Fred Stelzhammer war 40 Jahre lang Obmann des Skiclubs St. Johann. Er erzählt von Erfolgen und Enttäuschungen.

Als sich der Fred Stelzhammer 1964 in St. Johann niederließ, meinte sein Vater: „Bist du beklopft, was willst du in dem Schneeloch?“ Dabei war es doch – unter anderem – gerade der Schnee, der ihn in die Marktgemeinde zog. Geboren wurde Fred 1942 in Innsbruck, wo er bei Therese Mölk (heute MPreis) den Beruf des Kaufmanns erlernte. Dann kam die Einladung eines Freundes zur Silvesterparty in St. Johann. Fred war angetan vom vielen Schnee im Winter 1964/65. Bevor er nach Innsbruck zurückkehrte, sprach ihn Malermeister Radler an, der zu diesem Zeitpunkt in St. Johann ein Farbenfachgeschäft eröffnen wollte, ob er bei ihm nicht gerne als Führungskraft arbeiten wolle. Fred beschloss, die Zelte in der Landeshauptstadt abzubrechen und zog nach St. Johann.

Fred wird Obmann des Skiclubs

Viele Jahre lang war Fred Geschäftsführer von „Farben Radler“, bevor er sich in den 80er Jahren mit „Farben Fred“ selbstständig machte und schließlich auch „Freds Malerei“ in Erpfendorf gründete – ein Unternehmen, das 60 Mitarbeiter:innen beschäftigte, bevor er in den Ruhestand ging und den Betrieb an seine ehemaligen Mitarbeiter Sepp Erharter und Robert Steger übergab.
Fred war als Jugendlicher ein begeisterter und talentierter Skifahrer gewesen und hatte oft die Rennstrecken auf dem Patscherkofel, auf der Seegrube und auf dem Hafelekar unsicher gemacht. Mit 17 Jahren verletzte er sich bei einem Sturz aber schwer am Knie, seine Rennkarriere war damit vorbei.
Im Skiclub St. Johann wusste man von Freds sportlichen Vergangenheit und fragte ihn, ob er nicht die Jugendarbeit übernehmen wolle.
Er wurde zum Sportwart gewählt und unterstützte Trainer Albert Trixl viele Jahre lang. Als man dann einen Obmann brauchte, übernahm Fred das Amt – und blieb fast 40 Jahre lang der führende Kopf des Vereins. Damit ist Fred einer der längst dienenden Obmänner Tirols. In den Jahrzehnten, in denen er Obmann war, brachte der Verein einige erfolgreiche Skiläuferinnen und Skirennläufer hervor, die Rennen im FIS-Cup, Europacup und Weltcup fuhren. Für seinen Einsatz erhielt Fred viele Ehrungen, unter anderem das silberne Ehrenzeichen des Österreichischen Skiverbandes.

Karriere-Stopp

Als Fred den Skiclub übernahm, gab es die Sparten Sprung­lauf, Langlauf und Alpin. Tonangebend waren damals die Nordischen, die Alpinen waren ein „kleiner, begeisterter Haufen“. Fred setzte sich zum Ziel, auch die Alpinen aufs Podest zu bringen, und es gelang ihm schließlich.
Auch Freds Tochter Claudia sowie die Söhne Armin und René waren große Talente, die für den Skiclub zahlreiche Siege und Top-Platzierungen einfuhren.
Um die Skiclub-Kasse zu füllen, musste natürlich viel gearbeitet werden. Woche für Woche veranstaltete man Skirennen und andere Veranstaltungen wie Bezirks- und Landescup-Rennen, belgische Meisterschaften, Militär- und Polizeimeisterschaften und war natürlich – nicht zu vergessen – auch beim Jåggas’n dabei, wo der Skiclub eines der größten Zelte betrieb.
Das meiste jedoch spielte sich im Schnee ab. Für die vielen Rennen und Trainings brauchte es geeignete Trainings- und Rennstrecken. Fred begründete die „Sportiv“-Abfahrtsstrecke Eichenhof und den „Ruappen­hang“, beide wurden verkabelt und adaptiert. Als am besten für schnelle Einheiten – hauptsächlich im Slalom – geeignet erwies sich der Ruappenhang, schon bald tummelten sich hier 250 bis 450 Läufer:innen pro Bewerb. Nachdem Fred in privater Initiative den Hang beleuchtete, fand sich der halbe Bezirk zum Nachttraining ein. Auch die Firmen Salomon und Saab entdeckten die Piste, die ersten Skicrossbewerbe wurden nachts durchgeführt. Ein Highlight war der Parallelslalom zum Hahnekammauftakt, den Ingemar Stenmark für sich entscheiden konnte. „Zu meinem persönlichen Bedauern wurde dem Hang im wahrsten Sinne des Wortes das Licht abgedreht und der Lift abgebaut und damit eine der beliebtesten Publikums- und Profistrecken stillgelegt“, erzählt Fred mit wehmütiger Stimme.

