Claudia Bergmann und Viktoria Scott haben mit ihrem Herzensprojekt einen Raum geschaffen wo Mamas und Papas mit Babys ausdrücklich willkommen sind.
Bunte Spielsachen, Babybrei, liebes Gebrabbel und die ersten, tapsigen Schritte, hie und da ein Tränchen – die Zeit mit einem Kleinkind ist etwas ganz Besonderes, wunderschön wie auch intensiv. Der Alltag steht Kopf und alles, was man sonst ganz anders planen und organisieren würde, funktioniert nun nach dem Zeitplan des kleinen Sprösslings. Treffen im einstigen Lieblingscafé oder Restaurant kann nun vielleicht stressig oder unangenehm werden, weil man natürlich niemanden stören möchte und dennoch auf die Bedürfnisse der Kleinen wie Stillen, Windelwechseln, Bewegungsdrang und vielem mehr nachgehen muss. „Die Wohnsituation junger Eltern bietet zunehmend weniger Platz, was die Integration von sozialen Aktivitäten erschwert. Insbesondere fehlt es an geeigneten öffentlichen Einrichtungen wie Cafés oder Restaurants, die als Treffpunkte für Eltern dienen können. Besonders in den Wintermonaten oder bei schlechtem Wetter sind Familien daher auf Indoor-Alternativen angewiesen,“ erklären mir Claudia und Viktoria bei unserem Treffen. Ihnen ist aufgefallen, dass besonders nach der Pandemie der Wunsch nach Austausch und Kennenlernen von anderen Eltern mit kleinen Kindern stark gestiegen ist. „Unser Anliegen ist es, einen Raum zu schaffen, wo Mamas und Papas mit Babys und Kleinkindern sich entspannt unterhalten können, dabei Kaffee trinken und Kuchen naschen und wo auch für die Kleinsten etwas geboten ist.“
Ein besonderer Beitrag für die Gemeinschaft
Die beiden erzählen mir, dass es sich als herausfordernd gestaltet hat, geeignete und kostengünstige Räumlichkeiten zu finden, die gleichzeitig die Möglichkeit bieten, eine Idee unkompliziert auszuprobieren. „Dank der Offenheit und des Vertrauens des Vereins Homebase St. Johann konnte unser Vorhaben vom Babycafé jedoch erfolgreich realisiert werden. Die hinteren Bereiche der Räumlichkeiten werden als Spielfläche umgestaltet, während im vorderen Bereich Sitzmöglichkeiten geschaffen werden, die ein einladendes Caféhausambiente erzeugen,“ so Claudia und Viktoria begeistert.
Babytreff in ungezwungener Kaffeehaus-Atmosphäre und für die Kleinen ein eigener Bereich mit verschiedenen Impulsen und Sinneserfahrungen – für eine freiwillige Spende ein sehr großzügiges Angebot, wie ich finde. Claudia erklärt: „Uns ging es nie darum, Geld mit unserem Projekt zu verdienen, sondern rein darum, Eltern und ihren Kindern etwas Gutes zu tun.“
Wie groß die Nachfrage nach ungezwungenen Treffs und Gesprächen mit anderen Eltern ist, erkennt man oft erst, wenn man selbst in der Situation ist. Viele haben schlichtweg nicht die Möglichkeit, in den eigenen vier Wänden viel Besuch zu empfangen oder sind durch Umzug etc. noch ganz neu bei uns in der Region und würden gerne andere Eltern kennen lernen. Kaffehaus- und Restaurantbesuche mit Kleinkindern sind oft mit Stress verbunden, vor allem wenn keine Rückzugsmöglichkeiten zum Stillen vorhanden sind oder die Kinder durch ihren Bewegungsdrang andere stören könnten. Auch ist es in dieser spannenden, wenn auch sehr intensiven Zeit oft Balsam für die Seele, mit anderen Eltern einfach reden zu können und zu hören, wie andere bestimmte Themen im Babyalltag meistern.
