Der neue VW ID.3 von Volkswagen im Test. Über intelligente Systeme und ebensolche Scheinwerfer, einen Heidenschrecken und viel Genuss.

Schwarz“ sage ich, „nein, dunkelgrau“, korrigiert mich Patrick Gabriel, Autoverkäufer bei Porsche in St. Johann. Egal, der VW ID.3, den ich für zwei Tage ausleihen darf, sieht gut aus, schnittig, modern und größer als erwartet. Ein wenig kenne ich mich mit E-Autos ja schon aus, nach einer kurzen Einweisung geht es los, natürlich bequem im „Automatic“-Modus ohne Schalterei. Anders als bei allen bisherigen Marken ist der „Schalthebel“ beim VW ID.3 oben rechts hinter dem Lenkrad angebracht. Das ist anfangs etwas ungewohnt, aber bald kein Thema mehr, finde ich gut. Der Screen mit der digitalen Geschwindigkeitsanzeige, Ladestand der Batterie, etc. ist nicht integriert, sondern steht frei hinter dem Lenkrad. Von der Optik her auch ungewohnt, aber gut so! Der gesamte vordere Innenraum ist sehr reduziert, das schafft ein gutes Raumgefühl. Keine Spielereien, kein Kinkerlitzchen, dafür freie Sicht auf die Straße – mag ich. Das Display für Navi, Radio und Co ist groß und übersichtlich. Nachdem ich geschnallt habe, dass der Button links für das Hauptmenü steht, finde ich auch alles schnell.

Man gönnt sich ja sonst nichts
Ich wechsle vom Komfort- in den Sportmodus, mal schauen, was der VW ID.3 in puncto Beschleunigung zu bieten hat. 204 PS hat er, verriet Patrick, da sollte sich schon was tun, wenn ich aufs Pedal steige. Und so ist es auch, nämlich einfach herrlich! Man tippt leicht, und sofort zischt der VW ID.3 ab. Das bewährt sich vor allem, als ich an einer unübersichtlichen Stelle auf die Bundesstraße einfahre. Irgendwie habe ich an dieser Stelle sonst immer ein etwas ungutes Gefühl, man muss schnell sein beim Linksabbiegen. Mit dem VW ID.3 bin ich schon auf dem richtigen Fahrstreifen, noch ehe ich mir überlegen kann, ob ich fahre oder noch warte. Das geht unglaublich schnell und ist ein sehr, sehr gutes Gefühl der Sicherheit. Wow! Auf der Geraden zwischen St. Johann und Kitzbühel lasse ich mich zurückfallen, gebe dann Gas (bzw. Strom, wie es beim Elektroauto heißt) und genieße es, in die Rückenlehne gedrückt zu werden und nach vorne zu schießen. Ich kann ein Jubeln nicht unterdrücken. Klar, das soll man nicht machen. Aber es war wirklich wenig Verkehr. Und man gönnt sich ja sonst nichts. Yippie!

Zukunft – jetzt
Später fahre ich dann durch das Brixental nach Hause Richtung Mariastein und bei Wörgl auf die Autobahn. Der VW ID.3 ist mit einer digitalen Vignette ausgestattet, das muss ich ausnützen! Die Beschleunigung – der pure Genuss. Ich aktiviere das ACC-System (Active Cruise Control), den automatischen Distanzregler. Geht ganz einfach per Knopfdruck am Lenkrad. Was dann kommt, ist wie Zukunft, die sich schon jetzt abspielt: Das System hält nicht nur die Geschwindigkeit, wie es ein Tempomat macht, sondern beschleunigt und bremst je nach Verkehrslage. Ich nehme also auch den rechten Fuß vom Pedal und lasse das Auto machen. Das fühlt sich anfangs sehr komisch an. Der VW ID.3 hält brav den Abstand, den ich eingestellt habe, er wird schneller und bremst. Das Auto ist jetzt nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern auch Fahrer, und zwar ein überaus vorausschauender. Abruptes Bremsen gibt es nicht. Ich probiere das System am nächsten Tag auch auf der Landstraße im Frühverkehr aus – cool. Es scannt Geschwindigkeitsbeschränkungen und verzögert auch bei Ortseinfahrten. Über das Navi fährt es sozusagen „voraus“, bremst vor Kurven oder Kreisverkehren und zeigt den Verlauf mittels Hinweis über dem Lenkrad auch an: „Tempo 60 voraus“ oder „scharfe Linkskurve voraus“. Natürlich hält es auch ausreichend Abstand zum Vordermann, das Ding ist ja kein Rüpel.

