Der St. Johanner Herbert Stanonik erzählt aus seinem Leben als Profitänzer – auch davon, wie er bei der WM im Kreml tanzte.

Wenn Herbert Sta­nonik oder Herby, wie ihn die meisten nennen, heimkommt nach St. Johann, blättert er gerne in alten Fotoalben. Erinnerungen an die Schulzeit werden dann wach, und an die ersten Tanzstunden. Eigentlich kam alles ganz zufällig: Als er zehn Jahre alt war, baten ihn vier Hauptschulkolleginnen, mit ihnen gemeinsam einen Tanzkurs zu besuchen. „Die haben mich gefragt, weil ich so schlecht nein sagen konnte“, erzählt Herby lachend. Er habe dann mit den Mädels zwischen Maturant:innen und Pensionist:innen in einer­ Tanzschule seine ersten Schritte geübt. Wider eigenem Erwarten habe er sofort Feuer gefangen. Vielleicht wäre er heute somit gar kein Tänzer, wenn ihn die Mädchen damals nicht „mitgeschleppt“ hätten? „Das ist möglich, denn Tanzen war in unserer Familie kein Thema, da gab und gibt es viele Skifahrer und Skilehrer. Aber das hat mich nie fasziniert. Tanzen schon. Tanzen ist wie Skifahren, nur schöner, mit Musik und Eleganz.“

Vom Tänzer zum Tanzsportler

Herbys erste Tanzstunden fallen in die Zeit, in der die erste Staffel von „Dancing Stars“ ausgestrahlt wird. Der junge Tänzer verfolgt die Sendung gebannt, in ihm erwacht ein Wunsch: Er möchte auch gerne einmal als Profitänzer von der Jury bewertet werden. Im Alter von zwölf Jahren wechselt er von der Tanzschule in das Tanzsportzentrum Pillerseetal in Hochfilzen. Er betreibt das Tanzen nun als Sport, als kräfteraubenden Leistungssport, er entwickelt jede Menge Ehrgeiz und nimmt an Turnieren teil.
Und was sagen die Eltern damals zu seinen Ambitionen? „Sie waren stolz auf mich und haben mich sehr unterstützt. Mein Opa war und ist mein größter Fan und größter Unterstützer, er hat mich als Kind zum Training und auf die Turniere gefahren. Dafür bin ich ihm heute noch sehr dankbar.“ Anders sieht es in der Schule aus: „Wenn man als Bub tanzte, war man Außenseiter, weil es ungewöhnlich war – die anderen Jungen fuhren Ski und spielten Fußball. Mobbing war ein großes Thema.“ Herby erzählt, es habe seinen ganzen Mut gebraucht, sich den Hänseleien und Beleidigungen entgegenzustellen und seinem wunderschönen Sport treuzubleiben. So erlebt der Sainihånser in seiner Jugend durch den Tanzsport seine schönsten Momente, die ihn mit Energie, Kraft und Lebensfreude erfüllen. Auf der anderen Seite ist seine Leidenschaft aber auch Grund für Ausgrenzung und das schlechte Gefühl, anders zu sein.
Im Tanzsportclub jedoch fühlt er sich wohl. „Ich bin froh, dass ich dabeigeblieben bin. Ich habe mir immer gewünscht, einmal bei „Dancing Stars“ dabeizusein. Und zack, Träume werden wahr“, sagt er mit einem Strahlen in der Stimme. 2023 nimmt Herby zum ersten Mal an der Tanzshow teil, und auch heuer geht er an den Start. Aber zwischen dem ehrgeizigen Jugendlichen und dem „Dancing Star“ liegen spannende Jahre.

Tanzen im Kreml

Als junger Tänzer findet Herby zuerst in Salzburg eine passende Tanzpartnerin. Die Fahrten zum Training und zu den Turnieren verbindet er mit L17 Ausbildungsfahrten für den Führerschein, Opa Hois ist immer mit dabei. Nach der Matura, die er am Gymnasium der Marktgemeinde ablegt, absolviert er in Salzburg das Lehramt der Primarstufe (Volksschule), danach findet er eine Tanzpartnerin in Wien. Darüber habe sich die Familie nicht richtig freuen können, denn es habe seinen Umzug in die Hauptstadt bedeutet, so der Profi­tänzer. Mit Alina Soboleva tanzt er sich in den folgenden sieben Jahren bis ganz nach oben: Herby und Alina werden Vizestaatsmeister in der Kombination Standard und Latein; und dann qualifizieren sie sich im Showdance auch noch für die WM in Moskau, im Kreml, die im Dezember 2019, kurz vor Corona, stattfindet. Sie schaffen es bis ins Finale. „Das alles war unvergesslich: die Ankunft auf dem „Roten Platz“ vor dem Kreml, die hohen Sicherheitsvorkehrungen mit dem enormen Polizeiaufkommen, aber auch die wunderschönen Räumlichkeiten im Inneren des Kremls. Das vergisst man ein Leben lang nicht.“ Es gibt Videos von der WM, die Herby und seine Partnerin beim Showtanz zeigen: Alina, in ein zauberhaftes rosa Tanzkleid gehüllt, erweckt „Tamagotchi“ Herby zum Leben. Die beiden ziehen ihr Publikum mit einer atemberaubend dynamischen, verspielten und anspruchsvollen Choreografie auf höchstem Nivau in den Bann – das Ergebnis unzähliger Stunden harten Trainings. Und alles sieht so luftig leicht aus, besonders die Momente, in denen Herby seine Partnerin in die Luft wirbelt als wäre sie aus Zuckerwatte gesponnen.
Herby und Alina sind damals am Zenit ihres Erfolges angekommen – und beenden nach der WM ihre Karriere. Auch, weil aufgrund Corona der Sport zum Erliegen kommt.
Herby konzentriert sich nun auf seine beiden Jobs: Untertags ist er Lehrer in einer Wiener Volksschule, abends Konstruktur im Tanzsportverein. Nach den Jahren im Leistungssport hat er jetzt etwas Zeit für ein Privatleben: „Ich konnte endlich Einladungen zu Geburtstagsfeiern annehmen“, berichtet er lachend. Für eine Beziehung reicht die Freizeit aber immer noch nicht, so scheint es: Herby ist nach wie vor Single.

Der größte aller Träume soll wahr werden

2023 kommt dann die Einladung zur Bewerbung bei „Dancing Stars“, er wird als Profitänzer engagiert. Helle Begeisterung schwingt mit in seiner Stimme, als er von der tollen Zeit bei der Show berichtet. „Das war richtig cool, alle sind so nett – nicht nur die Tänzer:innen und Profis, sondern auch die Leute hinter der Kamera und das ganze Team. Das ist wie in einer großen Familie. Ich freue mich schon sehr darauf, das heuer wieder zu erleben!“ 2023 hat er mit einem männlichen Promi, dem Blogger Michael Buchinger, getanzt. Heuer wies ihm das Los die Tiroler Influencerin Anna Strigl zu. Die Auftaktveranstaltung findet am 7. März statt.

Das Unterrichten ist derzeit auf Eis gelegt, Herby fokussiert sich ganz auf die Show und seinen Job als Instruktor im Tanzsportclub. Und auf seine Social Media Accounts: Je mehr Follower er mit seinen Inhalten begeistern kann, desto größer ist die Chance, dass er bei „Dancing Stars“ heuer vom Publikum viel Unterstützung bekommt. „Das ist enorm wichtig, wenn man gewinnen will.“ Und gewinnen, das will Herby. Dann würde sein allergrößter Traum in Erfüllung gehen. Wir alle können mithelfen: Schauen und voten! 

Doris Martinz