigt er auch aufwärts gut, es macht Freude, die Kraft des Wagens zu spüren. Sie kommt von einem Benzinmotor und einem E-Motor, die je nach Fahrsitua­tion eingesetzt werden. Eine tolle Grafik auf dem digitalen Cockpit zeigt, wie der Hybrid arbeitet, welcher Motor gerade aktiv ist und wie die Rekuperation, die Energie-Rückgewinnung, arbeitet. Da tut sich was während des Fahrens! Wenn man will und die Batterie ausreichend geladen ist, kann man rein elektrisch unterwegs sein. Dafür braucht man nur die EV-Taste (Elek­tromodus) in der Mittelkonsole zu drücken. Das ist genial, wenn man zum Beispiel zehn oder 15 Kilometer zur Arbeit fährt und das Auto daheim jeden Tag aufladen kann. Die rein elektrische Reichweite beträgt zirka 50 Kilometer und ist abhängig von Temperatur (bei Minusgraden ist die Reichweite geringer) und Fahrweise. Vergleichbare Modelle anderer Automarken haben diese EV-Taste auch – allerdings funktioniert sie nicht bei jedem so gut wie beim MG. Auch wenn man Vollgas gibt, bleibt der Wagen im Elektro-Modus. Apropos: Es gibt verschiedene Fahrmodi, die man über den Touchscreen auswählen kann: Zum Beispiel Eco, wenn man sparsam unterwegs sein will oder Sport, wenn noch mehr Beschleunigung und Sportlichkeit gefragt sind.

Ich darf den MG EHS Plug-in-Hybrid über die Osterfeiertage fahren, welch eine Freude! Fast jedoch stört der schnittige Flitzer den Osterfrieden in der Familie: Meine Töchter, 18 und 20 Jahre alt, behaupten nämlich, dass er schöner ist als das vergleichbare Modell, das mein Mann fährt. Uiii, da halte ich mich lieber raus.

Mein persönliches Fazit:
Der MG EHS Plug-in-Hybrid ist ein Top-Auto. Es sind Kleinigkeiten, an denen der Preisunterschied von immerhin bis zu 11.000,- Euro zu den Modellen anderer Marken spürbar ist. Die Kamera zum Beispiel könnte schärfere Bilder liefern, die elektrischen Sitze haben keine Memory-Funktion, die Fahrmodi und Rekuperationsstufen können nur über den Touchscreen gewählt werden und ein paar Kleinigkeiten mehr. Jede(r) muss wohl für sich entscheiden, wie viel ihr/ihm diese Details wert sind.

 

Daten und Fakten:

MG EHS Plug-in-Hybrid

Der MG EHS Plug-in-Hybrid ist in 2 Ausstattungslinien und 4 Farben erhältlich.
MG EHS Plug-in-Hybrid Comfort ab € 38.790,–
MG EHS Plug-in-Hybrid Luxury ab € 41.290,–

Getestet wurde der MG EHS Plug-in-Hybrid Luxury
Systemleistung: 190 kW/258 PS, elektrische Reichweite 52 km

Ausstattung: Alarmanlage, Wegfahrsperre, EPS, Bremsassistent, Berganfahrhilfe, Regensensor, Reifendrucküberwachung, Tempo- und Abstandsregelung, intelligente Fernlichtsteuerung, Geschwindigkeits-, Notbrems-, Stau-, Spurhalte-, Spurwechsel­assistent, Auffahrwarnung, Verkehrszeichenerkennung, Totwinkelüberwachung, Querverkehrswarnung, LED-Tagfahrlicht, Sportsitze aus Kunstleder, Sitzheizung Vordersitze, dynamisches Abbiegelicht, elektr. Heckklappe, Einparkhilfe vorne und hinten, Rückfahrkamera, 360°-Kamera, Multifunktionslenkrad, Panorama­schiebedach, 2-Zonen-Klima­automatik, 10,1“-Infotainment-Touchscreen, Apple CarPlayTM, Android AutoTM, schlüsselloses Zugangssystem, Ladekabel Mode 3…