60 JAHRE OPEL BEI AUTO SPARER. Von unvergesslichen Momenten, harten Zeiten und mehr.
Wer die Fakten kennt, kauft Opel“, so lautete im Jahr 1975 der Werbespruch für eine der bekanntesten und größten deutschen Automarken. Es gab und gibt aber auch Sprüche wie „Ein Fass, vier Reifen und ein Stoppel – fertig ist der Opel“. Die Marke zog seit der Gründung des Opel-Werks im Jahr 1862 in Rüsselsheim immer schon enorm viele Fans an und es gab lange Zeit auch Leute, die nicht für die Marke zu gewinnen waren. „Aber die sind in den letzten zehn Jahren fast verschwunden“, weiß Herbert Sparer junior. Kein Wunder, wenn sogar Fußballtrainer-Legende Jürgen Klopp Opel fährt – zumindest im Werbespot. In Wahrheit liegt es wohl daran, dass Opel bei Design, Technik und Preis in den letzten Jahren richtig „Gas“ gab und mit Modellen wie dem Opel Mokka, dem Corsa oder dem Astra überzeugt.
Bei Auto Sparer feiert Opel heuer sein 60-jähriges Jubiläum. Aber die Firmengeschichte begann bei Sparer schon früher:
1936 gründete Alois Sparer, Großvater des heutigen Firmenchefs Herbert Sparer, ein Radgeschäft in der Kaiserstraße in St. Johann. Er betrieb nach dem Krieg übrigens auch das erste Taxi in St. Johann und chauffierte seine Fahrgäste mit einer schwarzen Limousine. 1952 baute er in der Innsbrucker Straße ein Firmengebäude, 1955 fing er mit dem Autohandel an,
1963 verkaufte er den ersten Opel. Warum gerade Opel? „Es war damals eine hoch gefragte Marke, und es gab ja noch nicht so viele Autos, die in Serienproduktion hergestellt wurden“, erklärt Herbert senior.
Als Alois Sparer 1970 im Alter von nur 61 Jahren ganz unerwartet verstarb, führten er und sein Bruder Alois den Betrieb gemeinsam weiter: Alois übernahm die Werkstatt, Herbert kümmerte sich um Verkauf und Finanzen. Mama Maria stand ihren Buben bis ins hohe Alter zur Seite und kam jeden Tag in den Betrieb. Sie war die „gute Seele“ des Hauses, verfolgte die Expansionsprojekte ihrer Söhne jedoch mit Sorge: „Na Buam, wås toat’s denn scho wieder …“ Hannelore, Herberts Frau, trat nach ihrem Tod in ihre Fußstapfen – als gute Fee.
Kolonne an der Tankstelle
In den 70er Jahren ging es schnell bergauf, immer mehr Leute konnten sich ein Auto leisten. „Wenn du das Gehirn eingeschaltet und mehr gearbeitet hast als die anderen, konntest du Erfolg haben“, erinnert sich Herbert Sparer senior. Opel war schon damals eine sehr starke Marke. Der Opel Kadett ist aus dem Straßenbild jener Zeit nicht wegzudenken, „und die teuren Modelle wie Admiral oder Diplomat waren erfolgreicher als andere deutsche Edelmarken.“
Bis in die 90er Jahre betrieb Sparer eine Tankstelle. Herbert senior erinnert sich an eine Episode, die ihn heute noch zum Schmunzeln bringt: Damals war die heutige Gemeindestraße eine Bundesstraße mit entsprechend hohem Verkehrsaufkommen. Die Tankstelle lief gut, in der Nacht war sie jedoch nicht geöffnet. Eines frühen Morgens – so gegen halb zwei Uhr – kam Herbert Sparer senior mit zwei Freunden vom Jahrmarkt in Kitzbühel nach Hause und stellte ohne Erstaunen fest, dass sich vor der Tankstelle wieder einmal eine lange Kolonne an Autos gebildet hatte, deren Fahrer:innen auf das Öffnen der Tankstelle warteten. Herbert bat seinen Freund, der ihn nach Hause gebracht hatte, ihn quasi heimlich aussteigen zu lassen, doch jener meinte, man dürfe die armen Reisenden nicht warten lassen und erklärte sich – wie auch der zweite Freund – dazu bereit, Herbert bei der Ausgabe des Sprits zu unterstützen. „Dann kommen wir hier aber nicht weg, bevor der Tank leer ist“, warnte Herbert noch. Und so kam es auch: Erst als die zirka 3.000 Liter Benzin in die Tanks der Wartenden gefüllt waren, war Schluss. Das war um sechs Uhr morgens.
