Lisa Blassnig über Chancen im Pflegeberuf und ihren persönlichen Weg.
Lisa Blaßnig unterrichtet am Medicubus, sie bildet angehende Pflegekräfte aus. Die 30-Jährige stammt aus „Oschttirol“ – man hört es ein wenig am Dialekt – und schloss 2016 in Lienz die Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin ab. Daran hängte sie im Zuge eines Kombi-Studiums an der UMIT in Hall den Bachelor-Lehrgang. „Ich wollte die bestmögliche Qualifikation für meinen Beruf haben, das war mir wichtig“, erklärt sie auf meine Frage hin, warum sie damals den weiten Weg von Lienz nach Hall auf sich nahm. „Heute ist es einfacher, nun kann man den Bachelor ja im Medicubus in St. Johann machen. Der ,Bachelor of Science in Health Studies‘ ist übrigens das erste Studium, das im Bezirk Kitzbühel angeboten wird“, sagt sie, und es schwingt ehrliche Freude mit in ihrer Stimme.
Dass Lisa Blaßnig heute im Pflegebereich arbeitet, kommt nicht ganz überraschend: Ihre Großmutter sei „Krankenschwester aus Leidenschaft“ gewesen, erzählt sie lächelnd, sie habe Omas Berichten aus dem Krankenhaus immer mit Begeisterung gelauscht. Dennoch besuchte sie selbst die HAK, bevor es in den Bereich Pflege ging. „Damit habe ich auch das Wirtschaftliche kennengelernt. Es hat mir auch ganz gut gefallen, es ist hilfreich, dass man von diesen Dingen eine Ahnung hat“, meint Lisa. Es sei für sie jedoch immer ganz klar gewesen, dass nur ein sozialer Beruf in Frage kam. „Das hat sich einfach richtig angefühlt.“
Dass der Diplom-Lehrgang nun endgültig durch die Bachelor-Ausbildung ersetzt wurde, sieht Lisa Blaßnig nicht als Problem, ganz im Gegenteil: „Es gibt laufend neue Erkenntnisse, die die Pflege verbessern und noch mehr Qualität bringen, das Berufsbild verändert sich. Da muss die Ausbildung natürlich mitziehen. Ich sehe den Bachelor als Aufwertung für unseren Berufsstand, die uns allen Vorteile bringt.“ Schwerpunkte in der Ausbildung abseits der Pflege seien unter anderem Forschung und wissenschaftliches Arbeiten; auch kritisches Reflektieren werde geschult. „Das alles braucht es, damit sich die Pflege weiterentwickeln kann.“
Zum Bachelor ohne Matura
Das Argument, dass der Zugang zur hochkarätigen Pflegeausbildung nun nur mehr mit Matura möglich sei, lässt Blaßnig so nicht gelten: „Das Bachelor-Studium steht allen offen, es gibt ja auch alternative Wege.“ So könne man zum Beispiel eine Studienberechtigungsprüfung ablegen oder über die Pflegefachassistenz in das Bachelorstudium einsteigen, weiß Lisa.
Auch Bereiche wie Geburtshilfe oder Physiotherapie habe man in den letzten Jahren auf das Bachelor-Niveau gehoben. „Da gab es zuerst auch einen Aufschrei, aber mittlerweile hat sich alles gut eingespielt und die Qualität ist hier gestiegen“, weiß Lisa Blaßnig.
Sie hat für ihr Studium damals noch selber bezahlen müssen, inzwischen erhalten Absolvent:innen 600,- Euro im Monat. „Hätte man mir das so wohnortnah angeboten – das wäre der Oberhit gewesen!“
Fast sieben Jahre lang arbeitete Lisa in den Abteilungen Orthopädie und Ortho-Trauma am Krankenhaus St. Johann und absolvierte dann die einjährige Ausbildung zur Praxisanleiterin. Sie hat inzwischen auch den akademischen Lehrgang für Gesundheitsberufe abgeschlossen und schreibt an ihrer Masterarbeit für Gesundheitspädagogik.
Sie arbeitet nicht mehr am Patientenbett, sondern bildet im Medicubus neue Fachkräfte aus. Es sei eigentlich nie ihre Absicht gewesen, Lehrerin zu werden, gesteht sie. „Die Patientinnen und Patienten gehen mir schon ab. Aber die Arbeit mit den jungen Menschen hat mich einfach begeistert und sie tut es noch.“
Lisa Blaßnigs Weg ist ein kleines Beispiel dafür, wie viele Aspekte der Pflegeberuf hat, in wie vielen Teilbereichen man finden kann, was glücklich macht. „Die Politik muss die Bedingungen noch besser anpassen“, sagt sie darum, „aber das Arbeiten mit Menschen ist einfach toll. Ich würde mich jederzeit wieder für diesen Weg entscheiden.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Doris Martinz
Ausbildungen
Pflegeassistenz
Dauer 1 Jahr, Anmeldeschluss 21.06., (ohne Matura)
Pflegefachassistenz
Dauer 2 Jahre, Anmeldeschluss 10.06., (ohne Matura)
Bachelor of Science in Health Studies (BSc)
Dauer 6 Semester, Anmeldeschluss 26.05.