Karina Plattner und Stefan Pletzer vom Verein „Mediation Löst“ helfen, Konflikte in der Nachbarschaft zu lösen.
Oft fängt alles ganz harmlos an: Man ärgert sich kurz über das Auto, das die Nachbarin so rücksichtslos geparkt hat, dass man selbst kaum durchkommt. Oder darüber, dass der Nachbar grillt und die frisch gewaschene und zum Trocknen aufgehängte Wäsche im Garten nach Holzkohle und Bauchspeck „duftet“. Oder über die „Jungen“ nebenan, die so lange Party machen, bis der Beat den Putz von den Wänden klopft. Kann alles mal vorkommen. Aber was, wenn die Nachbarin immer so parkt, wenn die Grillerei zur Dauereinrichtung wird und der Bass nebenan jedes Wochenende dröhnt? „Dann ist es höchste Zeit für ein klärendes Gespräch“, sagt Stefan Pletzer, und Karina Plattner nickt dazu. Die beiden sind Mediator beziehungsweise Mediatorin im Verein „Mediation Löst“ und haben es sich zur Aufgabe gemacht, Streitigkeiten zu lösen – zwischen (ehemaligen) Ehepartnern, Familienmitgliedern, Arbeitskolleg:innen und natürlich auch Nachbarn.
Man scheut das Gespräch
Wenn es Unstimmigkeiten gibt, sollte man also darüber sprechen. Einfach beim Nachbarn klingeln und in einem entspannten Tonfall sagen, was los ist: Was einen stört, warum es stört und vielleicht sogar gleich einen Lösungsvorschlag bringen. Damit der Nachbar oder auch die Nachbarin versteht, wo das Problem liegt. Ganz einfach, oder? „Nein, die meisten Menschen scheuen solche Gespräche“, weiß Karina Plattner. „Weil wir in der Schule vieles gelernt haben, aber nicht, dass und wie man solche Dinge artikuliert, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem es noch ganz easy ist, das Thema zu bereinigen“, so Karina. „Das wäre wichtig.“
So komme es, wie es oft kommen müsse, schildert Stefan ein mögliches Szenario: „Man fängt an, sich furchtbar aufzuregen. Man holt sich Verstärkung in der Familie oder schmiedet Koalitionen und sucht Verbündete, vielleicht sogar bei den anderen Nachbarn. Oder man sinnt auf Revanche. Aber geredet wird immer noch nicht.“ „Der Konflikt löst sich natürlich nicht auf, sondern wird immer schlimmer, bis er schließlich vor Gericht endet“, so Karina. Vor Gericht gebe es dann einen Gewinner und einen Verlierer, erklärt sie. Aber der Konflikt sei damit nicht beigelegt. „Der Nachbar darf vielleicht nicht mehr grillen oder Party machen – das macht das Verhältnis nicht besser.“
Streit kann krank machen
Was aber tun, wenn die Gelegenheit für ein ruhiges, entspanntes Gespräch verpasst ist? Wenn man sich abends mit einem unguten Gefühl im Bauch ins Bett legt und einem das Problem in der Nachbarschaft nicht aus dem Kopf gehen will? Oder wenn gar ein Gerichtsentscheid die Fronten noch weiter verhärtet hat? „Wir helfen den Parteien dabei, eine Lösung auf Gegenseitigkeit zu finden, mit der alle leben können“, sagt Stefan. Voraussetzung dafür sei, dass alle Beteiligten bereit sind, an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten. Und dass sich eine Partei an eine Mediatorin/einen Mediator wendet. „Wir geben dann Tipps, wie eine Einigung auch ohne uns noch gelingen könnte“, erklärt Stefan Pletzer. Wenn das nicht klappt, nimmt die Mediatorin/der Mediator Kontakt mit der anderen Partei auf und lädt zum gemeinsamen Gespräch. „Diese wird unserer Erfahrung nach oft angenommen“, so Karina Plattner. Das Erstgespräch zum Kennenlernen sei kostenlos, die weiteren Gespräche seien dann kostenpflichtig.
Ziel der Mediation ist es, ein gemeinsames Interesse zu finden, das über dem Konflikt steht. „Im Falle des Nachbarschaftsstreits ist es die Harmonie zwischen jenen Menschen, die Haus an Haus oder Tür an Tür wohnen“, weiß Karina. Das Zuhause solle ja ein Ort des Friedens und der Entspannung sein, an dem man sich vom oft stressigen Alltag erholt. Wenn es einen den Magen umdrehe, sobald man den Nachbarn oder die Nachbarin erblicke, oder wenn man sich jedesmal fürchterlich aufrege, wenn man im Flur über die Schuhe des Nachbarn stolpere, mache das etwas mit einem. „Und zwar nichts Gutes. Nachbarschaftskonflikte können krank machen“, weiß Karina.
Mediation hingegen kann helfen, selbst verfahrene Situationen wieder in Balance zu bringen. Weil es nicht um die Schuldfrage geht, sondern darum, wie man es schafft, sich wieder mit gutem Gefühl in die Augen zu sehen.
Bis vor einigen Jahren war Mediation bei uns noch weitgehend unbekannt. Die Akzeptanz dieser Art der Konfliktlösung werde nun allgemein besser, man rede darüber, berichtet Stefan.
„Zumindest wissen die Leute jetzt, dass es etwas anderes als Meditation ist“, lacht Karina. In den USA jedoch wird bei Gericht kaum ein Streitfall zugelassen, bei dem nicht versucht wurde, ihn im Vorfeld mittels Mediation zu lösen. Denn eine außergerichtliche Lösung spart Geld, Zeit und Ressourcen.
Nun: Nicht alles, was aus Amerika kommt, ist gut und nachahmenswert. Mediation jedoch kann auch in unseren Breitengraden ein probates Mittel für ein besseres Miteinander sein. Bei Bedarf sollten wir es am besten einfach ausprobieren …
Doris Martinz
Einladung zum kostenlosen Webinar
„Immer Ärger mit den Nachbarn?“
Nachbarschaftsstreit: Tipps für eine nachhaltige Lösung
Donnerstag, 20. März 2025,
19 bis 19.30 Uhr online,
Teilnahme kostenlos.
Anmeldungen erbeten per mail: info@mediationloest.at oder unter 0670 6501372
Mehr Infos zu Karina Plattner und Stefan Pletzer findet ihr über diese QR-Codes auf der Homepage der St. Johanner Zeitung.
Update: Stefan Pletzer ist mit Ende 2024 in Pension gegangen und übernimmt nun keine bezahlten Mediationen mehr. Er hilft aber weiterhin im Verein mit.