Frida, Jakob und Fabian unterhalten sich beim Wichtel-Basteln im Kindergarten KIM über das Weihnachtsfest.

Die Tannenzweige, die Kindergartenassistentin Sandra vorbereitet hat, duften herrlich – im Bastelzimmer riecht es wie in einem jungen Forst nach einem Regenschauer. Doch Frida, fünf Jahre alt, und Fabian, vier, nehmen davon keine Notiz. Sie haben sich schon ein paar kurze Zweig­lein geschnappt, um einen Wichtel zu basteln. Sandra zeigt ihnen, wie man einen kleinen Buschen formt und die Stiele mit Draht umwickelt. Da kommt auch noch Jakob, sechs Jahre alt, dazu, auch er macht sich gleich mit Feuer­eifer ans Werk.
Es sind nur noch wenige Wochen bis Weihnachten, die Vorfreude auf das Fest – im Speziellen wohl auf die Geschenke – ist greifbar. Haben die Kinder denn schon einen Brief ans Christkind geschrieben oder gebastelt? „Daheim noch nicht, aber in der Gruppe schon“, lässt mich Frida wissen. Für Fabian ist der obligatorische Brief anscheinend – noch – kein Thema. Einen Wunsch hat er aber: Ein elektrischer Hubschrauber mit Fernbedienung, der durch die Wohnung fliegen kann, soll es heuer sein. Der passe dann zu seinem Lamborghini, den man auch fernsteuern kann, erzählt er bereitwillig. „Wenn man das Licht ausschaltet und schlafen geht, und ich will noch eine Runde spielen, dann hat er vorne auch noch Lichter“, erklärt der Vierjährige. Soso. Was sagt wohl das Christkind dazu, wenn er – anstatt zu schlafen – im Dunkeln noch eine Runde mit seinem Lamborghini fährt? Am Ende möchte es vielleicht einmal mitfahren? „Nein“, meint er und schüttelt energisch den Kopf. Das glaube er nicht. Obwohl: „Die Oma hat das Christkind schon einmal durch den Wald zischen gesehen“, erzählt er mit leuchtenden Augen. Es hat also vielleicht doch ein Faible für Geschwindigkeit. Und weil es so schnell war, habe die Oma auch nicht erkennen können, wie es aussieht, so Fabian. Logisch.

Heiliges Christkind

„Die Mama sagt, das Christkind kann durch Wände gehen“, meint Frida. Das scheint den beiden Buben einzuleuchten, sie nicken fast andächtig. „Aber durch den Kamin kommt nur der Nikolaus“, stellt Fabian klar.
Wie stellen sich die Kinder das Christkind vor, wie sieht es aus? „Weiß“, meint Fabian. Frida stimmt ihm zu. „Hell und weiß, so wie ein Engel. Aber ohne Heiligenschein.“ Und warum ohne den Schein? „Das Christkind ist ja schon heilig“, antwortet die Fünfjährige in bestechender Logik.
Fabian kämpft ein wenig mit der großen Garnspule, die seinen kleinen Händen immer wieder zu entgleiten droht. Doch schließlich schafft er es, ein langes Stück roten Wollfaden abzuspulen und abzuschneiden. Er umwickelt damit das Bündel Zweige. Dann greift er herzhaft in das Glas mit Kunstschnee und lässt das Glitzerzeug über den fast fertigen Wichtel schneien. Schön wäre es doch, wenn das Christkind heuer Schnee bringen würde, oder? Ja, da sind sich alle einig, auch Jakob nickt. Er ist noch unentschlossen, was seine Wünsche für Weihnachten betrifft. Den Tag vor dem Heiligen Abend verbringe er bei seinem Opa, erzählt er. Abends, wenn es dunkel ist, läute dann ein Glöckchen, und dann seien plötzlich die Geschenke da.

