Kommandant Michael Schenk erzählt vom Hochwasser-Hilfseinsatz in Niederösterreich.

An den 15. September 2024 wird sich Michael Schenk, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr St. Johann, noch lange erinnern. Zum einen, weil man an diesem Sonntag mit zahlreichen Ehrengästen den Anbau am Gerätehaus feierte. Zum anderen, weil sich im Laufe des Tages die Hinweise darauf verdichteten, dass man ihn mit einigen „Mannen“ schon am nächsten Tag zum Hochwasser-Katastrophen-Einsatz in Niederösterreich anfordern würde. Am Montag, dem 16. September war es dann tatsächlich so weit: Sieben Freiwillige* und zwei Fahrzeuge (ein LFB-Löschfahrzeug mit Bergeausrüstung für Pumparbeiten und ein Wechselladerfahrzeug mit Mulde und Teleskoplader) trafen sich in Kufstein mit weiteren über einhundert Feuerwehrleuten und 35 Fahrzeugen aus Tirol. Im Konvoi mit Blaulicht trat man gemeinsam die Fahrt nach Tulln an. „Das war ein imposantes Bild, das sich einprägt“, so der Kommandant. Anspannung und Vorfreude darauf, helfen zu können, hätten sich bei ihm die Waage gehalten.
Zirka sechs Stunden später traf der Konvoi bei starkem Regen in der Landesfeuerwehrschule in Tulln ein. Die Männer fassten ihre Feldbetten aus und bekamen ein Abendessen. Tagwache am nächsten Morgen war um 6:00 Uhr, nach dem Frühstück ging es nach Atzenbrugg, wo der KHD Zug Kitzbühel/Kufstein über 40 Einsätze abarbeiten konnte: Es wurden Keller ausgepumpt, aber auch alltägliche Einsätze übernommen – so konnten die Tiroler einen Brand löschen und mit dem Atemschutz aushelfen, ihre Drohne einsetzen und ein Auto aus dem Wasser bergen. Auch für Dammsicherungsarbeiten wurden sie eingesetzt. Erschöpft, aber zufrieden, kehrten sie nach 14 Stunden Einsatz abends in die Unterkunft zurück. Am folgenden Tag arbeiteten sie weitere elf Einsätze bzw. Aufträge in Atzenbrugg und Rust ab, bevor sie nach dem Mittagessen um zirka 14 Uhr die Heimfahrt antraten. Zwar müde, aber mit dem guten Gefühl, wertvolle Arbeit geleistet zu haben.

Dramatische Situation

Auch bei uns gab es ja schon Hochwasser, wie erlebte Michael Schenk die Situation in Niederösterreich? „Bei uns waren die Einsätze immer räumlich begrenzt. Aber der Einsatzraum in Niederösterreich war gigantisch groß“, berichtet der Kommandant. Ständig seien Straßen gesperrt worden, das Feuerwehrhaus von Rust sei komplett „abgesoffen“. Die Nerven seien vielerorts blank gelegen, Aufgrund des hohen Wasserstands habe es immer wieder Zivilschutzalarm gegeben. „Wir wussten zuerst nicht, ob wir alles evakuieren müssen, aber das hat sich dann eingespielt“, erinnert sich Michael Schenk. Zudem habe man in Atzenbrugg mit einem weiteren Dammbruch rechnen müssen – er hätte fatale Folgen gehabt. „Die Unsicherheit und Verzweiflung waren für uns alle spürbar“, so Michael Schenk. Der Wasserstand eines Entlastungsgerinnes sei bei sieben Metern Höhe gelegen. „Unglaublich, wie massiv und schnell das Wasser kam.“ Teilweise habe es keine Trinkwasserversorgung gegeben, die Kanalisation sei immer wieder ausgefallen.

Dankbarkeit überall

Nicht nur Private waren betroffen, sondern natürlich auch viele Firmen. Bewusst wurde dieser Umstand den Tirolern, als einer der ansässigen Feuerwehrmänner seine Schwägerin bat, eine Jause zu holen. Sie kam erst nach zweieinhalb Stunden zurück, weil es die ersten Geschäfte, die sie angefahren hatte, nicht mehr gab. „Da hat man erst gemerkt, wie gravierend die Probleme sind.“
Wie dankbar die Niederösterreicher für die Hilfe der Tiroler waren, zeigte sich am Abend des ersten Tages: Einheimische empfingen die Kameraden im Feuerwehrhaus mit viel Beifall; und als sich der Konvoi am Mittwoch auf den Rückweg machte, waren am Straßenrand Transparente aufgestellt, auf denen
„Danke fürs Helfen“ geschrieben stand. „Es haben auch viele entgegenkommende Autofahrer aufgeblendet und, Daumen hoch’ gedeutet, das war schon schön“, erinnert sich Michael.
Man werde sich in Zukunft fragen müssen, ob die Vorkehrungen, die man auch bei uns getroffen hat, noch ausreichen. In Niederösterreich übertraf das Hochwasser alle Befürchtungen, es war weit schlimmer als ein hundertjähriges.
Gut sei es aber zu wissen, so der Kommandant, dass man im Notfall mit Hilfe aus nah und fern rechnen dürfe. „Auf die Feuerwehr ist Verlass!“
Doris Martinz

* Michael Schenk, Maximilian, Hüttner, Bernhard Thaler, Martin Astl, Michael Leo, Josef Sammer und Andreas Lackner