Die Haustechniker des Bezirkskrankenhauses St. Johann im Interview.
Worüber spricht man mit Haustechnikern? Über Technik? Ist nicht gerade mein Spezialgebiet. Außerdem interessieren sich nur Techniker für Technik. Mit diesen Überlegungen mache ich mich auf den Weg, um Alexander Gschwandtner und Thomas Bodingbauer zu treffen, Leiter und stellvertretender Leiter der Technik im Bezirkskrankenhaus St. Johann. Unser Thema ist das aktuelle Bauprojekt, die Aufstockung auf Trakt B des Bezirkskrankenhauses St. Johann; im Sommer 2024 sollen die neuen Räume ihrer Bestimmung übergeben werden. Als man im August die Firstfeier ausrichtete, lag man noch im Zeitplan. Und jetzt? „Jetzt immer noch“, antwortet Alexander „Alex“ Gschwandtner bei unserem Gespräch mit einem knappen Lächeln. Aber „sportlich“ sei es schon, das nächste Etappenziel zeitgerecht zu erreichen: die Fertigstellung des Hubschrauberlandeplatzes. Thomas Bodingbauer nickt vielsagend. „Derzeit fliegen die Hubschrauber den Landeplatz bei der Kaserne an, die Patient:innen werden mit dem Rettungsauto zum Krankenhaus gebracht. Aber im Winter, wenn die Skisaison beginnt, muss alles fertig sein.“ Von außen sei so ein Landeplatz ja nicht besonders spektakulär, so der 29-Jährige. Es seien die „inneren Werte“, die ihn ausmachen. „Da steckt viel Technik drin, zum Beispiel Löschanlagen, Enteisungsanlagen, Beleuchtung und vieles mehr.“ Die Unterkonstruktion sei aus Stahl gebaut, die Plattform aus Aluminium. Die ausführende Firma kommt aus der Schweiz; sie ist eine von nur fünf Anbietern in ganz Europa, die so ein Projekt ausführen können. Das klingt jetzt doch spannend. Dass der Landeplatz eigentlich ein technisches Wunderwerk ist, daran denkt man natürlich nicht – man sieht und spürt ja auch nichts von den Features. „Im Idealfall ist es bei Technik generell so, dass sie einem nicht auffällt“, so Alexander mit Augenzwinkern. „Sie wird nur dann zum Thema, wenn etwas nicht funktioniert“, ergänzt Thomas. Dafür zu sorgen, dass im Krankenhaus immer alles reibungslos läuft, ist Job der beiden.
Das Haus als Organismus
Als Kind baute Alexander Gschwandtner mit Leidenschaft Modellflugzeuge und -segelschiffe; er absolvierte die HTL und arbeitete danach in einem Planungsbüro in Salzburg. Für jenes übernahm er einst die Elektroplanung für den Trakt A des Krankenhauses St. Johann – und blieb hängen. Vor 32 Jahren war das. „Vielleicht baue ich ja in der Pension wieder Modellflugzeuge“, meint Alexander schmunzelnd. „Das ist noch lange hin“, meint Thomas, Alexander überhört geflissentlich die Bemerkung. Er wohnt an den Wochentagen in Kirchdorf, am Wochenende geht es heim nach Rauris.
Thomas’ Weg ist kürzer, sein Zuhause ist in Fieberbrunn. Auch er interessierte sich schon in jungen Jahren für alles Technische, absolvierte wie Alexander die HTL und kam danach über ein Stelleninserat ins Krankenhaus. Er hat in den neun Jahren, seitdem er hier arbeitet, viel von seinem Kollegen gelernt. Die technischen Anlagen in einem Betrieb, wie das Krankenhaus einer ist, sind ungemein vielfältig und komplex. Es dauert Jahre, bis man die Zusammenhänge versteht. Im Prinzip ist das Haus wie ein Organismus, den man verstehen und gesund erhalten muss; Alexander und Thomas sind demnach die „Ärzte der Fachrichtung Technik“ im Haus. Die aktuelle Aufstockung bei laufendem Betrieb entspricht im übertragenen Sinn wohl einer Operation am offenen Herzen. Zu schaffen ist so ein Eingriff in die bestehende Struktur des Gebäudes nur mit viel Erfahrung und Know-how, beides bringen Alexander und Thomas mit. Während ersterer im Büro „die Stellung hält“, während er plant und organisiert, ist sein junger Kollege als „Frontman“ auf der Baustelle unterwegs, er kooperiert mit der Bauleitung und ist an manchen Tagen gefühlt überall zugleich im Einsatz.
Dass die Aufstockung gleich mehrere Aufgabenstellungen auf einmal löst, begeistert Alexander am meisten. Das neue Stockwerk wird die neue Dialysestation, weiters eine Abteilung für Angiographie, Sonderbetten und eine neue Palliativstation umfassen. Dass man Palliativ-Patient:innen im Krankenbett auf die Terrasse bringen können wird, wo sie den Blick auf den Wilden Kaiser genießen, ist wohl einzigartig. Auch mit solchen Überlegungen befassen sich Alexander und Thomas. Was sie zu erzählen haben, ist weitaus spannender als erwartet. Weil es auch bei Technik immer um die Menschen geht.
Doris Martinz