So klappt es mit dem neuen Job
Ihr sucht eine neue Herausforderung, einen neuen Arbeitsplatz? Andrea Swoboda hat wichtige Tipps für euch:
Die 40-jährige Münchnerin hat Soziologie, Psychologie und Pädagogik studiert und war viele Jahre lang in den Personalabteilungen großer Unternehmen tätig. Sie begleitete vielfach den „Mitarbeiter-Lebenszyklus“. Das bedeutet, sie stellte Leute ein (man spricht hier vom „Onboarding“), erlebte die Personalentwicklung mit und sammelte Erfahrungen im „Offboarding“ – bei Kündigungen. Immer war sie dabei den ArbeitnehmerInnen sehr nahe. Sie weiß, was es braucht, um einen guten ersten Eindruck zu machen, wie die Unterlagen aussehen sollten und worauf es beim Vorstellungsgespräch ankommt. Vor ein paar Jahren kam sie der Liebe wegen nach Kitzbühel und verstärkt seit 2019 das Team der Personalberatungsfirma „Impetus“. In dieser und in folgenden Ausgaben gibt sie euch, liebe LeserInnen und Leser, viele Tipps für eure Bewerbungen.
Hartnäckig sein, Geduld haben
Generell stellt Andrea Swoboda fest, dass Corona die Arbeitswelt verändert hat. „Wir bekommen immer mehr mit, dass die Anzahl der Stelleninserate sinkt und die Zahl der Stellensuchenden steigt“, schildert Swoboda. Das heißt, der Wettbewerb zwischen den Bewerbern ist intensiver geworden. Was also kann man tun, um sich von den anderen abzugrenzen und den Job zu bekommen? Eine ganze Menge. „Man muss unter anderem hartnäckig sein und Geduld haben“, rät Swoboda. Vielleicht solle man in Zeiten wie diesen auch den geografischen Radius vergrößern und längere Fahrzeiten in Kauf nehmen, regt sie an. Wichtig sei die Kreativität: Bewerbungsunterlagen sollten besonders ansprechend gestaltet werden.
Dabei ist natürlich der Lebenslauf von Bedeutung: Er muss übersichtlich und gut strukturiert sein. „Das ist ganz wichtig, das da kein Durcheinander herrscht“, betont Swoboda. Alle Daten müssen aktuell sein, auch Zeugnisse sind beizulegen. Von Vorteil ist es auch, Referenzen – also frühere Arbeitgeber – anzugeben, bei denen der „Personaler“ (wie Swoboda den Mitarbeiter/die Mitarbeiterin der Personalabteilung kurz nennt) Informationen einholen kann. „Sinnvoll ist es natürlich, nur jene Referenzen anzuführen, von denen man annimmt, dass sie positive Auskünfte geben werden.“
Die „Hausaufgaben“ erledigen
Allgemein gilt: Wer sich bei einem Unternehmen bewirbt, sollte einige „Hausaufgaben“ erledigen, wenn er/sie in die engere Auswahl kommen will. Eine davon ist, sich die Homepage des Betriebs anzusehen. „Dabei checkt man zum Beispiel ab, wie der Unternehmensauftritt ist, wie sich die Mitarbeiter zeigen, wie sie gekleidet sind, wie die Textierung ist – ob die Sprache des Unternehmens im Internet sehr klassisch oder jung und innovativ ist“, erklärt die Personalberaterin. So gewinne man wichtige Rückschlüsse und einen Eindruck davon, ob man in dieses Unternehmen überhaupt hineinpasst, dort mitarbeiten möchte und sich mit dem Auftritt generell identifizieren kann. „Da sollte schon ein erstes Matching, also eine Übereinstimmung, stattfinden.“
Präsentation per PowerPoint
In gewissen Sparten nutzen BewerberInnen immer öfter die Möglichkeit, eine PowerPoint-Präsentation über sich selbst zusammenzustellen, um sich dem Arbeitgeber im besten Licht darzustellen.
„Dabei ist wichtig, dass rauskommt, warum die eigenen Stärken und Talente gerade in dieser Firma nützlich sind“, so Swoboda. Welche Kenntnisse und Talente bringt man als ArbeitnehmerIn mit, um die ausgeschriebene Stelle gut abzudecken? „Es empfiehlt sich ein Perspektivenwechsel“, rät Swoboda. Heißt: Nicht jeden Punkt in der Ich-Form ausführen, sondern zum „Sie“ wechseln. Nicht in den Vordergrund stellen, was man sich selber von der Arbeitsstelle erwartet, sondern beschreiben, wie man als Teammitglied Probleme lösen kann, wie der Arbeitgeber von den eigenen Vorzügen profitieren kann. Bei einer PowerPoint Präsentation ist es zudem auch gut und wichtig, seine Erfahrungen anzuführen.
Das Motivationsschreiben: die Kür
Die digitale Präsentation muss auch die Motivation – also den Grund, warum man sich bei einem Unternehmen bewirbt – beinhalten. Der Lebenslauf sei die Pflicht, das Motivationsschreiben die Kür, benennt es Swoboda. „Dieses Schreiben darf auf keinen Fall das Gefühl vermitteln, dass es sich dabei um einen Serienbrief handelt, der für jedes Unternehmen, jede Bewerbung gleich aussieht“, macht Swoboda deutlich. „Ich ärgere mich als Personaler, wenn ich das Gefühl habe, aha, da wurde nur die Postion oder die Firma ausgewechselt, und das passt eigentlich gar nicht zur Stelle.“ Dem Motivationsschreiben kommt bei der Stellensuche eine tragende Rolle zu. Gibt es mehrere BewerberInnen mit denselben fachlichen Qualifikationen, kann man sich hier von den MitbewerberInnen abheben. Personaler schließen aus den Formulierungen und Informationen auf die Persönlichkeit der Bewerberin/des Bewerbers.
Das ist ja alles gut und schön, aber wie kann so ein Motivationsschreiben aussehen, was kann/soll drinstehen?
Bevor es zum Inhalt geht, noch etwas Wichtiges: „Das Schreiben sollte man nie mit der Ansprache „Sehr geehrte Damen und Herren“ beginnen“, rät die Personalberaterin. Es mag Überwindung kosten, doch: Es lohnt sich, sich die Mühe zu machen, im Unternehmen anzurufen und zu fragen, wer in der Personalabteilung für die Bewerbung zuständig ist und dann im Schreiben den richtigen Namen einzusetzen. Damit erreiche man den Empfänger/die Empfängerin gleich auf einer anderen, direkten Ebene. Außerdem kann man sich bei diesem ersten Telefonat, diesem ersten Kontakt, gleich ein paar Infos rausholen: Ist die Stimme am Telefon nett? Hilft mir die Person? Wie geht man in dieser Firma mit BewerberInnen um? „Das sind unter Umständen wertvolle Rückschlüsse, die man aus diesem Telefonat ziehen kann“, meint Swoboda.
Welche vier Fragen bei der Formulierung des Motivationsschreibens helfen, das lest ihr, liebe Leserinnen und Leser, in der nächsten Ausgabe der St. Johanner Zeitung. Dranbleiben! 😉
Doris Martinz