Bürgermeister Stefan Seiwald über das Gewerbegebiet „Unterbürg“, über Erleichterung, ein bisschen Wut und mehr.

Nach zwei Jahren des Tauziehens hat das Land grünes Licht für das interkommunale Gewerbegebiet „Unterbürg“ gegeben. Wie groß ist die Erleichterung bei St. Johanns Bürgermeister Stefan Seiwald? „Bei den Betrieben, die darauf warten, ist sie sehr groß“, meint er. „Und bei mir schon auch“, setzt er etwas zerknirscht nach. Aber so richtig freuen, so scheint es, kann er sich nicht. Zu viel ist passiert, zu oft hat man das Projekt in den letzten zwei Jahren in den Medien kritisiert und mehrfach „zerlegt“. Dabei sei es eine gute Sache, davon ist Seiwald nach wie vor überzeugt. Letztendlich habe deshalb ja auch das Beratungsgremium des Landes einen positiven Beschluss gefasst. Dass es in den Medien aber teilweise so dargestellt wurde, als sei das Projekt von ihm und seinen Amtskollegen Alexander Hochfilzer, Going, und Stefan Jöchl, Reith, völlig unüberlegt in Angriff genommen worden, ärgert ihn immer noch ein wenig. „Wir sind keine Anfänger“, betont er. „Wir wissen um die Bedeutung und Wichtigkeit des Klimaschutzes und kennen die Problematiken von Bodenfraß und Versiegelung. Wir schicken da nicht einfach einen Bagger hin.“
Stefan Seiwald drückt mir ein mehrseitiges „Factpaper“ in die Hand, das unter anderem Maßnahmen zur Einhaltung von Rahmenbedingungen bei der Bebauung des 7,5 Hektar großen Areals beschreibt: Die Ausarbeitung eines städtebauamtlichen Konzeptes ist hier genannt, das Vorsehen einer multifunktionalen Flächennutzung, die Ausarbeitung eines Verkehrs- und Mobilitätskonzeptes und einiges mehr. Entstanden ist das „Papier“ in zahlreichen Workshops, bei denen sich viele Leute Gedanken über die optimale Nutzung des Geländes machten.

Das eine geht nicht ohne das andere

Zirka 70 Unternehmer:innen aus den drei beteiligten Gemeinden haben sich beworben, sie warten auf die Freigabe des Geländes und den Zuschlag. Sie alle brauchen den Platz, um ihre Firma aufzubauen oder das Unternehmen zu vergrößern. „Bekommen sie nicht die Chance, günstigen Gewerbegrund zu erstehen, müssen viele von ihnen zusperren oder abwandern – mit drastischen Auswirkungen auf den Standort“, erklärt Seiwald. Betriebe, die sich auf dem Areal ansiedeln, müssen Richtlinien erfüllen und Auflagen einhalten. „Es muss zum Beispiel das Verhältnis von Mitarbeiterstand und Flächenverbrauch passen, wir wollen da draußen keine leeren Lagerhallen.“
Es gehe den Gemeinden nicht nur um leistbares Wohnen, sondern auch um leistbaren Gewerbegrund, unterstreicht Seiwald. Das Areal Unterbürg soll durch die Ansiedelung des Gewerbes Kommunalsteuer in die Gemeindekasse spülen, das auch für den privaten Wohnbau eingesetzt wird. „Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Das eine funktioniert ohne das andere nicht.“ Es sei ihm bewusst, so Seiwald, dass mit dem Unterbürg-Areal die letzte Gewerbegebiet-Widmung für die nächsten 30 oder 40 Jahre ansteht. In den nächsten eineinhalb Jahren sollten sich die ersten Firmen angesiedelt haben. 

Doris Martinz