Da die Bundesstraße schließlich verlegt wurde und man den Platz brauchte, gab Sparer später die Tankstelle auf.
Die Luxussteuer kommt
Es waren bewegte Jahrzehnte, die man mit der Marke Opel erlebte. Das Jahr mit den meisten verkauften Autos ist 1977. Der Grund dafür ist ein einfacher: 1978 wurde die „Luxussteuer“ eingeführt und jeder wollte zuvor noch ein Auto kaufen. So verkauft haben wir in unserem ganzen Leben noch nie und nie mehr wieder“, erinnert sich Herbert senior mit einem Lächeln. Immer wieder ging das Sparer-Team auch durch schwierige Phasen. Es gab Wirtschaftskrisen, hohe Zinsen und andere Herausforderungen. „Man hat immer wieder kämpfen müssen, aber der Kampf war ein schöner“, sagt der Seniorchef. Er habe drei Zeiten miterlebt, zählt er auf: Erstens die Aufbauzeit, die schönste. Dann zweitens den Verdrängungswettbewerb und drittens, aktuell, den Vernichtungswettbewerb, bei dem jeder gegen jeden kämpfe.
Vor acht Jahren übergaben die Seniorchefs ihre Anteile am Betrieb an ihre Söhne Alois und Herbert. Alois junior übernahm den Standort in Saalfelden (Auto Beck), den man 1994 übernommen hatte, er ist dort weiterhin tätig; Herbert junior lenkt die Geschicke in St. Johann. Aber so ganz „alles sein lassen“ funktioniert für Herbert senior, 77 Jahre alt, natürlich nicht:
Er kommt täglich am späten Vormittag für ein Stündchen vorbei, um zu sehen, ob er seinen Sohn oder das Team in irgendeiner Weise unterstützen kann.
An dem Tag, an dem wir uns zum Gespräch treffen, vertritt er beispielsweise einen Mitarbeiter, der erkrankt ist, und schließt mit einer Stammkundin ein Geschäft ab – per Handschlag. „Den Rest macht dann der Mitarbeiter“, sagt er lächelnd. „Ich komme so lange täglich ins Geschäft, bis man mir sagt, dass ich nicht mehr kommen brauche.“
Begeisterung auf den zweiten Blick
Herbert junior, heute 44 Jahre alt, schätzt seinen Vater und weiß, dass er von ihm immer noch etwas lernen kann. Auch wenn die beiden Männer – natürlich – nicht immer einer Meinung sind. Unterschiedliche Auffassungen gibt es zum Beispiel im Umgang mit den Mitarbeiter:innen. Viele von ihnen sind seit Jahrzehnten im Betrieb. Es gab Mechaniker, die als Lehrling bei Sparer begannen und im Betrieb in Pension gingen. Und es gibt viele andere, die der Firma jahrzehntelang die Treue hielten und es noch tun. Das Betriebsklima war immer gut. Und doch: Das Verhältnis zwischen Chef und Mitarbeiter:in ist ein anderes geworden, es ist heute freundschaftlicher, der Arbeitgeber muss seinem Team ein Stück weiter entgegenkommen.
Eine Tatsache, die dem „Senior“ manchmal ein Kopfschütteln abringt.
Er und sein Sohn haben übrigens am selben Tag Geburtstag, sie sind beide an einem Sonntag geboren, sie tragen denselben Vornamen und machen denselben Job.
Dabei war es für Herbert junior gar nicht selbstverständlich, dass er in die Fußstapfen des Vaters treten würde. Er schraubte als Jugendlicher zwar gerne an Autos herum, er war aber auch sehr technik- und EDV-affin und sah seine Zukunft nicht im elterlichen Betrieb. Er besuchte die Handelsschule in Kitzbühel. „Papa hat das aber ganz clever gemacht“, erzählt er lächelnd. „Damit ich mir ein Taschengeld verdienen konnte, steckte er mich zum Autoputzen oder für Lagerarbeiten in die Firma.“
Die Begeisterung für das Unternehmen kam, als der Junior nach Schulabschluss auf den Eintritt zum Bundesheer warten musste und erkannte, dass die Firma viele Möglichkeiten bot, seine Interessen auszuleben. Nach dem Wehrdienst absolvierte er in Innsbruck die Lehre zum Mechaniker und KFZ-Elektriker und legte die Meisterprüfung ab. Dann fing er daheim im Kundendienst an, beim „Loisl“ und beim Papa. Das Studium der internationalen Wirtschaft an der Fachhochschule in Kufstein musste er nach vier Semestern abbrechen – es wurde dann doch alles zu viel.