Hereinspaziert ins Babycafé
Das Konzept des offenen Treffs für Eltern mit Babys und Kleinkindern ist klar strukturiert: „Es gibt monatlich zwei Treffs, einmal für die Kleinsten bis ein Jahr, immer am ersten Donnerstag des Monats und einmal für die größeren, (also von ein bis zwei Jahre) am dritten Donnerstag des Monats,“ so Claudia und Viktoria. Im vorderen Bereich der Homebase erwartet die Besucher:innen ein gemütlicher Aufenthaltsbereich mit Kaffeebar und Naschereien (Claudia bäckt leidenschaftlich gerne Kuchen) und im hinteren Bereich baut Viktoria unterschiedliche Sinneserfahrungen für die Kleinen auf. Dabei achtet sie darauf, immer zu den neuen Impulsen auch etwas bereits Bekanntes anzubieten und unterschiedliche Themenbereiche einzubauen. „Wir arbeiten gerne auch mit Sensory Bags, die wir mit verschiedenen Materialien befüllen,“ so Viktoria. „Diese stellen oft Gegensätze dar wie leicht und schwer oder weich und hart. Dabei achten wir auch darauf, dass wir viele Gegenstände aus dem Alltag verwenden, die die Mamas und Papas auch zu Hause einfach zur Sinnesförderung ihrer Kinder verwenden können.“ Weiters bieten verschiedene Klangerfahrungen und Besonderheiten der Jahreszeiten wie Schnee und Eis im Winter oder ein Barfußweg im Sommer spielerische Abwechslung.
Mit viel Liebe und Fingerspitzengefühl
Im Babycafé lassen Claudia und Viktoria ihr Wissen und ihre Erfahrungen sowohl aus dem Berufsleben als auch vom Mamaalltag mit viel Herz und Fingerspitzengefühl miteinfließen. Claudia ist Lehrlingsausbildnerin bei der Firma Egger und erwartet in Kürze ihr zweites Kind, Viktoria ist Kindergartenpädagogin. Beiden ist es ein Anliegen, bei den Treffs im Babycafé den Eltern auch etwas für sich mitgeben zu können. „Wir laden immer wieder verschiedene Expert:innen ein, zum Beispiel in Bezug auf Babymassage oder Hebammen, damit man auch spezifische Fragen stellen kann,“ so Claudia. Eines der Highlights im Babycafé war für Claudia und Viktoria das Treffen mit Kräuterpädagogin Nina Wackerle, die den Besucher:innen zeigte, wie man mit wenigen Zutaten wundervolle natürliche Helferlein bei verschiedenen kleineren Beschwerden zaubert. Bei all diesen „Specials“ wird stets darauf geachtet, dass dies im lockeren Austausch stattfindet, denn Vorträge oder zu getaktete Workshops mit Kleinkindern sind meistens mehr Stress als Freude, wie die beiden aus eigener Erfahrung wissen.
Neue Blickwinkel und Freundschaften, die sich entwickeln
Claudia und Viktoria sind über das rege Interesse am Babycafé super happy und freuen sich ebenso über neue Expert:innen und Freiwillige, welche das Herzensprojekt unterstützen. Mittlerweile kommen auch immer mehr Gäste, die Urlaub in der Region St. Johann in Tirol machen zu den offenen Treffs, und durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Vereinen wie dem EKIZ St. Johann wurden wundervolle Synergien geschaffen. Am meisten freuen sich die Gründerinnen aber darüber, dass sich mittlerweile auch mehrere Freundschaften durch die Treffs entwickelt haben, und dass viele Besucher:innen durch den Austausch und den Gesprächen auf viele Themen unterschiedliche Blickwinkel werfen können.
Wer nun Lust bekommen hat, auch mal bei diesem bunten und fröhlichen Café vorbeizuschauen, findet alle Termine auf der Seite vom EKIZ St. Johann in Tirol und der Homebase, Anmeldung ist nicht erforderlich.
Viktoria Defrancq-Klabischnig