Hilft beim Sparen
Zurücklehnen und entspannen ist angesagt. Als ich neulich mit meinen Schwestern unterwegs war, hätte mir das System viel Geld erspart. Mit fünf Mädels im Auto und entsprechendem Gequatsche habe ich nämlich zweimal ein Tempolimit übersehen. Mit dem VW ID.3 kann das nicht passieren. Der hält sich an alle Limits, und das ist super – vor allem auch auf Strecken, die man nicht kennt. Daheim weiß man ja, wo die Radarkästen platziert sind.
Nur lenken muss ich noch selber. Wie lange noch, fragt sich. Wenn ich den Mittelstreifen überfahre, ohne zu Blinken, dann rüttelt das Lenkrad – beim ersten Mal jagt mir das einen Heidenschrecken ein, und es gibt sogar einen Signalton. Bei aktiviertem ACC lenkt das System ziemlich vehement dagegen, wenn ich den Fahrstreifen ohne Blinken wechseln will. Man muss sich schon durchsetzen, wenn man einen Fahrfehler machen will. Oder es besser lassen, es kann Leben retten, gerade auf der Autobahn.
Auf der Bundesstraße wird es mir mit dem ACC aber irgendwann zu langweilig. Ich mag mich nicht sklavisch an die Tempolimits halten, und mein Vordermann vermisst meine Nähe im Rückspiegel bestimmt schon. Ich mach das wieder selber, fahre zu schnell und halte zu wenig Abstand, wie immer.

Nicht einmal Fliegen ist schöner
Am Abend fährt dann mein Mann eine Runde. Auch er will gleich auf die Autobahn, um sich beim Beschleunigen in die Sitze drücken zu lassen. Kann er haben! Er grinst über das ganze Gesicht.
Es ist schon stockdunkel und nass, wieder auf der Landesstraße, schaltet er das Fernlicht ein. Wow, es wird hell, aber wie! Die LED-Matrix-Scheinwerfer leuchten nicht nur die Straße vor uns aus, sondern schaffen ein großes, hell ausgeleuchtetes Blickfeld, intelligent an die Umgebung angepasst. Bei Gegenverkehr blendet der Wagen automatisch ab, eh klar.
Wir fahren durch Angath und freuen uns auf die steil ansteigende Strecke auf den Angerberg. Da taucht vor uns plötzlich ein großer Traktor mit Anhänger auf, aus der Traum vom hinauf Düsen. Das Gefährt kann man auf der kurzen Strecke nicht überholen. Oder doch? Mein Mann tritt beherzt aufs Pedal, und ehe wir uns versehen, sind wir schon vorbeigeflogen, steil bergauf, wie schwerelos, völlig losgelöst von der Erde … einfach nur geil.
Mein Mann kommt so richtig auf den Geschmack, und ich kralle mich an der Halterung oberhalb der Beifahrertür fest. Der ID.3 hält auch in den Kurven gut, zum Glück.
Abends ist das Fahrzeug mit seinen LED-Lichteffekten innen vorne und an den Türen ohnehin ein Hit. Die Farbe kann man individuell einstellen, mir gefällt das geheimnisvolle Blau super gut.
Der Wagen sperrt sich übrigens selbst auf, sobald man sich mit dem Schlüssel nähert. Sehr bequem. Abends zaubert er auch noch ein hübsches Lichtbild auf den Boden.
Der Wagen ist innen sehr geräumig, auch auf der Rückbank ist super viel Platz. Ich war erstaunt, dass selbst der Kofferraum noch ausreichend Platz für die Familieneinkäufe bietet.

Mein Fazit: Der VW ID.3 ist super. Für junge und auch ältere Fahrer, für Singles und Familien. Die Reichweite mit über 300 Kilometern reicht für den normalen Tagesgebrauch locker aus. Sicherheitssysteme machen Sinn und das Fahren wirklich sicherer, ein gutes Gefühl. Ob ein Elektroauto eine bessere ökologische Bilanz als ein „Verbrenner“ aufweist, sei dahingestellt und hier nicht diskutiert. Aber eines ist sicher: der Fahrspaß ist unübertroffen. Yippie! Doris Martinz

Getestetes Modell:
VW ID.3 1ST Edition Plus (Elektro)
Automatik, Systemleistung 204 PS/150 kW  EUR 44.090,–
Ausstattung: Automatische Distanzregelung (ACC) mit Verkehrszeichenerkennung, LED-Matrix Scheinwerfer, Sitzheizung, Parksensoren vorne und hinten, Rückfahrkamera, Spurwechsel­assistent, Spurhalteassistent, Navigation, schlüsselloses Schließ- und Startsystem, öffnen bei Annäherung, Vorbereitung für Car2X, dynamische Fernlichtregelung, uvm.

Den ID.3 gibt es mit 2 Batteriegrößen sowie verschiedenen Ausstattungslinien bereits   ab EUR 36.490,–
58 kWh mit einer Reichweite von 426 km (nach WLTP)
77 kWh mit einer Reichweite von 549 km (nach WLTP)

Preisbeispiel:
VID.3 Pro Performance Basis  EUR 36.490,–
E-Mobilitätsbonus – EUR 2.400,–
Umweltförderung – EUR 3.000,–
EUR 31.090,–
Ladedauer: (Beispiel bei der 58 kWh Batterie):
AC 7-kW-Ladestation ca. 8 h
AC 11-kW-Ladestation ca. 5 h
DC 100-kW-Ladestation ca. 30 min.
(entspricht einer Reichweite von 290 km nach WLTP)

Das Auto wurde uns zur Verfügung gestellt von Porsche St. Johann
Birkenstraße 18, 6380 St. Johann in Tirol
www.porschestjohann.at