Das Ergebnis eines Monitorings in österreichischen Innenstädten zeigt auf, dass in „Sainihåns“ vieles gut läuft.

Wie entwickeln sich in St. Johann die Geschäftsflächen? Werden es mehr oder weniger? Eine wichtige Frage. Denn die Anzahl der Geschäfte, eine eventuelle Zu- oder Abnahme der Flächen oder auch Leerstände beeinflussen maßgeblich die Entwicklung der Ortsmitte. Während ein guter Branchenmix und attraktive Geschäfte einen Ort lebendig halten, wirken sich Schließungen und Abwanderung negativ aus. Vor gut drei Jahren gab deshalb das Team des Ortsmarketings St. Johann bei Hannes Lindner von der Agentur „Standort + Markt“ mit Sitz in Baden bei Wien ein Monitoring in Auftrag, dessen Ergebnisse jährlich zu Papier gebracht werden. Im März präsentierte der Standort-Berater die Daten und Fakten im Zuge eines Infoabends im Hotel Crystal in St. Johann, unterstützt von der Raiffeisenbank Kitzbühel – St. Johann.
Die gute Nachricht: Seit Jahren kann der Leerstand mit 4,6 Prozent in St. Johann sehr niedrig gehalten werden – mit durchschnittlich 15 Prozent liegen andere Kommunen deutlich darüber. Vorbild ist St. Johann auch bei der Entwicklung der Verkaufsflächen: Hier legte man seit 2019 sogar um 2,5 Prozent zu, während in vielen anderen Ortschaften ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist. „St. Johann ist seit Jahren die heimliche Einkaufs-Bezirkshauptstadt“, formuliert es Hannes Linder. Zufall? Nein, sicher nicht. Vielmehr ist es das Ergebnis intensiver und vorausschauender Arbeit.
„Wir haben uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten intensiv mit dem Ortskern als Teil des Masterplans für St. Johann befasst“, bestätigt Vizebürgermeister Hubert Almberger. Man habe das Potential der Marktgemeinde als Einkaufsstadt schon früh erkannt und immer gefördert – nun könne man die Früchte ernten.
Für ein attraktives Ortszentrum brauche es generell, so Lindner, ein aktives Herangehen durch ein Ortsmarketing, es brauche einen Masterplan, der mit ruhiger Hand umgesetzt wird und Maßnahmen zur Belebung wie beispielsweise den Wochenmarkt in St. Johann. „Das alles hat man in der Marktgemeinde richtig gut im Griff.“

Das Krankenhaus als wichtiger Faktor

Als wichtigen Faktor für die Belebung des Zentrums sieht Standort-Berater Hannes Lind­ner auch das Bezirkskranken­haus, das seinen Platz in der Ortsmitte hat. „Das sind Komponenten, die es braucht. Städteplanerische Maßnahmen wie ein Krankenhaus im Zentrum wirken extrem langfristig, den meisten Kommunen entgeht das“, so Lindner. Man verfüge in St. Johann zudem noch über Liegenschaften mit Potential wie das Areal des „Goldenen Löwen“. Ein „Sorgenkind“ für die Gemeinde, Lindner jedoch sieht es positiv: „In den letzten Jahren hat man so viel entwickelt, dass es nicht schlecht ist, wenn es schrittweise passiert.“ In den nächsten Jahren wäre es aber natürlich gut, wenn sich hier etwas tun würde. Er verstehe aber, dass man die Investoren nicht verpflichten könne und in diesem Fall die Gemeinde wohl nur Trittbrettfahrer sei. Eine Bezeichnung, die es für Almberger gut trifft. Es sei in der Vergangenheit nicht immer leicht gewesen, im Zentrum gewisse Einrichtungen anzusiedeln, aber man habe gewusst, dass es vieles einfach braucht. Auch wenn es bedeutete, dass damit mehr Verkehr ins Zentrum kam. Diesen habe man gut geregelt, meint Lindner dazu. Es seien auch notwendige zentrumsnahe Parkplätze und -garagen entstanden: „Wenn die potentiellen Einkäufer:innen weite Wege ins Zentrum zurücklegen müssen, denken sie sich, wäre ich doch bei meinem Tablet geblieben“, bringt er es auf den Punkt. Für ihn ist Verkehr nicht zwangsläufig etwas Schlechtes.

Dranbleiben

Als notwendige „next Steps“ sieht Lindner das Ausloten von Flächen, die noch genützt oder besser genützt werden können. Es gelte dafür Sorge zu tragen, dass im Zentrum weiterhin Wirtschaftsbereiche mit Arbeitsplätzen entstehen –
und dass auch neuer Wohnraum wächst, um so die Bevölkerungsdichte in Stadtnähe zu halten. Das alles sei wichtig, wenn ein Zentrum belebt bleiben soll. Eine große Frage sei auch jene, inwiefern dem Wachstum im Zentrum Grenzen gesetzt sind.
In den nächsten Jahren werde man sich vor allem mit dem „Klausner Areal“ beschäftigen, hier könne ein neuer Ortsteil entstehen, so Almberger. Viel Entwicklungspotential gebe es zudem im Westen nach der Unterflurtrasse bei der Kreuzung Süd Richtung Kitzbühel. Sein Zugang ist dabei ein demütiger: „Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden“, meint er. Die Zeiten seien nicht einfacher geworden, man müsse sehr überlegt weiterarbeiten und dranbleiben. So gut St. Johann in den letzten Jahrzehnten gearbeitet habe, ausruhen könne man sich nicht auf den Lorbeeren. Das sei allen bewusst.

Doris Martinz