Auf der Lauer

Frida wartet in ihrem Zimmer im oberen Stockwerk ihres Zuhauses auf die Bescherung, erklärt sie. Aus gutem Grund: „Weil wenn ich unten bin, und der Christbaum ist schon da, und ich bin ganz leise, dann rührt sich nichts. Keiner kommt.“ Sie habe sich schon einmal hinter der Couch versteckt, um dem Christkind auf die Schliche zu kommen. Ohne Erfolg. Seitdem warte sie geduldig in ihrem Zimmer, versichert sie.
Ich erzähle den drei Kindergartenkindern, dass ich bei mir zuhause einmal ein goldenes Haar gefunden hätte – wahrscheinlich vom Christkind. Frida möchte alles darüber wissen: wie lang das Haar war, wo genau es lag und so weiter. Sie ist skeptisch. „Das Christkind hat sicher ganz andere Haare“, meint sie. Blaue vielleicht? „Nein“, sagt Frida und lacht. Es hat ihrer Meinung nach auch keine grünen Locken. Gelbe vielleicht, räumt sie ein. Oder doch goldig glänzendes Haar, wie es Frida selbst hat? „Hm“, meint sie nur.
Alle drei haben daheim eine Weihnachtskrippe stehen, erzählen sie mir auf meine Frage hin. Dass das Jesuskind, das im Stall in der Krippe liegt, nichts mit dem Christkind zu tun hat, das die Geschenke bringt, steht für alle aber fest. „Ich würde es gerne einmal sehen“, meint nun auch Fabian. Frida schüttelt den Kopf. „Das erwischt du nicht.“

Ein neuer Aspekt

Die Vorweihnachtszeit ist die Zeit, in der die Kinder besonders artig sind, um dem Christkind nur ja nicht unangenehm aufzufallen. Wie verhält es sich bei den dreien, sind sie wirklich brav? Kurz herrscht betretenes Schweigen, sie befragen wohl ihr Gewissen. „Man muss ja brav sein, weil der Nikolaus ist dem Christkind sein Freund“, sagt Frida schließlich. „Und der kann dem Christkind das sagen“, erklärt sie auf die fragenden Blicke der Buben hin. Jene machen große Augen. Dieses Szenario hatten sie offensichtlich noch nicht auf dem Schirm, es macht sie nachdenklich. Mich auch, muss ich zugeben. Der Nikolaus mit seinem goldenen Buch als Petze? Ein ganz neuer Aspekt.
„Und der Nikolaus kommt mit dem Krampus“, fällt Fabian da ein. Er sei letztes Jahr beim Teufellauf der Koasapass dabeigewesen, berichtet er. „Aber das sind keine echten Teufel, sondern alles verkleidete Männer.“ Frida nickt heftig. „Ich bin auch ein Teufel“, sagt Fabian. Er formt mit gekrümmten Zeigefingern, die er an seine Schläfen hält, kleine Hörner und zieht wilde Grimassen. „Ich mag keine Teufel“, raunt mir Frida leise zu. Sie wisse, dass sie nicht echt seien. „Aber man hat trotzdem ein bisschen Angst“, gesteht sie. Die Buben nicken.

Musik fürs Christkind

Was ist für die Kinder das Schönste an Weihnachten? „Die Geschenke“, sagt Frida wie aus der Pistole geschossen. Wie viele liegen denn unterm Baum? Zwei, drei, vier? „Sechs, sieben, acht“, zählt Fabian triumphierend. „Ich freue mich, dass ich dem Christkind etwas vorspielen kann“, meint Jakob bescheiden. Auf mein Nachfragen hin erzählt er, dass er schon ein paar weihnachtliche Stücke auf der ­Zugin spielen könne. „Und ich spiele Geige“, wirft Frida ein. „Und ich Trompete!“, trompetet Fabian. Da wird sich das Christkind freuen – oder sich auch die Ohren zuhalten.
Die Wichtel haben inzwischen bunte Nasen bekommen und sind fertig. Hübsch sind sie geworden, jeder von ihnen hat ein anderes Gesicht.
Ich richte eine letzte Frage an die Kinder: Was sind die schönsten Geschenke, die das Christkind bringen kann? Fabian ist wieder einmal der Schnellste: „Die schönsten sind, wenn es viele sind!“
In diesem Sinne wünschen wir allen Kindern und Erwachsenen einen reich bestückten Gabentisch! 
Doris Martinz