Im Museum St. Johann erinnert eine ausgestellte WC-Tür an ein Kunststück, das einst ein vierbeiniger Bewohner des Pfarrhofs beherrschte.
Dekan Wieshofer (1752 – 1819 ) ist wohl eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Geschichte St. Johanns. Vieles weiß man von ihm: Er war der „Erretter“ des Orts, Freiheitskämpfer, Berater, Gebildeter, Priester und Gelehrter und erwarb sich höchste Meriten um die Marktgemeinde. Ein ganz anderes Licht wirft eine Anekdote auf ihn, die in Zusammenhang mit einer aus Holz gearbeiteten WC-Tür steht, die im Museum St. Johann bestaunt werden kann. Auf jener befindet sich die Abbildung seines Hundes „Schmecks“ – mit einer Laterne im Maul. Was hat es damit auf sich?
Dekan Wieshofer kaufte den Hund, einen edlen Pudel, einem fahrenden Zirkus ab. Vielleicht, weil das Tier offensichtlich sehr gelehrig war: Es beherrschte immerhin „25 seltene Pudelkunststücke“, wie es in Aufzeichnungen heißt. Der Hund verstand es beispielsweise auch, eine Laterne zu tragen. Wenn deshalb der Herr Dekan des nächtens im Pfarrhof das WC aufsuchen musste, lief Schmecks mit der Laterne voraus und wartete vor dem „Häuschen“, bis sein Herrchen fertig war. Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Namen des Hundes und den Gerüchen an dem Ort, an dem er mit der Laterne wartete, gab, ist nicht überliefert. Doch die Verbindung drängt sich gewissermaßen auf …
Den Tod des Tieres im Jahr 1793 (der Hund wurde neuneinhalb Jahre alt) betrauerte der Dekan sehr, man besang Schmecks Ableben durch „Elegien und Epitaphien“ (wehmütige Gedichte und Grabinschriften).
Um ihm ein Denkmal zu setzen, ließ Dekan Wieshofer seinen treuen Begleiter auf der WC-Tür verewigen und dazu folgenden Spruch anbringen: „Der berühmte Schmecks Meister von 25 seltenen Budelkünsten. Verlebte besungen mit Elegien und Epitaphien, dem 26 Dec. 1793. Alt 9 Jahre.“
Offensichtlich war der „gestrenge Herr Dekan“ also auch ein Mann von Humor. Diese Seite von ihm kennt man sonst aus den Geschichtsbüchern nicht.
Die WC-Tür ist eine Leihgabe der Pfarre, die das Kleinod lieber der Öffentlichkeit zugänglich macht, als es am eigenen Dachboden verstauben zu lassen. Der Museums- und Kulturverein freut sich sehr darüber.
Das Museum St. Johann ist in der warmen Jahreszeit regelmäßig geöffnet. Derzeit sind Besichtigungen für Gruppen auf Anfrage möglich. Schaut rein und bewundert Schmecks, wie er artig dasitzt und mit der Laterne im Maul auf sein Herrchen wartet! Auch die vielen anderen Exponate sind einen Besuch wert …
Doris Martinz