Erfolge und Niederlagen

Jahrzehntelang bedeutete­ der Skiclub alles für Fred. Beruf und Hobby ließen sich gut vereinbaren: Die Malerei blieb den Winter über geschlossen; in dieser Zeit „tingelte“ Fred mit verschiedenen Rennläufern quer durch Europa zu den verschiedenen FIS- und Qualifikationsrennen. Als man ihn zum Bezirksreferenten in Kitzbühel machte, war er für alle Nachwuchsrennen im Bezirk verantwortlich und war auch überall dabei, natürlich ehrenamtlich. Er steckte viel Zeit in sein Hobby und als Sponsor auch viel Geld in den Club. „In meinem Büro in St. Johann habe ich eine Sekretärin und eine Halbtagskraft fix für den Club engagiert, denn ich hatte für den Verein mehr Korrespondenz zu erledigen als für die Firma“, erzählt Fred.
Da drängt sich die Frage auf, warum man sich das alles antut: so viel Zeit, Geld und bestimmt auch Nerven zu investieren in etwas, das doch eigentlich keinen offensichtlichen persönlichen Nutzen bringt. Fred überlegt kurz und sagt dann: „Ich war immer mit Leib und Seele dem Skirennlauf verschrieben, mir hat das immer viel gegeben.“
Dass er heute so rüstig und körperlich gut beisammen ist, führt er darauf zurück, dass er sich so viele Jahre mit der Jugend beschäftigte und selbst immer sportlich war. Er teilte Erfolge und Misserfolge mit den jungen Skifahrer:innen, das habe ihn selbst jung gehalten, so Fred. „Es war eine tolle Zeit!“ Eine, die auch Rückschläge brachte, aus denen man wertvolle Erfahrungen gewann. Zum Beispiel beim Thema Grasskifahren in St. Johann: Fred Stelzhammer organisierte am Hirschberg die erste EM auf Rollen. Er hatte die Sportart forciert, um mit seinen Schützlingen im Herbst nicht immer zum Gletscher fahren zu müssen und versprach sich viel von der neuen Trainingsart. Aber als die jungen Skitalente nach der Grasski-Saison die ersten Tore im Schnee anfuhren, lagen sie auf der Nase – auf Rollen ist der Bewegungsablauf ein völlig anderer. „Das war die größte Niederlage meines Lebens“, sagt Fred seufzend. „Wir haben den halben Winter gebraucht, um die Läuferinnen und Läufer wieder umzubauen.“

Es bleibt viel Positives

Wenn ihn auch einige Niederlagen schmerzten (unter anderem jene, als Tochter Claudia auf dem Höhepunkt ihrer Karriere das Handtuch schmiss), blieb unterm Strich doch viel Positives aus all den Jahren. Würde Fred sein Leben heute anders leben, wenn er noch einmal jung wäre? „Wenn man es rein von der Vernunft her betrachtet, wenn man die Kosten und Zeit summiert, dann müsste ich vieles anders machen“, sagt er. „Aber im Leben zählt nicht nur die Vernunft, sondern auch das Herz. Und mein Herz hat immer für den Skirennsport geschlagen. Er hat mir so viele schöne Momente geschenkt, so viel Freude. Wenn ich noch einmal jung wäre, würde ich wahrscheinlich alles wieder genauso machen.“
Noch immer hält Fred Kontakt zum Skiclub. Auf seine Erfahrung greift auch der aktuelle Obmann Bernhard Schwendter gerne zurück. Die Leidenschaft verbindet.

Doris Martinz