Johannes Salvenmoser von EGGER über Pläne, die das Leben über den Haufen werfen, und mehr.

Seit 1. Mai dieses Jahres ist der Ellmauer Johannes Salvenmoser bei ­EGGER neuer Werksleiter für Produktion und Technik im Stammwerk St. Johann, zusätzlich zu seiner Rolle­ als Werksleitung im Werk Wörgl. Er folgte damit auf Albert Berktold, der den Ruhestand antrat. Johannes’ Weg im Unternehmen zeigt auf, dass vieles im Leben oft anders kommt als geplant. Und dass das gut sein kann.
Der 44-Jährige wuchs mit sechs Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof Oberbiedring in Ellmau auf. Er absolvierte das Studium der Forstwirtschaft an der BOKU Wien und arbeitete daneben auf dem Bau und als Skilehrer, um die Ausbildung mitzufinanzieren. In Wien lernte Johannes seine zukünftige Frau Anna kennen. Mit ihr wollte er sich nach dem Studium in Tirol niederlassen, eine Familie gründen, sich in die Vereine des Orts und vielleicht auch in den Gemeinderat einbringen. Vor allem die Musikkapelle war ihm wichtig: Johannes ist begeisterter Musikant und war schon im Alter von 17 Jahren Kapellmeister-Stellvertreter. Auch beruflich schien der Weg vorgezeichnet. Er würde wohl einen Job bei der Landesverwaltung der Bezirksforstinspektion antreten. Dann jedoch riet ihm ein Bekannter, sich doch einmal bei EGGER zu bewerben. „Und ich dachte mir, warum nicht?“, erinnert sich Johannes schmunzelnd. Das Vorstellungsgespräch sei ausgezeichnet gelaufen, erzählt er, 2008 startete er als Trainee der Technik und arbeitete dann im Holzeinkauf. Bald bot sich ihm die Chance, für ein paar Monate in das Sägewerk Brilon in Deutschland zu wechseln, das sich gerade in der Aufbauphase befand. Er übernahm dort schließlich die Werksleitung des Sägewerks – und blieb sechs Jahre lang. Seine Frau Anna folgte ihm und arbeitete ebenfalls in dem Werk, die ersten beiden Kinder des Paars sind in Brilon geboren. Weit weg von zu Hause –­ von der Welt, in der Johannes sich und seine Familie ursprünglich gesehen hatte. „Die Aufgabe in Brilon war sehr spannend und interessant, und ich wollte die Chance, mich zu beweisen, unbedingt nutzen. Die Jahre sind nur so verflogen“, erzählt Johannes.

Die Vereine müssen wieder warten

2014 kam Johannes zurück und übernahm im Werk in Wörgl den Holzeinkauf. Jetzt war endlich der Weg frei für mehr Freizeit. So dachte sich das Johannes zumindest. Allein: Ihm fehlten in seiner Position in Wörgl die Führungsaufgaben, die er in Brilon übernommen hatte, hier sah er seine Stärke. „Also habe ich mich 2019 entschlossen, die berufsbegleitende Ausbildung im Bereich General Management zu machen und wurde dabei von der Unternehmensleitung auch sehr unterstützt.“ Die Vereine mussten wieder warten, dafür blieb keine Zeit. Zumal die Familie wuchs: Inzwischen haben Johannes und Anna sechs Kinder im Alter zwischen neun Monaten und 13 Jahren.

Johannes übernahm im Anschluss die technische Werksleitung in Wörgl und führte den Betrieb durch herausfordernde Jahre mit der Pandemie und dem Konflikt in der Ukraine.­ In einem schwierigen Umfeld gut zu agieren und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Sicherheit zu geben, war wichtig und funktionierte gut. So gut, dass sich Johannes für höhere Aufgaben empfahl: Die Gruppenleitung übertrug ihm die Werksleitung in den Bereichen Technik und Produktion für das Stammwerk in St. Johann und für Wörgl.
„Das Vertrauen, das man bekommt, ehrt einen sehr und macht demütig“, sagt Johannes dazu. Seine neue Position ist kein „Nine-to-Five-Job“ – aktives Mitglied der Musikkapelle zu werden, geht sich wieder nicht aus. „Das ist jetzt kein Thema mehr. Dafür habe ich mich beruflich und persönlich weiterentwickelt, es haben sich ganz unerwartete Welten aufgetan.“

Laufend um den Großglockner

50 Prozent seiner Arbeit sei Führungsarbeit, erklärt Johannes. Es gelte, für das Team optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, Talente zu erkennen und zu fördern. „Wenn man Mitarbeitende­ in eine neue Position heben kann, dann macht einen das sehr stolz.“ In St. Johann verfüge man über viele gute Mitarbeiter:innen, deshalb investiere man hier auch. „Die 80 Millionen Euro, die wir in das neue Kraftwerk investieren, sind auch eine Auszeichnung an das Team.“
Johannes ist keiner, der sich davor drückt, Herausforderungen anzunehmen und Ziele zu verfolgen.
Wie sieht es damit im privaten Bereich aus? „Da liegt die größte Herausforderung definitiv im Zeitmanagement“, antwortet Johannes und lacht. Beruf und Familie könne er nur dank seiner Frau unter einen Hut bringen. „Einer meiner größten Erfolge ist, dass ich sie dazu gebracht hatte, mich zu heiraten, mit mir eine Familie zu gründen und das alles mit mir mitzutragen“, meint er schmunzelnd. Sie übernimmt daheim Logistik und Management. Sie hält ihm auch den Rücken frei, auch wenn er für Sportveranstaltungen trainiert. Zuletzt habe er bei einem Event laufend den Großglockner umrundet und dabei 110 Kilometer in 23,5 Stunden bewältigt. „Nur wenn man weit läuft, weiß man, wie weit man laufen kann“, sagt er dazu bescheiden. Das Laufen mache den Kopf frei, erklärt er.
Energie schenken ihm aber auch die Stunden im Kreis seiner Familie. Besonders, wenn alle gemeinsam musizieren: Auch die Kinder machen gerne Musik, es hat sich bereits eine Hausmusik formiert. Vielleicht erleben wir sie bei einem Tag der offenen Tür einmal? Man weiß nie, was kommt. Und manchmal kommt alles ganz anders als geplant. Johannes Salvenmoser weiß das nur zu gut.

Doris Martinz