Magdalena Scheibler unterstützt mit ihrem Verein „Guadsdoa“ hilfsbedürftige Menschen nah und fern.

Magdalena und ich können ein Tischchen draußen bei der Krämerei ergattern und wir freuen uns über die angenehmen Sonnenstrahlen, die wir am frühen Abend unseres Treffens noch erhaschen können. In der Ferne gruppieren sich bereits ein paar verdächtig nach Regen aussehende Wolken, doch wir lassen uns davon nicht beirren sondern genießen unsere Tasse Kaffee bei Magdalenas spannender Geschichte über ein Waisenhaus in Afrika, und den Mut den es braucht, um seinen eigenen Weg zu gehen.

Der Ruf der Ferne

Alles begann mit einem Kreuzbandriss und Dr. Dreamy: „In meinem Krankenstand sah ich öfters die Serie „Grey’s Anatomy“ und da merkte ich auf einmal, dass ich das auch so gerne täte – Menschen helfen und mit ihnen arbeiten, statt an einem Rechner zu sitzen.“ Magdalena ist ausgebildete Bürokauffrau und hatte seit vielen Jahren eine sichere Stelle bei ihrem Arbeitgeber. Nach ihrer Genesung tat sie ihren Wunsch nach einer beruflichen Veränderung aber vorerst ab und machte wie gewohnt weiter – denn einen Branchenwechsel in den sozia­len Bereich hat sie sich einfach nicht zugetraut. „Kurz darauf riss ich mir wieder das Kreuzband, allerdings auf der anderen Seite,“ erzählt die heute 26-Jährige. Da wusste sie, dass sie die Stimme ihres Herzens nicht länger ignorieren durfte: „Ich musste einsehen, dass ich da, wo ich damals war, leider absolut nicht mehr glücklich war.“

Magdalena entschloss sich daher für eine Veränderung im Berufsleben und kündigte ihren Job. Ohne eine neue Stelle in Aussicht zu haben, aber mit dem Ziel vor Augen, Abstand zum Büro zu bekommen und nach ihrer Berufung zu suchen. Sie hatte schon seit längerer Zeit ein Patenkind in Tansania und war mit der herrlichen Natur und den wundervollen Menschen Afrikas bereits seit einem unvergesslichen Urlaub mit ihrer Mama in Berührung gekommen. Sie schaute nach, was es für Möglichkeiten für sie gab, und fand ein Freiwilligenprojekt, das in der Schule ihres Patenkindes stattfand. Somit stand Magdalenas nächste Station fest: Drei Monate als Volunteer in Arusha.

Cradle of Love Baby Home

Dort angekommen wurde sie mit dem einfachen Leben in Afrika konfrontiert – was aber kein Problem für die St. Johannerin darstellte. „Mich fasziniert es, wie die Leute so positiv und herzlich sind, obwohl sie so viel weniger haben als wir. Den größeren Kulturschock hatte ich, als ich wieder zurück nach Österreich kam.“ Den Tag in der Vorschule starteten die Volunteers mit einem gemeinsamen Frühstück, man isst dort eine Art Porridge. Sie musizierten mit den Kindern und lehrten sie das Lesen und Schreiben auf Englisch, denn die Amtssprache dort ist Swahili. Magdalena denkt gern an die schöne Zeit dort zurück. „Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, in der Vorschule nicht so richtig gebraucht zu werden.“ Sie konnte ihre Bedenken bei einem Gespräch mit der Organisation äußern und erhielt die Möglichkeit, in ein Waisenhaus, dem „Cradle of Love Baby Home“ zu wechseln – wofür sie sich dann auch entschied.