Zuerst teilte sich der Junior mit dem Senior ein Büro und lernte viel von dem erfahrenen Unternehmer. Umgekehrt herrschte zumindest Vertrauen: Herbert Senior beäugte den Laptop, auf dem sein Sohn arbeitete, anfangs mit viel Skepsis und meinte nur: „Ich weiß zwar nicht, was du da tust, aber ich lasse dich machen.“ Herbert junior machte viel: Er änderte Abläufe, programmierte die ersten beiden Homepages der Firma, digitalisierte und ebnete den Weg in die Zukunft des Unternehmens.
Fokus auf die Elektrifizierung
Opel ist heute noch die wichtigste Marke bei Auto Sparer. Sie hat schwierige Zeiten durchgestanden und ist inzwischen Teil des größten europäischen Autoherstellers, Stellantis. Die Autobranche erlebte in den letzten Jahrzehnten nicht nur eine Technologietransformation, auch organisatorisch und im Vertrieb gab es viele Veränderungen. So kann man heute seinen neuen Opel beispielsweise im Internet konfigurieren und bestellen. Die Marke legt den Fokus auf die Elektrifizierung: Bis 2028 sollen alle Modelle als Elektro-Variante erhältlich sein.
Man will die Verfügbarkeit sichern und in Europa die nötigen Batterien bauen, die Vorbereitungen dafür laufen. Zugleich hält man sich aber bei Stellantis alle Optionen offen: Alle Modelle können auch mit Verbrennungsmotor ausgestattet werden, sollte das mit 2035 beschlossene „Aus“ widerrufen werden.
Herbert Sparer junior ist ein großer Opel-Fan: „Opel ist eine starke europäische Marke, ein deutsches, ein nahbares Auto und qualitativ sehr hochwertig.“ Bei den Modellen wird es in Zukunft einige Veränderungen geben: „Jeder Hersteller geht dorthin, wo er wirklich gut ist und deckt nicht mehr alles ab“, erklärt Herbert.
Das bedeutet, dass man am „Corsa“ festhalten wird und auch am „Mokka“ in seiner aktuellen, sportlichen Ausführung. Auch der „Astra“ wird weitergeführt, der neue „Frontera“ hingegen wird den „Crossland“ ablösen. Auch der Opel „Grandland“ wird durch ein neues Modell abgelöst werden. „Es wird ein gutes nahbares und hochwertiges Sortiment zum guten Preis geben.“
Opel sei bei Stellantis die stärkste Marke, weiß Herbert junior, da werde viel Energie hineingesteckt. „Opel hat extreme Strahlkraft!“
In Richtung Zukunft
Mit Spannung verfolgt man bei Sparer, wie die Entwicklung des Konzerns weiter verläuft und welche Technologien noch kommen werden. Man ist optimistisch: Unser Team lebt Opel, wir freuen uns auf die neuen Produkte und Systeme!“
Der Lieblingsopel von Sparer senior aus den letzten Jahrzehnten ist übrigens ein A-Kadett aus dem Jahr 1964, er steht derzeit im Keller. Bald wird er aber wieder angemeldet und fährt im Jahr durchschnittlich 500 Kilometer – Freizeitfahrten der allerschönsten Sorte. Herbert juniors Favorit aus der jetzigen Modellreihe ist der Opel Astra Kombi: „Weil er sportlich ist, einen großen Kofferraum hat für Fahrräder und andere Sportsachen. Ein richtig geiles Auto, er fährt sich einfach super und ist bei Design und Technologie zukunftsweisend.“
Mit derselben Begeisterung sprach man in den 70er Jahren bestimmt über den Manta, den Herbert senior fuhr. Ein absolutes Kultauto, bekannt auch aus dem Film „Manta, Manta“ mit Til Schweiger. „Der ging wie die Feuerwehr“, erzählt er. Er sei mit dem Wagen einmal nach Wien gefahren und habe die Strecke von St. Johann aus in zwei Stunden und 14 Minuten geschafft – Geschwindigkeitsbeschränkungen gab es damals noch nicht.
Heute sieht das freilich anders aus. Aber schnell und PS-stark muss ein gutes Auto immer noch sein. Schließlich geht es im rasanten Tempo in Richtung Zukunft.
Auf die nächsten 60 Jahre!
Doris Martinz