Hilfe für begrenzte Zeit

Im „Cradle of Love“ können bis zu 30 Kleinkinder im Alter von null bis drei Jahren aufgenommen werden. Die Schicksale der Kleinen sind herzzerreißend. Magdalena erzählt mir zum Beispiel von „Jonas“ der ihr besonders ans Herz gewachsen ist: „Er wurde von einem Nachbarn der Familie zu uns gebracht, weil er völlig sich selbst überlassen aufgefunden wurde.“ Zu Magdalenas Aufgaben gehörte es, die Kleinen zu füttern, Windeln zu wechseln, Nachtdienste zu verrichten – und ganz viel Kuscheln. „Die Kinder brauchen viel Liebe,“ weiß die junge Frau mit Sicherheit.
Im Laufe ihrer Freiwilligenarbeit wurde Magdalena bewusst, dass die Arbeit im Waisenhaus nicht aufhören würde, nur weil ihr Voluntariat zu Ende geht. „Ich wollte langfristig etwas bewegen und fragte nach.“ Von der zuständigen Person, der Holländerin Laura, erfuhr Magdalena, dass das Waisenhaus den Grund verlassen musste, weil der Grundstücksbesitzer ihn zurückhaben wollte. „Für mich war somit klar, dass wir Geld brauchen würden, um einen neuen Platz zu finden und um ein neues Haus errichten zu können.“ Kaum war Magdalena wieder zurück in Österreich, machte sie sich an die Arbeit und gründete den Verein „Guadsdoa.“ Sie erfuhr viel Rückhalt von ihrer Familie und Freunden, die sie in ihrem Vorhaben bestärkten. „Meine Schwester hatte die Idee mit dem Namen des Vereins,“ erzählt mir Magdalena stolz. Der Hilfsverein sammelte Spenden mit Veranstaltungen und Aktionen, auch in Zusammenarbeit mit der Homebase, wo unter anderem der Kaffeeklatsch stattfindet, bei dem man bei einer duftigen Tasse Kaffee und selbstgebackenem Kuchen mit seiner Spende Gutes tut.
Inzwischen hat „Guadsdoa“ die nötige Summe gesammelt, um den Umzug des ­„Cradle of Love Baby Home“ in ein neues Haus auf einem anderen Grundstück zu ermöglichen. „Es war ein langer Weg mit einigen Hürden und damit verbundenen schlaflosen Nächten – aber es hat sich alles zum Guten gewendet.“ Im September fliegt Magdalena wieder nach Arusha und freut sich schon auf das Wiedersehen mit den Waisenkindern und der Mitarbeitern des­ ­„Cradle of Love Baby Home“.
„Guadsdoa“ stellt seinen Wirkungsbereich aber auch einheimischen Hilfsbedürftigen zur Verfügung und konnte bereits auch im näheren Umkreis Gutes tun. Wer die Spenden des Hilfsvereins erhält, wird innerhalb des Vereins geklärt, man ist für Vorschläge und auch für größere Projekte offen. „Wir schreiben laufend unsere Aktionen und Projekte auf Social Media aus. Unsere nächste große Spendenaktion wird unser Stand beim Jaggassn sein.“
Magdalena schaut mich mit ihren hellen Augen an und mir ist, als würde mir aus ihrer herzlichen Art ein Stückchen afrikanische Sonne entgegenscheinen. Inzwischen ist sie bei der Lebenshilfe tätig und macht gerade ihre Ausbildung als Behindertenbegleiterin, wo sie bestimmt auch viel „guads doa“ kann. Die Wolken haben unser Tischchen bei der Krämerei nun doch erreicht, und wir müssen uns sputen, um vor dem Regen nach Hause zu kommen. So beenden wir unser Gespräch fürs erste, aber ich bin mir sicher, dass Magdalena noch so einiges von sich hören lassen wird!
In naher Zukunft möchte der Verein gerne Projekte in der Region unterstützen. Wer gerne spenden möchte, bitte gerne an folgende Bankverbindung. Die Spenden werden zu 100% weitergeleitet.

Guadsdoa
Hilfsverein für notleidende Menschen
IBAN: AT2020 505000000331611

Viktoria Defrancq-Klabischnig